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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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gewesen war, brauchte ich einen Moment, um mich zu orientieren und die Wohnung meiner Schwester zu finden. Die Treppe bestand aus bröckelnden Betonklötzen auf einem rostenden Metallgerüst, und die Ziegelwände leuchteten in der Abendsonne grellrot. Es war die dritte oder vierte Tür … vor der dritten lag eine zusammengerollte Zeitung, also ging ich weiter und klopfte an die vierte Tür.
    Lauren öffnete und lächelte überrascht, kaum dass sie mich erkannt hatte.
    »John, was machst du denn hier?«
    »Ich bin nur so durch die Gegend gefahren.« Wieder konzentrierte ich mich darauf, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
    »Komm doch rein«, sagte sie, trat zurück und winkte. »Fühl dich wie zu Hause.«
    Ich trat ein und sah mich unsicher und zerstreut um. Eigentlich war ich aus keinem bestimmten Grund gekommen, sondern nur deshalb, weil ich unter Menschen sein musste und Laurens Wohnung der einzige Ort war, der mir einfiel. Jetzt war ich da und wusste nicht, was ich hier sollte.
    »Willst du was trinken?«, fragte Lauren. Sie schloss die Tür.
    »Ja, gern«, murmelte ich.
    Ihre Wohnung war sauber und ziemlich leer. Der Küchentisch war verkratzt, stellenweise blätterte die Farbe ab, und darunter kam das Sperrholz zum Vorschein. Er war jedoch makellos sauber, und die Stühle passten zusammen. Im Schrank standen nur wenige, sehr unterschiedliche Gläser, und das Wasser spuckte wild, als sie den Hahn aufdrehte. Lächelnd reichte sie mir ein Glas.
    »Tut mir leid, ich habe kein Eis.«
    »Schon gut.« Eigentlich wollte ich gar nichts trinken und nahm das Angebot aus reiner Höflichkeit an.
    »Was treibst du denn so?« Lauren ging ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen.
    Langsam folgte ich ihr. Ich stand immer noch unter großer Anspannung, die nur ganz allmählich wich. Mechanisch setzte ich mich auf einen Stuhl. »Nichts weiter«, sagte ich. »Schule.« Ich wollte mit ihr reden, fand es aber besser, einfach nur schweigend neben ihr zu sitzen.
    Lauren musterte mich einen Moment lang, und ihre Stimmung veränderte sich deutlich. »Mom?«, fragte sie, als wisse sie längst Bescheid.
    Seufzend rieb ich mir die Augen. »Es ist nichts weiter.«
    »Ich weiß.« Sie stellte die Füße auf das Sofa und legte die Wange auf die Knie. »Es ist immer nichts weiter.«
    Ich trank einen Schluck Wasser. Da es keinen Platz gab, um das Glas abzustellen, trank ich noch einmal.
    »Ist sie immer noch wütend?«, fragte Lauren.
    »Nicht auf dich.«
    »Ich weiß.« Sie blickte zur Wand. »Sie ist auch auf dich nicht wütend, sondern auf sich selbst. Auf sich und die ganze Welt, weil die nicht vollkommen ist.«
    Lauren war blond wie Dad, während Mom und ich pechschwarzes Haar hatten. Ich hatte die beiden Frauen immer als Gegensätze gesehen, was ihr Aussehen und ihre Persönlichkeit betraf, doch in diesem Moment sah sie Mom überraschend ähnlich. Vielleicht lag es am Licht, an den Schatten auf ihrem Gesicht oder an der Art und Weise, wie sie die Mundwinkel herunterzog. Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück.
    Es klopfte, und sofort war der Knoten in meinem Bauch wieder da.
    »Das ist sicher Curt.« Lauren sprang auf und öffnete, und dann hörte ich auch schon seine Stimme.
    »Hallo, du sexy … oh, Jim ist hier.«
    »John«, berichtigte Lauren ihn.
    »John. Entschuldige, Mann. Ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis.«
    Er ging um meinen Stuhl herum, ließ sich auf dem Sofa nieder und zog Lauren an sich. Ich wollte sofort aufstehen und gehen, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Ich trank einen Schluck Wasser und starrte ins Leere.
    »Immer noch so still?«, fragte Curt. »Ich habe ihn noch nie reden hören. Sag doch mal was, Kumpel. Ich weiß ja nicht einmal, wie deine Stimme klingt.«
    Ich hätte ihm gern alles Mögliche gesagt, Beleidigungen, Schmähungen und Drohungen, die mir seit unserer letzten Begegnung eingefallen waren. Kein Wort kam mir über die Lippen. Ich hatte keine Angst vor ihm – in der Schule hatte ich üble Schläger zum Schweigen gebracht, ich hatte einen FBI -Agenten an der Nase herumgeführt und mich mit einem Dämon angelegt. Aus irgendeinem Grund schüchterte Curt mich jedoch völlig ein. Wenn er in der Nähe war, erstarrte ich innerlich. Warum?
    »Er bekommt einen Drink und ich nicht?«, fragte Curt. »Keine Liebe mehr für deinen Freund?«
    Lauren versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter und stand auf, um ein weiteres Glas Wasser zu holen.
    »Und tu dieses Mal ein bisschen Eis rein.« Curt

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