Mr Monster
wurde man sie kaum noch los. Wenn wir nicht sofort etwas unternahmen, würden sich alle Toten die Bakterien durch unser Werkzeug und auf unserem Tisch einfangen. Damit wäre das Geschäft erledigt.
»Wartet und denkt nach«, sagte Mom. »Was haben wir berührt?«
»Gummihandschuhe«, sagte Margaret. »Ein Skalpell, um den Organbeutel zu öffnen, den Trokar.«
»Nur einen?«, fragte Mom.
»Er war schon mit der Pumpe verbunden. Ich habe nicht mal die Schublade mit den anderen geöffnet«, sagte Margaret.
»Ich habe das Desinfektionsspray, drei Lappen, den Kamm und das Shampoo berührt«, überlegte Mom. »John eine Flasche und einen Lappen.«
»Und den Türknauf hier«, sagte ich. »Und den im Bad.«
»Hast du dir nicht vorher die Handschuhe ausgezogen?«
»Nein.«
»John …«, murmelte meine Mutter genervt. »Na gut. Sonst noch was?«
»Ich habe den Karren geschoben«, erklärte Margaret, »und vorsichtshalber sollten wir auch die Anrichte desinfizieren.«
»Außerdem natürlich den Tisch«, überlegte Mom. »Margaret, du bestimmst eine Desinfektionszone, und dann werfen wir alles, was wir benutzt haben, dort hinein. So bleibt der Rest sauber, und wenn wir fertig sind, können wir den Raum desinfizieren, bis er quietscht.«
»Wir müssen die Polizei anrufen«, sagte ich.
Mom und Margaret sahen mich erstaunt an. »Warum denn das?«, fragte Mom.
»Es könnte für die Ermittlungen wichtig sein.«
»Was weißt du, was sie nicht schon wissen? Die haben die Tote vier Tage lang untersucht.«
»Stand es denn in den Dokumenten?«, fragte ich.
Mom warf Margaret einen nachdenklichen Blick zu. »John hat recht. Ron hätte es uns gesagt, wenn er es gewusst hätte. Die Bakterien hatten sich vielleicht noch nicht entwickelt.«
»Ron muss ebenfalls sein ganzes Labor desinfizieren«, stimmte Margaret zu. »Es nützt doch nichts, hier alles sauber zu halten, wenn jede Leiche, die er uns schickt, bereits infiziert ist.« Sie verdrehte die Augen. »Ich hätte nicht übel Lust, das selbst zu erledigen – ich weiß nicht, ob ich Ron zutraue, alles richtig zu machen.«
Mom zog sich die Handschuhe herunter, warf sie auf den Müll und wusch sich mit heißem Wasser und Seife die Hände. Dann drehte sie das Wasser ab, überlegte kurz, stellte es wieder an und reinigte auch die Armaturen und den Seifenspender. Sobald sie sicher war, dass alles sauber war, winkte sie mir, die Tür zu öffnen, damit sie sonst nichts mehr berühren musste, und ging ins Büro, um Ron anzurufen.
»Da hast du gut aufgepasst, John«, lobte Margaret mich. »Wenn sie noch nichts vom Gasbrand wissen, könnte eine der Verletzungen viel älter sein, als sie bisher annahmen. Du hast wirklich ein Talent, so etwas herauszufinden.« Sie wandte sich wieder dem Stapel mit den Organen zu, und ich kehrte zu der Leiche zurück. Gasbrand trat häufig auch beim Dekubitus auf – hässliche große Druckgeschwüre bei Patienten in Pflegeheimen oder bei alten Menschen, die sich nur selten bewegten. Auch Gangränen konnten Ursache für das Wachstum dieser Bakterien sein. Gewöhnlich traten sie nur unter bestimmten Bedingungen auf, und möglicherweise hatte dieses Opfer die Voraussetzungen dafür entwickelt, als es monatelang und ohne Bewegungsmöglichkeit gefangen gewesen war. Dafür gab es hier jedoch keine Anzeichen, und in beiden Fällen hätte es deutliche äußere Verletzungen gegeben. Die Wunden waren jedoch klein, und die Spuren offensichtlicher Infektionen waren schon während der Autopsie entfernt worden.
Es gab noch eine andere Möglichkeit, die entsprechenden Bakterien einzuführen, und dazu war keine große Wunde notwendig. Ich schob die Hände unter die Schultern der Leiche und hob sie etwas an. Die Haut unter meinen Fingern rutschte hin und her. Auch der Rücken war mit Schnittwunden, Einstichen und Verbrennungen übersät, doch einige waren, wie ich schon bemerkt hatte, größer als die übrigen. Unförmiger. Der Gerichtsmediziner hatte die Leiche so gut gesäubert, dass es keine sichtbaren Spuren von Entzündungen mehr gab, doch der Umriss der Wunden war Beweis genug, wenn man wusste, wonach man suchen musste: mehrere Verletzungen, die den anderen ähnlich sahen, jedoch unregelmäßig geformt und verzerrt waren, als seien sie gedehnt worden. Genau wie Druckgeschwüre, aber kleiner. Es gab nicht viele Möglichkeiten, wie so etwas mit einer gewöhnlichen Wunde geschehen konnte, und nur eine davon führte zur Bildung von Gasbrand. Irgendwie, ob
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