Mr Nanny
Hartley nicht nachweisen können. Dass dies lediglich ihre Seite der Geschichte ist.«
Goodman schürzte die Lippen und sagte dann: »Ihr zwei seid eine ganz andere Generation - ihr habt nicht die politischen Stürme durchlebt, die Maguire, Erik und ich durchlebt haben. Und mein Gefühl sagt mir, dass diese Frau die Wahrheit sagt. Ich habe außerdem das Gefühl , dass eine verschmähte Frau gern auf Rache sinnt. Besonders dann, wenn ihr mittels State Troopers der Laufpass gegeben wird. Und das Schöne für uns Nachrichtenleute ist« - er deutete auf jeden Einzelnen von uns -, »dass jene verschmähten, auf Rache sinnenden Menschen zu uns kommen, um ihre schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit zu waschen.«
News-Präsident Bill Maguire erhob sich, als wolle er die Nationalhymne singen. »Völlig richtig, Goodman. Besonders, wenn ich eine intelligente, ausgefuchste Produzentin zigmal dort runterschicke, um sie zum Reden zu bringen. Dann können die gar nicht anders, dann müssen sie reden.« Er versuchte, mir um den Bart zu streichen. »Und dann bricht der Damm. Dann erzählen sie dir ihre ganze gottverdammte Geschichte. Auf diese Geschichte waren doch alle scharf, alle wollten sie haben. Aber sie hat sich die Besten genommen. Und warum auch nicht?« Er blickte scheinheilig in die Runde, schlug sich zweimal auf die Brust. »Denn wir sind die Besten im Nachrichtengeschäft. Das hat Theresa Boudreaux selbst gemerkt - nachdem sie mit allen anderen geliebäugelt hat. Und ihr könnt wetten, dass Leon Rosenberg ihr das Gleiche gesagt hat. Deshalb ist sie zu uns gekommen, deshalb hat sie sich die Haare und die Nägel machen lassen und den guten Kongressabgeordneten an den Galgen gehängt.« Maguire wies mit dem ausgestreckten Finger auf mich, die Augen gefährlich zusammengezogen. »Die Leute lügen nicht vor einem Millionenpublikum. Sie kommen zu uns, sie erzählen uns ihre Geschichte, sie erleichtern ihr Herz. Niemand - ganz besonders niemand, der versucht, sich als Farrah-Fawcett-Verschnitt zu verkaufen - stellt sich vor die Kameras eines der größten Nachrichtensender des Landes und gibt zu, es sich durchs Hintertürchen besorgen zu lassen. Nicht ohne guten Grund.« Er senkte die Hand, drehte sich um und machte Anstalten zu gehen. Dann blickte er mich noch einmal an. »Das Ding geht in siebenunddreißig Minuten auf Sendung. Und ich werde jetzt, wie es meine Gewohnheit ist, hinauf in mein Büro gehen, mich in meinen schönen Ledersessel setzen, mir ein Glas Wild Turkey genehmigen und mir eine weitere brillante Folge von Newsnight mit Joe Goodman ansehen. Danke, Ladys und Gentlemen.«
Mit diesen Worten verschwand er.
29. Kapitel
Abkühlung
Erste Nachricht. Biep.
Hallo, Liebes, hier ist Christina Patten.
Zwei Dinge. Eins klein. Das andere: o Mann! Zuerst die Kleinigkeit: Es wird ein kleiner Empfang bei mir stattfinden, für all jene, die so gut waren und Tickets für das Fabergé-Event gekauft haben - Cocktails, Büffet etc. Du musst kommen! Da es dein erstes Mal ist, kannst du leider noch nicht bei der Begrüßung der Gäste mitwirken - tut mir leid! Aber ein neues Gesicht würde alle bloß verwirren. Und jetzt zu meiner anderen Nachricht - halt dich fest, das wird dich umhauen!Wir haben’s auf die Titelseite des Madison - Avenue -Magazins geschafft! Nicht zu fassen, oder? Wir sehen supertoll aus, wie ich gehört habe, und auch die Bilder im Innern sollen ein Knaller sein. Kann’s kaum erwarten, sie zu sehen. Bussi, bussi.
Oh Gott, was würde Peter dazu sagen? Er wusste ja nicht mal, dass ich für die Zeitschrift »posiert« hatte. So ging es mir jetzt immer: Egal was in meinem Leben passierte, ich überlegte sofort, was Peter sagen, wie er mich aufziehen würde. Er war der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens geworden. Ich hatte die Stoppuhr gestern Abend während der Sendung nicht aus der Hand gelegt, hatte wieder und wieder über die Gravur auf der Rückseite gestrichen.
Zweite Nachricht. Biep. Meine Herzallerliebste! Ich bin so stolz auf dich und auf deine tolle Sendung. Mein E-Mail-Fach ist jetzt schon voll von Gratulationen - dabei habe ich die Sendung selbst noch gar nicht gesehen. Aber das werde ich morgen nachholen. Du bist die beste Produzentin derWelt. Ich hoffe, Goodman weiß, was er an dir hat. Ich jedenfalls weiß es. Und ich bin so stolz. Und nochmals Entschuldigung wegen meines Patzers heute Morgen. Biep.
Na gut, vielleicht sollte ich mich ja doch nicht von ihm scheiden lassen
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