Mr Nanny
den Gang entlang, wobei ich mich an den Wänden abstützen musste, um nicht umzufallen. Da, eine Tür. Mist, bloß eine Wäschekammer. Ich spürte, wie mir die Tomatensandwichs hochkamen. Mir blieben nur noch Sekunden, bevor ich mich auf Susannahs wunderschönen Teppich erbrechen würde, vor den Augen all dieser Grid -Ziegen, mit ihren muschelbesetzten Zahnstochern.
Ich taumelte auf die letzte Tür am Ende des Gangs zu. Der Knauf ließ sich nicht drehen, steckte fest oder war zugesperrt. Peter drängte sich vor und warf sich mit Gewalt gegen die Tür.
Endlich, ein Kinderzimmer. Ein Kinderbett, ein Mobile, ein Schrank voll Silberbecher. Ich blickte mich hektisch nach einer Badezimmertür um. Rechts: nichts. Links: Ja, da war was. Etwas Schreckliches.
Eine Frau lag auf dem Boden, die Beine in die Luft gestreckt. Der Kopf eines Mannes lag zwischen ihren gespreizten Schenkeln und verschlang sie, wie ein hungriger Löwe eine frisch erlegte Gazelle. Er kniete am Boden, den Hintern in die Luft gereckt - zum Glück hatte er eine Hose an. Das gelbweiß gestreifte, gestärkte Hemd hing ihm aus dem Hosenbund. Sein Nadelstreifenjackett lag achtlos daneben. Die Frau hatte lila Krokodilleder-Stilettos an; sie stöhnte: »Mehr, mehr.« Plötzlich vergrub sie die Finger in seinen Haaren und bäumte sich auf, presste ihn noch fester an ihr Geschlecht. Sie schlug mit der rechten Hand mehrmals auf den Teppich. »Ja! Ja! Phillip! Ja!«
Phillip? Mein Phillip? Und waren das nicht Susannahs heißgeliebte lila Krokodillederpumps?
32. Kapitel
Konsequenzen
Sagen wir es mal so: Phillip war nach dieser Sache nicht mehr sonderlich gern im Haus gesehen. Und eine Woche später wurde ich entlassen.
Meine Arbeit, das Stützgerüst meines ganzen Selbstbewusstseins, war auf einen Schlag weg.Verloren der Ort, an dem ich mich regenerieren, erneuern, inspirieren lassen konnte - bloß weil mich ein einziges Mal mein Urteilsvermögen im Stich gelassen hatte.
Erik tat alles, um mich zu retten, uns alle zu retten, aber das Schiff nahm zu schnell Wasser auf.Tagelang versuchten wir, es durchzustehen, der Öffentlichkeit - und, was vielleicht noch wichtiger war, den Kollegen aus der Branche - klarzumachen, dass es nicht unsere Schuld gewesen war, dass wir alles doppelt und dreifach geprüft hatten: die Quittungen, die Tonbänder. Drei namhafte Audio-Experten hatten uns versichert, dass dies Hartleys Stimme sei - wie hätten wir wissen können, dass es sich um so gute Fälschungen handelte?
Aber sie hatte gelogen, hatte uns von Anfang an dreist angelogen. Wie hätten wir das ahnen können? Wir wollten nicht, dass die Leute uns bedauerten, Mitleid mit uns hatten; wir wollten, dass sie verstanden, warum wir so gehandelt hatten. Am Ende aber blieb in den Augen der Öffentlichkeit nur Folgendes hängen: Die NBS-Leute waren auf einen Schwindel hereingefallen, und die Boudreaux hatte uns angeschmiert. Sogar den cleveren Leon Rosenberg. NBS war der mächtigste Nachrichtensender des Landes, und die Leute lachten sich ins Fäustchen, genossen unsere Blamage, tanzten auf unseren Gräbern. Es war alles so hässlich.
Als die Geier auch Maguire zu umkreisen begannen, wehrte er sich tapfer. Seiner eigenen Haut. Semper Fi , von wegen. Er erzählte den ihn bedrängenden Reportern, er habe Fehler gemacht, aber er bedaure das alles zutiefst - laber, laber. Es war beschämend. Und das Schlimmste war: Er beichtete die falsche Sünde. Er erzählte den Leuten, er sei nicht direkt an der Produktion beteiligt gewesen, habe lediglich locker die Aufsicht übernommen. Er habe schließlich genug mit der Leitung der Nachrichtenabteilung zu tun, er könne sich unmöglich um jede einzelne Produktion kümmern. Er erklärte, er habe uns wiederholt gebeten, uns rückzuversichern, alles genau zu prüfen, die Glaubwürdigkeit und den Hintergrund der Boudreaux. Er schützte Unwissenheit vor und rettete auf diese Weise seinen Posten. Seine Geschichte klang glaubwürdig, zumindest in den Augen der Öffentlichkeit und der Nicht-Insider; er war der Präsident der Nachrichtenabteilung, und solche Leute hielten sich nicht mit kleinlichen Details auf, oder? Die Insider wussten es besser.
Und wie sollte ich mich angesichts dieses Verrats verhalten? Versuchen, ihn zu rechtfertigen? Zu verstehen? Verständnis dafür haben, dass Maguire ein Schwarzer war, der aus armen Verhältnissen stammte und sich hochgearbeitet hatte? Aber war das ein Grund, Kollegen nackt im Wind stehen zu lassen? Mir war es
Weitere Kostenlose Bücher