Mr Nanny
besser, Sie träfen hier die Entscheidungen.«
»Jetzt werden Sie unverschämt. Und ich treffe hier auch die Entscheidungen!«
»Warum verliere ich dann meinen Job? Sie sind der Präsident der Nachrichtenabteilung! Sie haben grünes Licht für den Beitrag gegeben!«
»So ist das nun mal.«
»Warum können Sie Ihre Leute dann nicht retten? Ist es nicht das, worum es bei den Marines geht? Semper Fi ? Haben Sie denn nichts gelernt in Ihrer Zeit als Soldat?«
»Jamie, es ist vorbei. Es ist aus.«
»Aber ich...«
»Es ist aus.«
Es gab nichts, was ich noch hätte sagen können.
»Sicher hätte es mich auch erwischen können. Aber ich sehe nicht ein, wieso diese Sache mir das Genick brechen soll. Ich habe von Anfang an klargestellt, dass das Ihr Baby ist.« Er beugte sich vor. »Wie ich in Eriks Büro gesagt habe: Der Produzent sind Sie. Und Sie irren sich, was meine Loyalität betrifft. Sie irren sich gewaltig. Es stimmt, Sie haben Zweifel geäußert, aber Sie haben nicht darauf bestanden, die Sendung zu kippen. Das ist ein großer Unterschied.«
Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Er hatte nicht ganz unrecht. Aber das Seltsamste an der Sache war, dass ich selbst in diesem Moment, wo ich gefeuert wurde, nur an Peter denken konnte. Wieso ich nicht auf ihn gehört hatte. Wieso ich seine Meinung so verächtlich abgetan hatte. Bloß, um meine Gefühle für ihn nicht wahrhaben zu müssen.
»Mag sein, dass wir Sie unter Druck gesetzt haben, aber Sie haben sich unter Druck setzen lassen . Sie haben sich ein bisschen gewehrt, aber bei weitem nicht genug. Sie haben nicht wirklich hart gekämpft, haben lediglich ein bisschen gemaunzt und sich dann in Ihr Schneckenhaus zurückgezogen. Mit diesem Bericht haben Sie einen der einflussreichsten Politiker unseres Landes aufs Korn genommen. Rumheulen nützt jetzt nichts. Es war Ihre Entscheidung. Ich habe Sie nicht betrogen, Jamie. Sie sind meine beste Produzentin. Sie haben sich selbst betrogen. Sie haben nicht auf Ihr eigenes Urteilsvermögen vertraut. Sie haben sich drei älteren, erfahreneren Männern unterworfen. Und das war Ihr großer Irrtum. Und, so ironisch es ist, das ist auch der Grund, warum Sie entlassen werden.«
Als ich aus den oberen Etagen zurückkehrte, wurde ich bereits von einer verzweifelten Abby erwartet. »Was soll ich bloß ohne dich machen?«, heulte sie laut.
»Was glaubst du, was ich ohne meinen Job machen soll?«
»Du findest schon wieder was, du bist doch so gut«, erwiderte sie.
»Ich bin radioaktiv, Abby. Niemand wird mich auch nur mit der Kneifzange anfassen. Mein Name stand in jeder Zeitung, ist untrennbar mit diesem Fiasko verbunden. Niemand kann mich einstellen, selbst wenn man wollte. Es würde in die Zeitung kommen, und das würde ein schlechtes Licht auf den Sender werfen.«
»Ach, das stimmt doch gar nicht«, flehte sie.
Ich hob die Augenbrauen.
Sie fuhr fort: »Na gut, vielleicht stimmt es, vielleicht bist du im Moment wirklich radioaktiv. Aber das wird vergehen! Wie Tschernobyl.«
»Abby, Tschernobyl ist auf zwanzig Meilen im Umkreis unbewohnbar. Und das wird bis zum Ende dieses Jahrhunderts so bleiben.«
»Oh.«
»Genau - oh. Passt gar nicht zu dir, dass du das nicht gewusst hast.«
»Okay, dann wird es eben nicht so wie Tschernobyl. Dann wird es wie ein Unfall sein, der beinahe passiert wäre, aber noch rechtzeitig verhindert werden konnte.«
»Abby, in dieser Geschichte ist der Unfall bereits passiert.«
Später an diesem Nachmittag ging ich mit Dylan auf einen Spaziergang in den Park. Er hatte ein Recht darauf zu erfahren, was im Leben seiner Mom passiert war. Er brauchte diesen Anker, diese Sicherheit. Ich erklärte ihm, dass Theresa Boudreaux zwar gelogen hatte, aber nicht um mir wehzutun, sondern dem ganzen Sender. Mit mir persönlich hatte das nichts zu tun. Das schien ihn zu erleichtern. Nachdem wir geredet hatten, stiegen wir hinauf zum Belvedere Castle, um uns ein wenig als Naturbeobachter zu betätigen. Ich saß rittlings auf der dicken Balustrade des obersten Balkons, den Rücken an die Mauer gelehnt. Mein Sohn stand in einiger Entfernung an der Brüstung und spähte interessiert in die Tiefe. Der Wind frischte ein wenig auf, und ich wickelte mich fester in meinen warmen Schaffellmantel. Zum Glück schien die Sonne, sodass es nicht gar zu kalt war. Ich war froh, an diesem Ort zu sein, etwas Vertrautes in einer Welt, die unter mir weggebrochen war.
»Die Schildkröten kriechen ständig rum. Ich komm
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