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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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davor zurück, das Wort laut auszusprechen. Ingrid war gestern Abend auf ein Glas Wein vorbeigekommen und hatte gesehen, dass Phillips Koffer nicht unter den anderen in der Diele standen. Als ich ihr erklärte, dass wir künftig eine ganze Menge Ferien allein verbringen würden, hatte sie sofort begriffen. (»Schätzchen, ich hab da ein paar Videos, die dir über diese Zeit hinweghelfen könnten«, bot sie mir an.) Und ich würde es Phillip gleich nach diesem verlängerten Wochenende sagen.
    Und das wiederum bedeutete, dass ich nun endlich bereit war, mit Peter zu reden. Ihm das zu sagen, worauf er schon so lange wartete. Er hatte sich seit unserem letzten wichtigen Gespräch in der Küche noch mehr von mir zurückgezogen. Die paar Male, als ich ihn unten in der Lobby traf, hatte er gemeint, er hätte es zu eilig, um reden zu können. Auch hatte er Dylan ein paar Mal absagen müssen, weil er im Silicon Valley zu tun hatte. Und dann hatte er zweimal nicht zurückgerufen. Ich machte mir allmählich Sorgen, dass Kyle am Ende doch Erfolg bei ihm gehabt haben könnte. Wahrscheinlich sagte er dieser Tage nicht nein, wenn sie nackt zu ihm ins Bett kroch. Hatte ich ihn verloren? Die Ungewissheit nagte an mir. Tief im Herzen wusste ich, dass er sich anhören würde, was ich zu sagen hatte. Und sich wahrscheinlich auch darüber freuen würde. Das redete ich mir jedenfalls ein. Musste es mir einreden. Ich schloss die Augen und sagte es immer wieder vor mich hin: Er wird da sein. Er wird da sein.
    Ich wurde jäh wachgerüttelt. »Jamie? Bist du das? In der Economy-Klasse? Wieso das denn?«
    Ich riss die Augen auf. Das Erste was ich sah, waren zwei streichholzdürre Beine. Alligator-Cowboystiefel. Und ein Silbergürtel, der mit riesigen Türkisen besetzt war und bestimmt ein Vermögen gekostet hatte. Die dazu passenden Ohrringe ebenfalls. Über der Jeans Longchaps - mit Fransen dran. Eine Chinchilla-Weste. Und das Schlimmste: ein großer schwarzer Cowboyhut.
    Christina Patten. Nicht zu fassen.
    »Was ist, kriegst du dahinten keine Luft mehr?«
    »Geht schon.« Ich musterte ihre Schultern: nein, kein Lasso.
    »Gott, hier sitzen ja so viele Menschen - auf so engem Raum. Und so viele Polyester-Jogginganzüge! Mein Gott.« Dann kniete sie sich hin und flüsterte: »Und sie sehen alle aus wie Joey Buttafuoco.« Ich hätte am liebsten gesagt, immer noch besser, als auszusehen wie Dale Evans, aber ich traute mich dann doch nicht.
    Grid -Bewohner wie Christina verleihen dem Begriff »Fashion Victim« eine ganz neue Bedeutung. Sie steigen beispielsweise in New York ins Flugzeug nach Aspen, ganz Ostküsten-Herrlichkeit, in Khakis und sündteuren, flauschigen Kaschmirpullis. Doch dann, irgendwann über den Ebenen des Mittleren Westens, verschwinden sie mit ihren Birkin-Taschen auf der Toilette und tauchen wenig später im Cowboydress wieder auf. Das ist sozusagen ein Muss, denn es könnte ja sein, dass, kaum hatten sie den Luftraum von Colorado erreicht, Ralph Lauren auftauchte und sie gleich nach der Landung zu einem Ritt auf einem ungesattelten Palomino einlud.
    Yvette, die in einem kastanienbraunen Exemplar besagten Jogginganzugs auf der anderen Seite des Gangs saß, schoss mir einen beleidigten Blick zu.
    »Wusste ja gar nicht, dass du auch kommst.« Christina musterte unsere Sitzreihe. »Ist Phillip nicht dabei?«
    »Nein.«
    »Dann können wir uns ja treffen! Mit den Kindern! Das wird toll! Wie wär’s mit Samstag, die Kids würden sich riesig freuen. Ist euer Haus auch inklusive Koch?«
    »Erstaunlicherweise nicht. Aber ich möchte unbedingt ein bisschen Zeit allein mit den Kindern verbringen. Also nein, tut mir leid, Christina, aber das geht nicht.«
    »Ganz sicher nicht?«
    »Bestimmt nicht. Aber trotzdem danke.«
    »Na gut.« Ihr Blick glitt mit morbider Faszination über die offensichtliche Armut der Holzklassepassagiere. »Okay. Aber kann ich dir dann wenigstens einen Mimosa bringen?«
    »Ich werde jetzt weiterschlafen, Christina.«
     
    Nach einem zweistündigen Zwischenaufenthalt in Denver landeten wir schließlich gegen fünfzehn Uhr in Aspen. Fünf mit Saft und Pizzaresten bekleckerte arme Würmer, trotteten wir den Gang entlang, Jacken und Pullis über den Boden schleifend, Trolleys hinter uns herziehend, aus denen tropfende Plastikbecher ragten, Filzstifte, Karten, Blöcke und tragbare DVD-Player. Yvette, in ihrem ziemlich knapp sitzenden kastanienbraunen Jogginganzug, der sie noch fülliger machte als ohnehin schon,

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