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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny
Autoren: Holly Peterson
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solle mir keine Sorgen machen, im Grunde enttäuscht ist, dass sein Sohn so schwierig ist.«
    »Was wird jetzt aus der Basketballmannschaft?«
    »Wir zwingen ihn hinzugehen, darüber lasse ich nicht mit mir reden; man muss streng sein, wie du sagst, aber der Coach meint, er wirft nie, dribbelt bloß ein bisschen, wenn überhaupt, und drückt sich ansonsten am Spielfeldrand herum. Und jetzt will er nicht mal mehr zum regulären Sportunterricht. Ich kenne mein Kind, Charles. Ich weiß, was er braucht. Er braucht einen tollen, älteren Freund, der ihm in den Hintern tritt, so wie deine Momma. Aber im Central Park.«
    Ich schien Charles überzeugt zu haben. Er packte mein Handgelenk und sagte: »Und du wirst ihn finden, ganz bestimmt. Aber der, der gerade hier war, ist nicht der Richtige. Ich glaube, das weißt du.«
     
    An einem wunderschönen Herbsttag, ein paar Wochen später und immer noch ohne Kindermännchen, spazierte ich nach einem Business-Lunch durch den Central Park zum Büro zurück. Ich telefonierte gerade mit Abby, die sich über Goodmans neueste Verrücktheiten ausließ.
    »Ich bring ihn um! Ich dreh ihm den Hals um!«, kreischte sie.
    »Ich schwör’s. Ich hab mir auf dem Herweg in der U-Bahn heute früh alles haarklein ausgemalt.«
    »Ach, Abby. Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Du kennst doch Ariel LaBomba? Diese heiße Latino-Wetterfee von Good Morning NewYork ?«
    »Weiß nicht. Kann sein.«
    »Ich sag’s dir: So toll ist die nun auch wieder nicht. Aber sie macht diese Adventure-Trip-Sequenzen, und Goodman will, dass sie seine Sendung damit abschließt. Meint, sie wäre reif für den Übertritt vom lokalen Kabelsender zu uns.«
    »Na ja, das ist nicht ungewöhnlich. Sie ist sicher hübsch.«
    »Klar. Aber es wird noch schlimmer. Hör dir das an: Er trifft sich heute Nachmittag mit ihr, und jetzt will er, dass ich rausgehe und draußen vor dem Gebäude auf sie warte.«
    »Nicht in der Lobby? Kann das nicht seine Assistentin machen?«
    »Nein. Mir vertraut er mehr. Dann will er, dass ich sie am Gebäude entlang zum falschen Eingang führe...«
    Ich lachte. »Ich weiß so genau, wo das hinführt...«
    »Ja! Bloß damit wir an der Bushaltestelle mit diesem Reklameposter von ihm vorbeikommen, wo er auf dem Schutthaufen des World Trade Center steht!«
    »Abby, wart mal...«
    »Ich hasse diese Werbekampagne. Er denkt natürlich, es sieht aus wie Iwo Jima.«
    Genau in diesem Moment stolperte ich in eine bizarre Aliceim-Wunderland-Kulisse: Etwa dreißig Kinder in Kostümen - große Pferdeköpfe, König, Königin, Bauern - breiteten eine riesige Plane mit Schachbrettmuster auf der großen Wiese des Central Parks aus - eine Art Theatervorstellung? Der Leiter - ein netter Typ in Khakihose, einem Cassius-Clay-T-Shirt und einer Baseballkappe - scheuchte die Kids auf ihre Positionen. Vielleicht eine Probe für eine Freilichtaufführung. Dies war schließlich New York, und wir befanden uns im Herzen des Central Parks, dem Treffpunkt aller Exzentriker. Keine Überraschung also.
    Doch dann ging mir ein Licht auf: ein Schachspiel. Ein Schachspiel mit menschlichen Figuren. Ich konnte es kaum abwarten, mir die Sache näher anzusehen.
    »...Jamie, was sagst du zu der Windex-Sache?« Abbys Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
    »Was für eine Windex-Sache?«
    »Hörst du mir überhaupt zu? Er hat einer Praktikantin, natürlich der doofen mit den ellenlangen Beinen, fünf Dollar in die Hand gedrückt und ihr aufgetragen, eine Flasche Windex zu besorgen und das Poster an der Bushaltestelle sauber zu wischen.«
    Ich konnte die Augen nicht von den Kindern abwenden.
    »Hallo?«, brüllte Abby. »Eine Bushaltestelle mit Windex polieren? Du regst dich gar nicht auf? Wo bist du nur mit deinen Gedanken?«
    »Ganz weit weg, Abby. Weißt du was? Ich ruf dich später wieder an.«
     
    Ich beobachtete den Leiter. »Also, zuerst die Bauern, meint ihr nicht?«
    Prompt sprangen zwei Kinder an jedem Ende ein Feld nach vorne.
    »Nein, nein, nein!«, brüllte er, die Hände trichterförmig an den Mund gelegt. »Doch nicht zwei auf einmal! Hat euch Charlie denn gar nichts beigebracht?«
    Er sah aus, als wäre er zwischen Mitte zwanzig und Anfang dreißig. Kräftige, sportliche Figur. Er hielt sich kerzengerade und machte einen äußerst selbstsicheren Eindruck. Etwa schulterlange, wellige, hinters Ohr gestrichene Haare umrahmten sein kantiges, offenes Gesicht. Seine blauen Augen blickten wachsam und warm. Er war nicht im klassischen
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