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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny
Autoren: Holly Peterson
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mich zu nerven. Ich ignorierte ihn und begann heftig auf meinen Computer einzuhacken.
    Er setzte sich vor meinen Schreibtisch, stützte die Ellbogen auf und versuchte aufdringlich, meinen Blick auf sich zu lenken. »Jamie, du hast sie nicht mehr alle.«
    »Was?«, fauchte ich.
    »Als ob Phillip erlauben würde, dass du einen Jungen anstellst, der nicht nur schwarz ist, sondern obendrein aussieht wie ein Drogendealer.«
    »Charles! Du bist so ein Rassist. Das ist ein guter Junge, fleißig, verlässlich, sein Mentor hat gesagt...«
    »Bullshit.« Er lehnte sich zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. »Du kannst doch nicht so einen als Manny anstellen.«
    »Wieso nicht?«
    »Hey, er ist’n Brother, ich hätte nichts dagegen, wenn er den Job kriegt, aber ich sag dir, du bist verrückt. Der passt doch nicht in eure stinkreiche Gegend, und dein übervorsichtiger Ehemann wird...«
    »Dylan würde es guttun. Der Bursche ist nett, intelligent. Hat zwar nicht viel gesagt, aber man konnte es trotzdem merken. Der bringt Dylan wieder auf den Teppich«, sagte ich, war aber selbst nicht so ganz von meinen Worten überzeugt.
    »Jetzt bist du diejenige, die mit Klischees um sich wirft, Jamie. Einen armen schwarzen Jungen anheuern, damit er dir hilft, deinen verwöhnten Sohn ›auf den Teppich zu bringen‹? Ich weiß nicht.«
    Ich barg meinen Kopf in den Händen. Vielleicht hatte Charles ja recht - Nathaniel war einsilbig und hatte es kaum geschafft, mir in die Augen zu sehen. Mein Urteilsvermögen wurde vielleicht wirklich allmählich durch meine zunehmende Verzweiflung getrübt. Die meisten der Coachs, die ich von mir aus kontaktiert hatte, hatten Full-Time-Jobs und trainierten nachmittags ihre Schulmannschaften. Nathaniel war der einzige Coach gewesen, der zur Verfügung stand.
    Ich hob den Kopf und schaute Charles an. »Aber ich brauche einen Mann.«
    »Das kannst du laut sagen.« Er war nicht gerade ein Phillip-Fan.
    »Charles, im Ernst. Ich brauche einen verantwortungsbewussten jungen Mann, der nachmittags mit Dylan in den Park geht. Nicht eine übergewichtige Jamaikanerin wie Yvette, die nicht mal weiß, wie man einen Ball tritt.« Ich barg das Gesicht erneut in den Händen. »Ich bin heute früh von der Schule angerufen worden. Schon wieder.«
    »Bauchschmerzen?«
    »Ja, genau. Fünf Minuten vor dem Sportunterricht geht’s los. Er geht zur Schulschwester, aber jetzt ist es nicht mehr nur Basketball, sondern auch Softball und sogar Fußball. Vor diesem Basketballspiel ist er wenigstens noch zum Turnunterricht gegangen.«
    »Dann musst du ihn eben zwingen! Ich habe zwar keine Kinder, aber ich sehe, wie ihr eure Kinder nach Strich und Faden verwöhnt, und ich sage dir, damit tut ihr ihnen keinen Gefallen! Meine Momma war der reinste Drachen. Und wir waren nicht arm, also sag jetzt nicht, das ist typisch für arme Schwarze aus dem Ghetto. Mit so was hätten wir ihr nicht zu kommen brauchen, die hätte uns schön was gepfiffen!«
    »Ich versuch’s ja.«
    »Und was ist dann das Problem? Warum hockt er immer noch auf der Krankenstation rum? Wieso lasst ihr das zu?«
    »Charles, das sieht alles viel leichter aus, wenn man nicht selbst Kinder hat. Du kannst ein Kind nicht zwingen zu...«
    »Sicher kann man!«
    »Aber er weigert sich, die Krankenstation zu verlassen! Der Schulpsychologe muss kommen und auch der Sportlehrer, aber der hat keine Zeit, weil’s mitten im Unterricht ist. Und er lässt einfach nicht mit sich reden, schaut einen bloß an und sagt: ›Ich hab gesagt, mir ist schlecht. Ich kann nicht spielen.‹ Dann reden die Lehrer nach der Schule mit ihm. Rufen mich an. Phillip und ich gehen hin, reden mit ihnen - Phillip ist bei solchen Gelegenheiten immer dabei; es ist ihm wichtig, vor den Lehrern eine geeinte Front zu zeigen, dafür nimmt er sich Zeit. Aber er ist noch zu keinem einzigen Basketballspiel gekommen. Was soll ich denn noch tun?«
    »Du musst strenger sein. Genau daran liegt es. Du bist zu nachgiebig. Wenn du strenger bist, wenn du ihm keine andere Wahl lässt, dann geht es auch, du wirst sehen.«
    »Ich bin streng, aber du darfst nicht vergessen, wie niedergeschlagen und traurig er oft ist. Ich weiß, er braucht jemanden, der ihn lieb hat, bei dem er sich ausweinen kann.Wenn ich jetzt anfange, den Diktator zu spielen, wird er nicht mehr zu mir kommen. Und Phillip scheint nicht zu ihm durchzudringen; er versucht es sporadisch, aber nie konsequent genug. Und ich weiß, dass er, obwohl er sagt, ich
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