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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny
Autoren: Holly Peterson
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Bailey.«
    Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte, also sagte ich einfach: »Ich suche jemanden für einen tollen und wirklich gut bezahlten Job. Nachmittage und Abende.«
    »Könnte durchaus sein, dass ich an einem tollen und gut bezahlten Job interessiert bin. Was für ein Job?«
    Ich holte tief Luft. »Das ist ein wenig kompliziert.« Ich musste kurz nachdenken, wie ich es ihm am besten erklären sollte, damit er auch ja anbiss.
    »Okay.«
    »Ich habe einen Sohn. Er ist neun. Er ist, na ja, er ist niedergeschlagen. Man könnte fast sagen, depressiv.«
    »Eine richtige klinische Depression?« Ich besaß jetzt seine volle Aufmerksamkeit.
    »Nein, nein, nichts dergleichen. Er hat nur manchmal Panikattacken. Kann deswegen nicht mehr am Sportunterricht teilnehmen.«
    »Und wo passe ich da rein?«
    »Na ja, ich weiß nicht, ich dachte, dass Schach...«
    »Ich weiß, wie man Schach spielt, aber ich bin kein Schachlehrer. Obwohl der ›Gutbezahlt‹-Aspekt einen guten Schachlehrer aus mir machen könnte.« Er grinste.
    »Ich suche nicht unbedingt einen Schachlehrer, aber ja, das auch. Warum nicht.«
    »Aha.«
    In diesem Moment klingelte mein Handy. Ich griff in meine Handtasche und schaltete es ab. Der Anruf kam von Goodman. Vielleicht brauchte er mehr Windex.
    »Hören Sie, ich weiß, Sie müssen sich um Ihr Spiel kümmern, und ich muss auch wieder weiter. Aber Sie haben ja meine Karte. Vielleicht könnten Sie mich morgen Vormittag anrufen? Dann erkläre ich Ihnen die Sache ein wenig näher.«
    »Sicher. Ich werd Sie anrufen. War nett, Sie kennen zu lernen.«
    Ich wandte mich zum Gehen, kehrte dann aber noch einmal zu ihm zurück. »Kann ich Sie noch was fragen?«
    Er nickte.
    »Wie kriegt man zweiunddreißig Kids dazu, riesige Pappmaché-Masken aufzusetzen und damit in den Central Park zu marschieren?«
    »Hey, ich hab nichts gemacht. Das haben die Kids selbst so gewollt.« Damit wandte er sich wieder seiner Gruppe zu.
    Und ich ging weiter, zurück zur West Side.
    Und ich konnte nicht aufhören zu grinsen.

6. Kapitel
    Tacheles
    »So!« Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.
    Peter Bailey schaute mich erwartungsvoll an. Er saß in Khakihose und weißem Hemd in dem Sessel vor meinem Schreibtisch. Sein Schweigen wirkte auf mich seltsam einschüchternd. Und ich wusste nicht, warum, da ich doch ihn anstellen wollte.
    »Nochmals danke, dass Sie zurückgerufen haben«, sagte ich.
    »Danke, dass Sie gefragt haben.«
    »So!«
    »Ja?«
    »Haben Sie gut hergefunden?«
    »Lady, dieses Gebäude liegt an einer der größten Kreuzungen von Manhattan. Die Avenue of the Americas und die
    57. Straße sind nicht so leicht zu übersehen.«
    »Ja. Ja, natürlich... äh...«
    »Toll, mal einen Nachrichtensender von innen zu sehen.«
    Sein Blick glitt über die Hunderte von Videobändern, die meine Regale füllten, alle nach Sendung und Thema geordnet, mit weißen Rückenschildern und dickem schwarzem Filzstift beschriftet. Beiderseits meines Schreibtischs hing je ein Poster, das eine von mir produzierte Sendung zeigte: eine Insider-Story über die CIA und eine besonders wichtige Westbank-Konferenz.
    »Ja, hinter der Kamera sieht’s ziemlich unordentlich aus.«
    »Hier nicht.« Neben mir lagen vier Zeitungen säuberlich aufgereiht, daneben mein Bürobedarf, hübsch in Körbchen untergebracht: Haftzettel in allen Farben und Größen, kleine Schachteln mit Schublädchen in verschiedenen Größen für Heftklammern und sonstige Clips, Notizblöcke und Notizbücher in sauberen kleinen Stapeln.
    »Sie arbeiten schon lange für Joe Goodman?«, fragte er.
    »Seit zehn Jahren. Seit ich hier anfing. Ich war damals sechsundzwanzig.«
    »Wie ist er so?«
    »Hochintelligent, gute Schreibe. Aber, nun ja, man könnte sagen, er ist ein wenig anspruchsvoll...« Ich konnte meinem - hoffentlich - künftigen Manny schließlich nicht auf die Nase binden, dass Goodman ein misslauniger, grober, undankbarer Bastard war.
    »Ja, scheint ein bisschen sehr von sich eingenommen zu sein.« Peter wies hinter sich, in Richtung Gang, wo all die riesigen Porträts von Goodman die Wände außerhalb meines Büros zierten: Anchor-Monster vor einem gepanzerten Wagen, mit Kevlar-Weste und blauem UN-Helm, eins mit Boris Jelzin auf einem Panzer, ein anderes, auf dem Kameras und Scheinwerfer zu sehen waren und eine Lauren Bacall, die den Kopf in den Nacken warf und lachte, als habe er ihr soeben die brillanteste Frage des Jahrhunderts gestellt.
    »Schauen Sie sich die
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