Mr Nanny
überkontrollierende Mutter.«
»Ich finde nicht, dass ich überkontrollierend bin. Ich versuche doch bloß, ihm zu helfen.« Sollte ich eigentlich beleidigt sein? Und wieso konnte ich nicht einfach sagen: Hören Sie zu: Sie arbeiten für mich. Ich bezahle Sie. Etwas mehr Respekt bitte!
»Ich habe es kommen sehen. Ich wusste, er würde merken, dass ich seinen Dad ersetzen soll und dass ihm das gar nicht gefallen würde. Ich sag’s nicht gern, aber ich habe es gewusst.«
Waren alle Mannys so nervtötend? War ich high gewesen, oder war er im Park wirklich der fleischgewordene Charme gewesen? Und Carolina gegenüber hatte er sich so süß verhalten, und er hatte sogar Verständnis dafür, dass ich es Phillip nicht gleich sagen wollte, was ich beides als Zeichen seiner hohen emotionalen Intelligenz wertete. Aber emotional intelligente Menschen konnten eben auch schreckliche Besserwisser sein.
»Hören Sie, er ist in Wirklichkeit auf seinen Vater wütend, weil der nie da ist, nicht auf Sie.«
»Nun, dann müssen wir eben noch langsamer vorgehen«, erklärte Peter. »Haben Sie einen Computer, den ich benutzen könnte?«
»Ja, sicher. In dem kleinen Spielzimmer, neben Dylans Zimmer, da steht einer. Den können Sie benutzen.«
»Diese Sache hier wird ein wenig dauern. Also verstehen Sie bitte, dass ich nicht untätig bin, wenn ich in der ersten Woche noch nicht auf allen vieren mit Dylan am Boden rumkrieche und spiele. Ich werde - auf meine Art - alles tun, um eine Verbindung zu ihm herzustellen.« Das war die erste, normale, angemessene Äußerung, die ich seit seiner Ankunft von ihm zu hören bekommen hatte. Auf einmal hatte er sich wieder in diesen charmanten, unwiderstehlichen Burschen verwandelt, der dreißig Kinder wie Marionetten tanzen ließ.
Wie versprochen drängte Peter Dylan nicht. Den Rest der ersten Woche kam er zu uns, las am Küchentisch seine Zeitungen und verschwand dann im Spielzimmer, um an seinem Programm zu arbeiten. Dylan kam - scheinbar beiläufig - ins Zimmer geschlendert und spielte am Boden irgendein Videospiel. Es war nicht so, als würden die beiden von einer Mauer getrennt werden - Peter sagte gelegentlich das eine oder andere Wort -, doch ansonsten beachtete er Dylan nicht. Und mein sturer Sohn ignorierte ihn ebenfalls.
Zu Beginn der zweiten Woche zeigte Peter plötzlich ein auffälliges Interesse an Gracie. Sie war ganz anders als Dylan, aufgeschlossen und fröhlich, viel umgänglicher als ihr älterer Bruder. Sie saß auf seinem Schoß, und Peter zeigte ihr alle möglichen Websites mit Spielen oder Musik für Kinder. Anschließend zerrte sie ihn in ihr Zimmer und führte ihm all ihre Prinzessinnenkostüme vor, während Dylan natürlich so tat, als ginge ihn das alles nichts an. Vier Tage Teekränzchen und rosa Tutus würden jeden in den Wahnsinn treiben, aber Peter blieb ganz cool. Dylan hielt sich derweil an der Peripherie auf, beobachtete jede Bewegung Peters mit Adleraugen, ließ sich aber nichts anmerken.
Schließlich - am zweiten Freitag, seit er angefangen hatte, so erzählte er mir später - sprach er Dylan, der auf dem Boden lag und mit einem Modellauto spielte, direkt an: »Kumpel, mir ist langweilig. Ich ertrage keine weitere Minute Pocahontas. Wie wär’s - gehen wir in den Park und werfen ein paar Bälle?«
»Nein danke.«
»Na gut, dann eben nicht.«
Danach nahm sich Peter den kleinen Michael vor. Er packte den Jungen, der vor Freude quietschte, an den Füßen und warf ihn sich über den Rücken. Dann rannte er, martialische Footballsprüche grölend, mit ihm in der Diele auf und ab. Yvette flatterte wie eine aufgescheuchte Legehenne hinter ihm her.
»Geben Sie mir sofort das Baby zurück!« Yvette musste Peter erst mit dem Geschirrtuch bearbeiten, bevor er ihr den Kleinen wieder aushändigte. Dylan liebte es, wenn die korpulente, ein wenig träge Yvette ordentlich auf Trab gebracht wurde, und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während er auf dem Boden lag und mit seinem Modellauto spielte.
Michael und Gracie begannen sich um Peter zu balgen. Der pummelige kleine Michael umschlang Peters Knie und schubste Gracie weg.
»Ich hab Peter zuerst gerufen! Yvette! Ich hab Peter zuerst gerufen!«, kreischte sie.
Dylan hielt sich die Ohren zu. »Aaaah! Oh Mann! Jetzt haltet doch mal die Klappe!«
Yvette haute Dylan aufs Knie. »Nicht diese Ausdrücke, junger Mann!«
»Ja, aber wenn sie nicht still sind! Ich muss Hausaufgaben machen. Und Peter muss an seinem
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