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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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mehr sagen.
    Ich sagte zu ihm: »Ich denke, ich weiß, was Sie damit andeuten wollen, aber lassen wir das. Nur eins: Sie nennen Ihren früheren Boss einen aggressiven Mistkerl, und mir werfen Sie vor, ich hätte eine Schraube locker. Machen Sie das immer so?«
    »Das ist nicht dasselbe. Sie sind überhaupt nicht wie er.«
    »Sie sehen aber trotzdem Anlass zur Kritik.« Mann, er sah so gut aus, in seiner schwarzen Daunenjacke und den Jeans.
    »Ich kritisiere Sie doch nicht. Na ja, vielleicht ein bisschen.
    Aber jetzt mal im Ernst, Sie müssen Dylan ein bisschen mehr Luft lassen.«
    Überrascht, wie weh das tat, zwang ich mich, ihn nicht anzusehen. »Was soll das heißen?«
    »Soll heißen, es ist nicht der Weltuntergang, wenn Dylan mal irgendwo nicht pünktlich erscheint oder mal eine Geburtstagseinladung sausen lässt.«
    »Aber er liebt Geburtstagspartys.«
    »Nein, tut er nicht.«
    »Doch, tut er.«
    »Entschuldigung, aber nein, tut er nicht«, widersprach Peter unbeeindruckt. »Er mag keine Menschenmassen, das ist auch der Grund, warum er nicht mehr ins Basketballteam zurückwill: All die Leute, der Lärm, er kommt nicht damit zurecht. Er ist einer, der viel nachdenkt, ein Einzelgänger. Menschenmassen machen ihn nervös. An dem Tag, an dem er diesen Wurf nicht machen konnte - das war nicht bloß Lampenfieber, es lag auch an den vielen Leuten.«
    »Sie haben mit ihm darüber geredet? Hat er das gesagt?«
    »Ja.«
    Wie konnte er es wagen zu glauben, dass er meinen Sohn besser kannte als ich? Es gefiel mir gar nicht, dass Dylan Peter offenbar mehr anvertraute als mir, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. »Na ja, das freut mich, Peter. Wie schön.« Ich verschränkte die Arme. »Dylan ist nicht der Mensch, der alles erzählt. Bei mir taut er bloß abends im Bett auf, wenn wir das Licht ausgeschaltet haben und er so was wie ein ›Zurück-in-den-Mutterleib-Gefühl‹ empfindet.«
    »Es wäre nicht schlecht, wenn Sie auch sich selbst ein wenig Luft lassen würden.«
    »Sie haben ja keine Ahnung, wie es ist, eine berufstätige Frau und Mutter von drei Kindern zu sein. In dieser Stadt. Sie haben keine Ahnung, was ich alles machen muss.«
    »Trotzdem. Trauen Sie sich, einfach mal gelegentlich vom Plan abzuweichen.«
    »Das kann ich doch!«
    »Ach ja? Wirklich?«
    »Ja! Aber es geht hier nicht um mich. Es geht um Dylan.«
    »Dürfte ich Ihnen da einen Rat geben? Kommen Sie, gehen wir ein Stück.«
    »Sicher«, erwiderte ich zögernd. »Sagen Sie mir, was Sie denken. Nicht, dass ich Sie davon abhalten könnte. Mich stört das überhaupt nicht.« Von wegen.
    »Freut mich zu hören.« Er schien jetzt so richtig in Fahrt zu kommen. Er holte tief Luft, als wäre die Liste meiner Fehlgriffe und Missetaten eine Meile lang. »Sie führen Ihren Haushalt wie eine präzise schnurrende Fernsehproduktion. Jedes Kind hat seine eigene, farbcodierte Aktivitätenliste auf dem abwaschbaren Schwarzen Brett stehen (das Sie jetzt in digitalisierter Form haben möchten); jedes Haushaltsmitglied hat einem streng vorgegebenen Tagesplan zu folgen, von dem es keine Abweichung gibt. Nie. Und das wird Dylan einfach zu viel...« Er verstummte.
    Ich folgte seinem Blick, der sich auf ein Pärchen geheftet hatte, das sich in wilder Umarmung auf einer Decke wälzte. Das Mädchen hatte das Bein über das des Mannes geworfen, und es schien richtig zur Sache zu gehen. Das hatte uns gerade noch gefehlt - eine Zurschaustellung stürmischer Leidenschaft mit uns beiden als Publikum.
    Ich räusperte mich und ging schneller. »Na ja, wir leben in einer hektischen Stadt. Beide Elternteile sind berufstätig. Und Kinder brauchen eine ordnende Hand.«
    »Bis zu einem gewissen Grad, ja. Aber Dylan muss ab und zu tun können, was er will. Einfach mal einen Nachmittag sausen lassen. Teufel, ich würde ihn gern mal ein bisschen früher von der Schule abholen und mit ihm zu einem Spiel gehen; das würde ihm Spaß machen. Er sollte eine sorglose, glückliche Kindheit haben. Nur dann wird er diesen Zynismus abschütteln, wie Sie es sich wünschen. Sein Leben ist zu starr, zu durchorganisiert. Keine Zeit, auch mal Dünengras zu schnuppern.«
    Er sog die salzige Luft ein und setzte sich hin. Ein Windstoß erfasste uns von hinten und warf zarte Gischtwolken auf.
    »Ich hatte nie vor, Kinder in der Großstadt aufzuziehen; so bin ich selbst nicht aufgewachsen«, erinnerte ich ihn, während ich mich neben ihn setzte, aber nicht zu nahe. »Ich würde liebend gern

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