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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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in die Breite zog. So sah ein interessierter Mann aus. Ich kam mir vor wie die dicke Freundin von nebenan, die man gern überallhin mitnahm, weil sie lustig war, die aber niemand auch nur mit der Kneifzange anfassen wollte.
    Ingrid geruhte nun, mir den Blick zuzuwenden. »Ja, ich hab gesehen, dass du zweiTickets gekauft hast. Der halbe Pembroke-Schulrat im Komitee, kein schlechter Schachzug, sich da ein paar der teuersten Parkettplätze zu sichern.«
    »Ich möchte Gracie nächstes Jahr dort anmelden.«
    »Was mach ich, Mami?«
    »Nichts, Schätzchen.«
    »Das ist doch sonnenklar. Jeder weiß, dass du die Tickets deswegen gekauft hast. Und - hast du schon was Anständiges zum Anziehen?«
    »Nein. Ich hatte noch keine Zeit, mich damit zu befassen.« Peter hatte, seit sein Auge auf Ingrid gefallen war, noch kein einziges Mal geblinzelt. Ich schob mich verstohlen vor ihn.
    »Dann solltest du aber allmählich damit anfangen. Die richtige Kleidung ist das Allerwichtigste. Und nach dem ersten Dezember wirst du nichts Gescheites mehr finden. Die Winterkollektionen sind dann vollkommen leergefegt.«
    »Jamie macht sich nichts aus Klamotten«, bemerkte Peter zu diesem höchst passenden Zeitpunkt.
    Ingrid legte die Hand auf Peters Arm. »Haha!Wem sagen Sie das! Die gehört auf die Style-Notfallstation!«
    Er prustete los, als hätte er noch nie eine witzigere Bemerkung gehört, und starrte sie danach mit einem geradezu verblödeten Gesichtsausdruck an.
    »Das Zarenthema machen sie deshalb, weil dies das letzte Mal ist, dass die Fabergé-Eier öffentlich gezeigt werden, bevor sie in private Hände übergehen«, dozierte Ingrid. »Aber denk dran: nicht bloß Zaren - weiße Zaren!«
    »Möchten Sie, dass ich mitschreibe?«, fragte mich Peter.
    »Nicht nötig«, wehrte ich hochmütig ab. »Aber Sie sollten jetzt Dylan holen.« Ich funkelte ihn böse an.
    Er tippte auf seine Armbanduhr. »Noch drei Minuten Zeit.«
    »Und nicht nur das Abendkleid - vergiss nicht das mit dem weißen Pelz. Nicht, dass du’s vergessen würdest.Wollte es bloß gesagt haben.«
    »Machst du Witze? Ich habe keinen weißen Pelz.«
    »Jetzt sei mal nicht so bescheiden, Jamie. Weiße Nächte, weißer Pelz! Wie Julie Christie in Doktor Schiwago !« Sie beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch: »Ich geh in weißem Zobel. Kurz. Kapuze.« Sie deutete an, bis wohin genau ihr Zobeljäckchen reichen würde. »Hab’s von Dennis. Schnäppchenpreis.«
    »Geben Sie mir einen Tipp«, sagte Peter. Ich wusste, dass er das nur fragte, um mich später umso besser in die Zange nehmen zu können.
    »Neunzehn«, flüsterte sie.
    »Neunzehnhundert?«, flüsterte er, gefährlich nahe an ihrem Ohr.
    »Neunzehn tausend ! Auf welchem Planeten leben Sie eigentlich?«
    Peter sah aus, als wäre ihm übel. »Ich geh und hol Dylan.«
    Ingrid wirbelte herum und folgte ihm auf dem Fuße. Ich streckte automatisch die Hand nach ihr aus, aber sie war mir bereits entwischt.
    Jemand tippte mir auf die Schulter. Christina Patten, auch das noch. Die mit der Mini-Muffin-Krise. Ich kam mir vor wie bei einem Spießrutenlaufen in einem Indianerlager. Bloß dass die Indianer reiche Park-Avenue-Moms waren (aber die Kriegsbemalung stimmte). Christinas übertrieben geschminktes Pferdegesicht strahlte vor Eifer. Sie hatte knapp schulterlanges, braunes Haar, das unterhalb ihrer Ohren zu einer Innenrolle geföhnt war. Sie trug einen cremefarbenen Hosenanzug, darunter eine cremefarbene Seidenbluse und ungefähr ein Dutzend teuer aussehender Goldketten. Außerdem sah sie gefährlich unterernährt aus. »Ich hab gehört, wie ihr über die Zarengala geredet habt.«
    »Mami! Können wir jetzt gehen? Mir ist kalt.« Gracie rieb sich das müde Gesichtchen.
    » Jeder hat einen Tisch gekauft. Wer ist an deinem?«
    Ich hatte zwei Tickets gekauft, keinen Tisch. Nicht, dass ich einen vollgekriegt hätte. Meine Freunde vom Sender interessierten sich nicht für High-Society-Galas. Und Susannah, meine einzige »Society-Freundin«, würde zu der Zeit nicht in der Stadt sein. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Jamie, wer sitzt bei euch?«, rief Christina, nun mit einem deutlich besorgten Gesichtsausdruck.
    »Mom!«, schrie Dylan. Peter hatte ihn huckepack genommen und kam mit ihm die Eingangstreppe herunter. »Eine Sekunde, Christina. Mein Schatz!« Ich drückte Dylan an mich, der sich jedoch rasch wieder losmachte, weil seine Freunde in der Nähe waren. Ich ging in die Hocke, um mit Gracie auf Augenhöhe

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