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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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zu sein. »Wenn du deinen Mantel anziehst, dann zeig ich dir, was ich heute Vormittag gefunden hab. Guck in meine Handtasche.«
    Gracie starrte mit Augen, so groß wie Untertassen, in besagtes Accessoire. Mit einem glücklichen Aufschrei holte sie eine schmutzige, abgenuckelte rote Beanie-Baby-Giraffe heraus und drückte sie an ihren Hals. »Du hast Purpy gefunden?« Purpy wurde seit drei Monaten vermisst. Sie schlang stürmisch die Arme um meinen Oberschenkel und rannte dann zu Peter, um ihm Purpy vorzustellen.
    »Jamie, mit wem sitzt du bei ›Weiße Nächte in St. Peterburg‹ zusammen?«, insistierte Christina. »Weißt du, wenn du das nicht bald festlegst, dann setzen sie dich rauf in die Galerie, nach Sibirien.«
    »Phillip hat ein paar Partner.« Zumindest glaubte ich, dass auch einige seiner Partner kommen würden.
    »Hoffentlich die richtigen. Jeder weiß schon, mit wem er zusammensitzt.«
    Peter würde gar nicht mehr aufhören, mich deswegen aufzuziehen. Und natürlich besaß ich kein schneeweißes Abendkleid, ganz zu schweigen von einer weißen Pelz-Kapuzenjacke, die mir bis zu den Hüften reichte. Ich konnte mir vorstellen, dass die Frauen alle in Gucci- und Valentino-Roben antanzen würden oder in weißen Seidenhosen mit rückenfreien, strassbesetzten Haltertops. Ich war so hinter dem Mond, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob ich nicht vielleicht bei ihr sitzen könnte.
    Wollte sie mich etwa einladen? Ich wusste, sie hielt mich für »interessant«, weil ich einen Beruf hatte und tatsächlich mein eigenes Geld verdiente.
    »Also, die Rogers haben uns dieseWoche abgesagt...«, wagte sie sich versuchsweise vor. Ich hatte also recht.
    Ich ging erneut in die Hocke, um Gracies Schal zuzubinden und ihr die Handschuhe überzustreifen, was mir Zeit ließ, die Sache zu überdenken. Wir hatten uns natürlich an mehreren guten Grundschulen beworben, aber ich wollte, dass Gracie die Pembroke besuchte. Dort gab es nun einmal die besten und kreativsten Lehrer, die eine New Yorker Privatschule zu bieten hatte. Auch die ethnische Vielfalt der Kinder, die dort Aufnahme fanden, gefiel mir. Aber die Konkurrenz war mörderisch. Es war beinahe unmöglich, dort einen Platz zu bekommen. Man stellte pro Jahr bloß zwanzig Neuplätze zur Verfügung (der Rest ging an Geschwister). Ich glaubte nicht, dass ich es ohne gute Beziehungen zu den Frauen, die im Schulrat saßen, schaffen konnte. Und Christina kannte sie alle, war mit ihnen befreundet. Ob ich für Gracie meine Seele an den Teufel verkaufen sollte? Warum nicht?.
    Christina plapperte immer noch. »... und deshalb haben wir noch zwei Plätze frei. Ich würde mich freuen, wenn ihr an unseren Tisch kämt. George fände es toll! Der würde sicher gerne hören, wie es so hinter den Kulissen eines Nachrichtensenders zugeht. Er liest doch die Zeitung. Jeden Tag! «
    Ich holte tief Luft und machte einen Kopfsprung ins seichte Wasser der High-Society-Brühe. »Phillip und ich würden uns freuen, bei euch sitzen zu dürfen. Vielen Dank für die Einladung.«
    »Oh, super! Na, dann ist ja alles klar! Ich werde dir noch ein paar Infos über die Ausstellung zukommen lassen, damit du auch ja nichts verpasst.« Christina winkte und machte sich dann mit ihren beiden Kleinen auf den Weg zum Auto. Beide trugen identische Mini-Lederjacken, deren Kragen hochgestellt waren, damit man das braune Burberry-Karofutter sehen konnte.
    Peter brauchte kein Wort über die Ladys an der Punschbowle zu verlieren - ich wusste genau, was er jetzt dachte. »Sie können mich gern in der Luft zerreißen, aber es ist statistisch erwiesen, dass es schwerer ist, einen Platz in einem NewYorker Kindergarten zu ergattern als in Harvard.«
    Auf dem Gehsteig herrschte ein Gedrängel von Müttern, Nannys und frisch abgeholten Kindern.Wir machten uns auf den Weg zum Auto. Dylan rannte noch kurz zu ein paar Freunden, ich hielt Gracie an der Hand, und Yvette schob Michael im Buggy hinter Peter und mir her. »Ich mag ja einen Beruf in der wirklichen Welt haben, aber ich muss doch tagtäglich in diese Welt hier zurück. Und manchmal muss man eben Kompromisse machen, und wenn’s noch so schwer fällt.«
    »Ach ja?« Damit konnte ich ihm nicht kommen. »Man muss also den Großteil seiner Zeit mit Menschen verbringen, die man nicht mag oder die einem das Gefühl geben, nichts wert zu sein, bloß um gewisse Dinge zu erreichen? Das glauben Sie doch, oder?«
    »Na und? Ich hab doch bloß Karten für eine blöde Eiergala

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