Mr Nanny
schrecklichen Ann-Taylor-Kostüme aus dem letzten Jahrhundert an - diesmal in Kirschrot.
»Du schaust schon wieder aus, als würdest du bei Avis Car Rental arbeiten.«
»Ts, ts, du trittst doch bloß nach unten, weil dir die Society-Ziegen auf den Kopf treten. So was nennt man wohl Teufelskreis.«
»Ich trete nicht. Das ist Erste Hilfe für eine wandelnde Desasterzone. Du kannst dieses Kostüm nicht mehr tragen. Das ist aus den Achtzigern.«
»Mir doch egal.« Sie ließ sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch plumpsen.
»Wie du willst. Ist ja dein Leben.« Ich nahm die Times zur Hand, und Abby griff nach einem anderen Blatt.
Nach ein paar Minuten spähte sie über den Rand ihrer Zeitung. »Ich bin eigentlich nur hergekommen, um dir ein Kompliment zu machen, aber ich schätze, das hat sich jetzt erledigt.« Sie pfiff vor sich hin.
»Rück schon raus damit.«
»Sag mir zuerst, dass ich gut aussehe.« Sie verschränkte die Hände vor der Brust.
»Das geht nicht. Da müsste ich lügen.«
Sie pustete auf ihren heißen Caffé Latte und überlegte dabei, ob sie nun nett zu mir sein sollte oder nicht. »Warum warst du heute nicht beim Morgenmeeting?«
»Weil ich zu viel mit der Theresa-Sache zu tun hab. Und mit den Kindern. Zu allem Überfluss hab ich mich auch noch auf eine blöde Eiergala eingelassen, die mir mehr Zeit abverlangt, als ich habe. Zwischen ›Weißen Nächten in St. Petersburg‹ und Bibelgürtel-Staaten hin und her zu pendeln macht mich fix und fertig.
»›Weiße Nächte in St. Petersburg‹?«
Ich biss in meinen gebutterten Bagel und sagte mit vollem Mund: »Mehr kriegst du nicht aus mir raus.«
»Eines von deinen Bunny-Events? Oder so eine Ascot-Hutparade im Central Park, mit deinen reichen Freunden?«
»Das sind nicht meine Freunde.«
»Und was hat es mit den weißen Nächten auf sich?«
»Das ist eine Benefizgala für Fabergé-Eier.«
»Die dich immer schon brennend interessiert haben.«
Ich verdrehte die Augen. »Es geht um Gracies Schule; nein, eigentlich geht es darum, Geld für die Eremitage zu sammeln.«
»St. Petersburg. Wo du schon immer hinwolltest.« Sie schnappte sich das Madison-Avenue -Magazin vom Tisch.
Jamie wappne dich, hier kommt der Tsunami.
»Ist dein Foto wieder da drin?«
Ich wollte ihr die Zeitschrift entreißen, aber sie hielt sie von mir weg. Darin herumblätternd, sagte sie: »Aha, da hätten wir die Armory Antiques Show , die Children’s-Storefront-School-of-Harlem -Benefizgala und, ach ja, wer grinst mich denn da an?«
»Schon gut, Abby. Ich weiß selber, dass ich total doof aussehe.«
»In der Tat. Du siehst aus, als wärst du mit dem Kopf voran in einen riesigen Lampenschirm gefallen.«
»Immerhin ein ziemlich teurer Lampenschirm.«
Sie zog das Foto näher zu sich heran. »Deine Nase ist ja knallrot. Und wieso hast du ein rosa Kostüm an, und falls es Chanel für viertausend Dollar ist, dann sag’s mir lieber nicht. Und was soll diese riesige, fliegende rosa Untertasse, die du da auf dem Kopf hast? Mitten im Winter?«
»Der Bunny Hop. Mehr sag ich nicht.«
Ich schaltete meinen Computer ein und rief ein paar News-Sites auf, um zu sehen, ob es etwas Neues gab. Abby verschlang derweil die Klatschspalten der New York Post . »Also, wieso sollte ich rote Ohren kriegen?«
»Weil du dich mit dem neuen Minister für Heimatschutz auseinandersetzen darfst.« Sie legte die Post weg und schob mir drei Karten hin, auf denen in Blockschrift Folgendes stand:
1. ANHÖRUNG HEIMATSCHUTZMINISTERIUM JAMIE WHITFIELD; PRODUZENTIN: NACHRICHTENREDAKTION
2. ANHÖRUNG HEIMATSCHUTZMINISTERIUM JOE GOODMAN; ANCHORMAN: STUDIO
3. ANHÖRUNG HEIMATSCHUTZMINISTERIUM ERIK JAMES; LEITENDER PRODUZENT: REGIE
Ich schüttelte den Kopf. »Abby, du sitzt hier in persona vor mir, und wir sind nicht auf Sendung. Warum kannst du es mir nicht einfach sagen? Du weißt, wie mir die Karten auf die Nerven gehen.«
»Aber ich brauche sie nun mal. Fühle mich einfach besser damit.«
»Das haben wir, glaube ich, schon ein-, zweimal besprochen. Diese blöden Karten nerven.«
»Du bist für die Nachrichtenredaktion ausgewählt worden.«
»Ich kann lesen.«
»Siehst du! Es ist viel besser, wenn man’s liest!«, rief sie zufrieden.
»Ich fühle mich geehrt. Aber ich bin nicht glücklich darüber - es bedeutet noch mehr Arbeit für mich, und ich habe so schon zu wenig Zeit.«
»Erik James hat es vor allen gesagt - sie haben dich ausgewählt, weil du auch in Krisensituationen einen
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