Mr Nanny
andere Schulter.
»Bloß kurz? Dann hatten Sie also nicht... näher mit ihr zu tun?«
Er sagte nichts.
»Ich hab Sie was gefragt.«
»Ja. Doch.«
»Doch was? War Ingrid nun länger da oder nicht?«
Peter schaute zu Boden, nahm seine Baseballmütze ab und setzte sich wieder, diesmal jedoch in einen Lehnsessel neben der Couch. Sein Knie war dem meinen gefährlich nahe. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Er blickte schuldbewusst, trotzig und gleichzeitig total geknickt drein.
Barbara Fisher hatte also recht.
Nach einer Stille, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, richtete er sich auf und sah mich scharf an. Ich erwiderte seinen Blick mit ebensolcher Schärfe. Unmöglich zu sagen, was in ihm vorging. Ich hoffte noch immer, dass ich mich irrte.
»Okay. Sie hat mich in den Wäscheschrank geschubst und gesagt, sie hätte kein Höschen an. Was sollte ich denn machen?«
»Hat sie nicht!«, keuchte ich.
»Oh doch, hat sie.«
»In ihrem Haus? In Anwesenheit der Kinder?«
»Pfadfinderehrenwort. Aber keine Sorge, die Mädchen waren in Vanessas Zimmer, zusammen mit Yvette und Lourdes. Und ich wollte das gar nicht.« Das klang nicht sehr überzeugend.
Mein Herz verkrampfte sich. Ich starrte ratlos zum großen Wohnzimmerfenster, auf die Skyline von New York.
»Und dann?«
»Na ja...« Er wurde knallrot. »Das möchte ich lieber nicht sagen. Allerdings, wenn Sie darauf bestehen... Aber ich wollte es wirklich nicht. Und ich mache mir nichts aus ihr! Es war nur...«
»Was ist ›es‹?« Ich versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen. Wie ein reifer, vernünftiger Erwachsener.
»Möchten Sie das wirklich so genau wissen? Wie gesagt, ich sag’s Ihnen, wenn Sie darauf bestehen, aber es wäre schon … peinlich.«
Ich konnte nicht fassen, dass Ingrid Harris Dylans Manny erzählte, sie habe keine Unterwäsche an. Jetzt war ich wütender auf sie als auf ihn.
»Ich meine, wir haben nicht... Es war nur ganz kurz, und dann hab ich gesagt, ich kann das nicht.« Er lehnte sich zufrieden zurück.
»Dann haben Sie es also abgebrochen?« Gott, mir fiel ein Stein vom Herzen.
»Na ja, das ist nicht so einfach für einen Mann: eine tolle Frau, wirft sich einem einfach so an den Hals...«
»Sie finden also, dass sie toll aussieht?«, entfuhr es mir, was ich sofort bereute.
»Also... Ja. Ein bisschen flittchenhaft vielleicht, aber, ja, sie sieht klasse aus.« Er schüttelte verblüfft den Kopf, als wäre sie so etwas wie eine Sexgöttin.
»Ich weiß nicht, Peter, hier geht es nicht um sie.«
»Es tut mir leid.«
Ich konnte nichts sagen. Nach all den Ansprachen, die ich im Geiste geübt hatte, erschien mir nichts passend.
»Ich hab nicht mit ihr geschlafen, ich schwör’s.« Er konnte sehen, wie sehr mich das alles verletzte. »Und ich verspreche Ihnen, dass ich immer ehrlich zu Ihnen sein werde.«
Ich bin verheiratet! , hätte ich am liebsten geschrien. Ich bin nicht verletzt! Ich bin nicht deine Freundin! Stattdessen holte ich tief Luft und sagte: »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? In einem Haus, wo Kinder sind, auf die Sie aufpassen sollten?«
»Ich hab doch schon gesagt, dass Yvette und Lourdes sich um die Mädchen gekümmert haben. Gracie war in keiner Weise gefährdet. Ich meine, das ist wie Versailles da oben, da flitzen überall uniformierte Dienstmädchen herum. Ich würde also nicht aus einer Mücke...«
Das reichte. Mir riss der Geduldsfaden. »Ach ja? Eine Mücke nennen Sie das?«, schrie ich. »Sie treiben’s am helllichten Tag mit einer verheirateten Frau - während der Arbeitszeit! -, und das halten Sie für eine Mücke ?«
»Ich will nicht behaupten, dass es nicht völlig daneben war, aber es war ja nicht so, als würde Gracie an allen zehn Fingern aus dem Fenster über der Park Avenue baumeln!« Er sprang auf und begann, auf und ab zu tigern. »Okay, dann hat mich also eine von Ihren verrückten Freundinnen - Ihren Freundinnen, wohlgemerkt! Und obendrein eine Nymphomanin! - in den Wäscheschrank geschubst. Wir haben rumgeknutscht. Das war alles. Ich hab nicht mit ihr geschlafen.« Er klang haargenau wie Bill Clinton.
»Rumgeknutscht? Das war also alles? Sind Sie sicher?« Oh Gott.
Er holte tief Luft. »Schon.« Pause. »Im Großen und Ganzen.«
20. Kapitel
Mehr als ein Manny
Die folgende Woche war alles andere als leicht. Goodman war unmöglich, hinterfragte alles, was ich tat oder sagte. Und ich hinterfragte alles, was mein Manny tat oder sagte. Wenn Peter anrief, um mir
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