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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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dass er ihnen so nicht erklären musste, was gerade geschehen war. Er erreichte den Klassenraum keine zwei Minuten nach den anderen beiden, aber Sumners wartete bereits an der Tür, und seine Augen leuchteten vor gehässigem Vergnügen.
    »Zu spät zum Unterricht«, rief er aus, »und dann wur dest du auch noch dabei gesehen, wie du das Schulgelände verlassen hast. Im Sportunterricht hast du dich geprügelt, habe ich gehört. Und das alles zusätzlich zu deiner allgemeinen, ahhh, Unfähigkeit und Widerspenstigkeit. Du meine Güte«, säuselte er, »der Direktor wird eine sehr, sehr interessante Unterhaltung mit dir führen wollen und deine Tante anschließend sicher auch.«
    Sumners kritzelte etwas auf einen Zettel, und Darwen fühlte, wie ihn die ganze Klasse über ihre Bücher hinweg beobachtete.
    »Bring das zum Büro des Direktors«, sagte der Lehrer. »Und beeil dich, damit du später noch deine, ahhh, Hausaufgaben abholen kannst. Deine zusätzlichen Hausaufgaben.«
    Er verzog den Mund zu einem gefährlichen Lächeln und drückte Darwen die Notiz in die Hand.
    »Und jetzt ab mit dir zum Direktor. Trödele nicht.«
    Darwen wandte sich zur Tür, da traf ihn ein Papierflieger am Hinterkopf. Schnell wirbelte er herum und konnte gerade noch sehen, wie Nathan seinen Freund Chip nach High-Five-Manier abklatschte, aber er fühlte nichts dabei. Er trat aus dem Klassenraum in den riesigen Flur, der noch trostloser und bedrückender wirkte als sonst. In der Eingangshalle ging er an der »Lernen«-Statue mit den beiden einfältigen Kindern vorüber und nahm eine der Treppen, die im Halbrund zum ersten Stock emporführte.
    Hier oben war er bisher noch nicht gewesen. Orientteppiche bedeckten die Parkettböden, und die Luft war erfüllt vom gleichmäßigen Ticken einer Standuhr. Die Klassenräume schienen eine Ewigkeit entfernt. An den Wänden hingen vom Alter nachgedunkelte Gemälde, und er kam sich vor, als befände er sich in einem entlegenen Flügel eines fast vergessenen Museums, in das sich nur selten Besucher verirrten.
    Darwen studierte das Messingschild der ersten Tür, an der er vorüberkam. »Direktor J. Thompson« stand da. Die Tür war aus so dickem Holz gefertigt, dass fast kein Geräusch zu hören war, als Darwen zum ersten Mal klopfte; es war, als hätten seine Knöchel auf Beton getroffen. Er versuchte es ein zweites Mal, etwas stärker, und nun ertönte von drinnen eine Stimme: »Herein.«
    Die Klinke rutschte ein wenig in seiner schwitzigen Hand, dann schob Darwen die schwere Tür auf. Vor ihm stand ein riesiger Schreibtisch, der aus demselben dunklen, massiv wirkenden Holz gefertigt war wie die Tür, und dahinter thronte der Direktor.
    »Setzen«, sagte er.
    Ohne von dem Buch aufzusehen, das vor ihm lag, streckte er eine lange, dünne Hand aus. Darwen rutschte auf den ebenso riesigen Ledersessel und reichte ihm die Notiz, die er auf dem Weg fest umklammert hatte. Das Papier war leicht feucht und fleckig.
    »’tschuldigung«, murmelte er.
    Der Direktor erwiderte nichts, nahm den Zettel, strich ihn auf dem Schreibtisch glatt und las ihn. Erst dann sah er auf.
    »Mr. Arkwright.«
    »Ja, Sir?«, antwortete Darwen.
    Aber der Direktor sprach nicht weiter, und einen Augenblick sahen sie einander über die breite Tischplatte hinweg an, bis Darwen sich so unbehaglich fühlte, dass er den Blick abwandte. Er konnte die Standuhr hören, die langsam die verstreichenden Sekunden zählte. Zehn. Fünfzehn.
    »Ihr Einstand hier an der Hillside ist nicht gerade beson ders gut gelaufen, nicht wahr?«, bemerkte der Direktor.
    »Nein, Sir.«
    Darwen wollte mehr sagen, wollte darauf beharren, dass er unschuldig war, aber er hatte nicht den Mut dazu.
    »Es sind einige Dinge an der Schule gestohlen worden«, fuhr der Direktor nun fort.
    »Ja, Sir«, sagte Darwen.
    »Haben Sie möglicherweise Kenntnis davon, wo sich diese Dinge befinden?«
    »Nein, Sir«, antwortete Darwen. »Wieso sollte ich?«
    »Diese Diebstähle – etwas, das es an der Hillside nie zuvor gegeben hat – begannen am Tag Ihrer Ankunft«, erklärte der Direktor. »Möglicherweise ein Zufall, aber das Timing ist natürlich … unglücklich.«
    Darwen blieb ganz ruhig und sagte nichts, aber jetzt sah er dem Direktor hart und gelassen in die Augen.
    »Kommen wir nun zu dieser anderen Geschichte.« Der Direktor sah wieder auf Sumners’ Zettel. »Verlassen des Schulgeländes während der Mittagszeit. Schwänzen des Sprachtrainings bei Mrs. Frumpelstein, das sie

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