Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Mari
Vom Netzwerk:
und selbstverständlich Syd und alle seine Fans …
    Also half ich ihm. Ich schnappte mir Willie Wilson, der, Ironie des Schicksals, Daves Bassist bei den Jokers Wild gewesen war. Ich half ihm mit der Technik, meistens, denn ansonsten schien er gar nicht mitzukriegen, wenn ich etwas sagte. Nicht, dass er sich seiner Sache sicher war, alles andere als das, nie ist mir jemand begegnet, der so unentschlossen ist, von jedem Song nahm er mindestens zehn verschiedene Versionen auf, manche waren fast gleich, manche so völlig anders, dass etwas ganz Neues aus ihnen entstanden war, aber das Schwierige war, dass er sich nie entscheiden konnte, er bewahrte sie alle auf und meinte: »Ich suche mir später eine davon aus …« Damit er endlich
sein Album fertigbekam, konnte ich ihn davon überzeugen, die LP mit Doppeltracks zu füllen und diese als Bonusmaterial auszugeben … Roger hatte schon recht damit, mich als Schutzengel einzusetzen, andernfalls wäre das Album nämlich nie erschienen … Die Sache ist, dass die vielen Varianten nicht musikalisch zu begründen waren, vielmehr waren sie einzig und allein auf Syds Gemütszustand zurückzuführen: Deshalb gelang es ihm auch nie, eine Wahl zu treffen, denn das waren keine momentanen, vorübergehenden Launen, es handelte sich um unterschiedliche Zustände seines gespaltenen Geistes. Auswählen bedeutete für ihn, alle seine Persönlichkeiten gegeneinanderzustellen. Als ich Roger das anvertraute, murrte er nur: »Kenn ich, kenn ich gut …«
    Trotzdem sind wir irgendwie zu einem Schluss gekommen, nicht zuletzt, weil sich Roger und Dave angeboten hatten, die Produktion des Albums aus eigener Tasche zu zahlen, was sehr nett von ihnen war und woran ihr sehen könnt, wer Syd Barrett war, all die Arbeit für eine einzige Scheibe, aber er hatte keinen Produzenten! Und ich, der das erst ganz am Ende erfährt, ein Wunder, dass ich nicht tot umgefallen bin! Sicher, formal gesehen war Syd noch bei Blackhill, doch als Jenner und King die Platte der EMI anboten, wurden sie schallend ausgelacht. Da hättet ihr mal Roger sehen müssen! Wie eine Furie platzt er beim Generaldirektor ins Büro und leert einen Aktenkoffer voller Banknoten auf dessen Tisch aus, THE MADCAP LAUGHS würde gefälligst gemacht, und so war’s auch!
    Ich möchte meine kurze Aussage mit einer Anekdote abschließen. Habt ihr das Cover von MADCAP vor Augen? Das mit dem rot-blau gestreiften Fußboden und Syd, der in einer Ecke neben einer Vase mit verwelkten Blumen hockt? Nun, das Foto hat Mick Rock geschossen, zwei Tage nachdem Syd den Boden extra dafür gestrichen hatte, nur dass er, da er an der Wand mit der Tür angefangen und immer fröhlich weitergestrichen hatte, am Ende in der Ecke gegenüber gefangen saß, wie
auf einer Karikatur … Erst wollte er so lange warten, bis der Boden trocken war, dann, nach zwei Stunden, fing er an, um Hilfe zu rufen, und schließlich, da offensichtlich niemand kam, ist er über den frisch gestrichenen Boden gelaufen … Das weiß ich von Mick Rock, der ihn gefragt hat, was passiert sei, als er dort ankam und die Abdrücke sah: Syd gestand es ihm, bat ihn aber inständig, ja nicht die Fußabdrücke mit aufs Bild zu nehmen, er wolle keinen schlechten Eindruck hinterlassen … Armer Syd, die Fußsohlen verschmiert in den Farben des Union Jack!

SECHSTE ZEUGENAUSSAGE
    Alan Parsons

    Ich heiße Alan Parsons, geboren am 20. Dezember 1948 in London. Mein beruflicher Werdegang eignet sich hervorragend dazu, folgende Frage zu veranschaulichen: Was ist besser, an einer großen Sache hinter der Bühne mitwirken oder bei einer mittelmäßigen der Hauptdarsteller sein? Julius Cäsar hat gesagt, lieber der Erste im Dorf als der Zweite in Rom, aber nach so vielen Jahren bin ich mir da nicht mehr sicher.
    Angefangen habe ich als Tontechniker, dank meines Talents bin ich aber weit mehr geworden: eine Art Klangdirektor oder besser Toningenieur, wie man mich gnädigerweise zu nennen pflegte. In dieser Eigenschaft habe ich mit den größten Musikern meiner Zeit zusammengearbeitet – den Beatles und Pink Floyd , um nur die besten zu nennen. Dann wollte ich die Fronten wechseln und gründete Alan Parsons Project . Dazu bilde sich jeder selbst ein Urteil.
    Nun habe ich die Ehre, über das zu berichten, was die meisten für Pink Floyds größtes Meisterwerk halten. Interessant scheint mir daran Folgendes zu sein.
    Angespornt durch ihren Erfolg mit ATOM HEART MOTHER und MEDDLE, wollten es Pink Floyd , oder

Weitere Kostenlose Bücher