Mr Pink Floyd
Junior School gearbeitet. Sie lag nur zwei Schritte von zu Hause entfernt: Daher gingen in den frühen Fünfzigern auch Roger und, zwei Klassen darunter, Syd Barrett dorthin. Wir wohnten in der Rock Road, was für ein Zufall, und die Barretts in der Hills Road etwa siebzig bis achtzig Meter entfernt. Deshalb kannte ich Mrs Winifred, und über uns lernten sich die zwei Jungs kennen. Syd kam bei Roger häufig für einen Snack vorbei, und da er nicht so gut in der Schule war, half ich ihm bei der einen oder anderen Hausaufgabe. Natürlich hieß Syd damals noch nicht Syd. Sein Name war Roger, wie der meines Sohnes, weshalb immer beide antworteten, obwohl ich nur nach einem rief … Es sah witzig aus, wenn sich ihre Köpfchen gleichzeitig umdrehten … Für eine Weile versuchte ich es mit Keith, seinem zweiten Vornamen, aber der gefiel ihm nicht, so ging ich zu »großer Roger« und »kleiner Roger« über, was aber beide nur ärgerte … Letzten Endes blieben sie beide Roger, und alles, was ich sagen musste, war: »Roger, wascht euch die Finger, das Essen ist fertig …« Es war schön, nur manchmal kam es mir irgendwie unheimlich vor, als hätte ich einen gespaltenen Sohn … Zumal sie ihren Teil dazu taten, die beiden, zum Beispiel
als sie mir einmal ein Bild schenkten, das sie mit »Roger Barrett-Waters« unterschrieben hatten, und ein andermal mit »Roger Barrers«. Etwas anderes war ihre Freundschaft an sich, ich meine, wenn man sieben, acht oder neun Jahre alt ist, sind zwei Jahre Unterschied enorm, fast eine Generation: Trotzdem trafen sie sich immer wieder und vernachlässigten sogar den Umgang mit ihren gleichaltrigen Schulkameraden. Wenn ich sie beim Spielen beobachtete, dachte ich manchmal, mein Sohn falle wieder auf den Stand von Syd zurück, weil er sich verhielt wie zwei oder drei Jahre zuvor, zum Beispiel interessierte er sich auf einmal wieder für Spielzeug und Bücher, die er schon seit Langem ignoriert hatte; andererseits schien Syd einen Sprung nach vorn zu machen, indem er eine für sein Alter fortgeschrittene Sprache benutzte oder mit meinem Sohn wie auf gleicher Augenhöhe umging.
Nach Beendigung der Grundschule ging Roger, mein Roger, auf die County High School, wo er diesen anderen Gitarristen kennenlernte, der später nicht bei Pink Floyd mitspielte, Klose … und Storm, ihren Grafiker … Selbstverständlich stieß zwei Jahre später Syd dazu, aber in der Zwischenzeit hatte sich einiges geändert … Die zwei waren nach wie vor dicke Freunde, sahen sich nur nicht mehr so häufig wie früher, weil … Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber es lag an Mrs Barrett … Ich wüsste keinen Grund, aber Winifred hat es nie gern gesehen, dass unsere beiden Söhne so viel miteinander zu tun hatten. Solange sie zur Grundschule gingen, tolerierte sie es, danach verbot sie Syd, nachmittags rauszugehen … Ich habe den Eindruck, dass sie eine besonders besitzergreifende Frau war und dass sich das nach dem Tod ihres Mannes noch verschlimmert hat … Mein Sohn konnte sie, ehrlich gesagt, nie ausstehen, und wahrscheinlich hat er an sie gedacht, als er diesen grauenhaften Text für den Song namens Mother schrieb, der, in dem die Mutter in einem Ton, als verkünde sie ein Urteil, zu ihrem Sohn sagt, dass er für sie immer ein Kind
bleibe … Und wisst ihr, was Roger meinte, als es Syd schlecht ging und er sich in sein Souterrain zurückzog? »So, jetzt hat die Alte ihn ganz für sich.«
ZWEIUNDZWANZIGSTES GESTÄNDNIS
Der Hund (6)
Natürlich weiß ich, dass sie mich Hund nennen, was dachten sie denn? Aber Hunde sind die treuesten Tiere, die es gibt, also ein bisschen mehr Respekt, bitte. Ich bin also der, der auf musikalischer Ebene am wenigsten geleistet hat? Sehr gut, dann werde ich aber auch der sein, der hinsichtlich Bereitschaft und guten Willens das meiste gezeigt hat. Dave hat bereits ein paar Augenblicke unserer Geschichte in Erinnerung gerufen: Wollen wir das Bild mal vervollständigen.
Ende 1984, als unsere beiden Primadonnen ihre heimtückischen Solokarrieren anscheinend bereits eingefädelt hatten, trafen sich Pink Floyd im Hinterzimmer eines bekannten Restaurants in London, um über ihre Zukunft zu sprechen: Nicht, dass es etwas gebracht hätte, aber ich möchte doch anmerken, dass es der Unterzeichnete war, der dazu geladen hatte.
Ein Jahr darauf bekommen wir eine Einladung von Bob Geldof zu Live Aid: Roger legt ein strenges Veto ein, dem Rick und ich, da wir nun mal keine verbohrten Typen
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