Mr Pink Floyd
sind, folgen. Ob Rick das aus Ehrfurcht getan hat, weiß ich nicht. Ich hab dabei nur das Wohl der Band im Auge gehabt. Wer hingegen das Veto bricht, ist Dave, man höre und staune: Und nicht nur das, zur großen Schmach von Roger spielt er obendrein in der Band von Brian Ferry mit!
Kommen wir aber zu den Jahren, als es richtig heiß herging. Als Roger herausfindet, dass Dave eine neue LP mit Pink Floyd plant, bricht ein Mordsgezeter los. Rick war bereits gefeuert,
auf mich ist es nie angekommen, und Dave hatte schon zwei Soloalben aufgenommen und spielte immer häufiger als Sessionman in anderen Bands mit, eigentlich gab es also keinen Anlass zur Sorge: Das zumindest dachte der Lyriker, als er von der Nachricht erfuhr. Sein erster Fehler war allerdings, Dave anzurufen und in den Hörer zu brüllen: »Du wirst diese Platte nie machen!« Dave ist eher ein ruhiger Zeitgenosse, aber wenn man ihn provoziert… Der zweite Fehler war das Ergreifen rechtlicher Schritte, woraufhin wir durch den damit ausgelösten Medienrummel zum shakespearischen Sinnbild für inneren Krieg wurden. Nun, Dave leitete alles in die Wege und ging von seinem schwimmenden Hauptquartier zu einem nie da gewesenen Gegenangriff über. Hier muss ich jedoch, so leid es mir tut, seine Ausführungen etwas zurechtrücken. Es stimmt, dass es vor Gericht ein Berufungsurteil gab, aber ohne mein Eingreifen wäre der Streit durch endlose Haarspalterei auf anderer Ebene weitergegangen. Was war denn das eigentliche Problem? Dass alle bei derselben Plattenfirma unter Vertrag standen, die nie gleichzeitig und unabhängig voneinander sowohl Pink Floyd als auch denjenigen hätte produzieren können, der die Rechte am Großteil ihrer Songs besaß. Nachdem ich ein paar Wörtchen mit Dave gewechselt hatte, dem die EMI daraufhin das Ruder überließ, schickte mich Dave zu Roger, um ihm ein privates Treffen in seinem Hausboot vorzuschlagen… Moral von der Geschichte, an nur einem Nachmittag bekamen wir das in den Griff, was Londons größte Anwaltsbüros in monatelanger Auseinandersetzung nicht gelöst hatten: Die EMI befreite Roger von jeglicher Pflicht, er behielt alle Rechte und erhielt das Exklusivrecht an THE WALL, an dem Dave einigen Anteil hatte. Im Gegenzug durfte Roger keine weiteren Maßnahmen mehr gegen den Gebrauch des Namens Pink Floyd von unserer Seite unternehmen. Wenige Tage später waren beide Seiten wieder auf Tournee.
Kommen wir nun zur jüngeren Vergangenheit. Am 17. Januar
1996 verschafften sich Pink Floyd in einer durchaus beachtlichen Ladung mit David Bowie, Jefferson Airplane , Velvet Underground und Pete Seeger Zutritt in die Rock ’n’ Roll Hall of Fame. Und wer ist der Einzige, der Roger versucht zu überzeugen, mit uns nach Cleveland zu kommen? Das brauche ich wohl nicht zu sagen. Und seine Antwort gebe ich hier lieber auch nicht wieder.
Aber es kommt noch dicker. Januar 2002 treffe ich Roger absolut zufällig in der Karibik im Urlaub: Tagelang plaudern wir miteinander, als wäre nichts geschehen. Folge: Ein paar Monate später lädt mich Roger ein, auf einer Touretappe mitzuspielen, und nicht irgendeine! Wembley! Stellt euch vor, am Keyboard war sein Sohn Harry, mein Patenkind! Zwei Jahre später erscheint eine Spezialausgabe von Mojo über Pink Floyd . Zu einer möglichen Reunion der Band befragt, geben wir folgende Antworten: »Undenkbar« (Roger); »Das wäre, wie mit der eigenen Exfrau ins Bett zu gehen« (Dave); »Ja, ein besonderer Anlass vorausgesetzt, der uns genug Motivation verleiht« (ich); und von Rick, der ständig in der Ägäis umherschippert, keine Antwort. Nun gut, welche dieser Antworten, glaubt ihr, hat in Bob Geldofs Kopf wie ein guter Samen in guter Erde angeschlagen? Sollte nicht ein paar Monate später der G8-Gipfel stattfinden? Da hätten wir doch den besonderen Anlass! Bob organisiert also ein zweites Live-Aid-Konzert und ruft als Erstes mich an, der zusagt, dann Dave, der ablehnt; daraufhin bittet er mich, ihm das Terrain für Roger zu bereiten, was ich dermaßen gründlich tue, dass Roger, als er von Bob angerufen wird, unglaublich, aber wahr, ohne nach Daves Meinung zu fragen, zusagt. Und nicht nur das, nach einem weiteren missglückten Versuch von Bob nimmt Roger den Hörer in die Hand und ruft Dave an … Roger, der Dave anruft, das hätte ich mir nie träumen lassen … Dave bringt diese Geste dermaßen aus dem Konzept, dass auch er zusagt, Shakespeare zum Trotz! Jetzt fehlt nur noch Rick, der merkt, als
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