Mr. Sex
Und mein Date wäre damit dann ja auch geplatzt. Ganz toll.“
Ich wurde sauer.
„Chris, musst du verstehen. Geht um Familie. Ist Ehre. Ich kann nicht leben mit deutsche Frau, ohne sein verheiratet.“
Kemal versuchte seine türkischen Traditionen zu verteidigen.
„ Was hat das denn jetzt mit Deutsch zu tun? Wäre es mit einer türkischen Frau in Ordnung? Dann zieh ich mir halt ein Kopftuch an!“
Kemal nahm meine Hand.
„Nein, Chris, hat nix mit Deutsch zu tun. Ein türkisch Frau würde so etwas eben nicht machen. Würde nicht leben einfach so zusammen mit ein Mann. Ist nicht so verdorben wie du!“
Er lachte und ich schlug ihm auf den Arm.
“ Du bist echt blöd, du türkischer Fundamentalist!“
„ Und du bist deutsches, kleines Miststück. Lebst in wilde Ehe mit Kanake zusammen.“
Wir lachten laut und mein Ärger war verflogen. Ich musste ihm ja helfen, er war mein Freund.
Und mein Date mit Wigald konnte ich ja nachholen.
Kemal ging gleich nach oben zu Wigald und fragte ihn, ob er für einen Abend als sein Mitbewohner „Christian“, genannt Chris, einspringen könnte. Wigald sagte sofort zu, mit der Bedingung, dass ich und Angelina auch dabei sein würden.
Wir hatten uns alle schon in unserer Wohnung versammelt, mein neuer Name, welcher Wigald einfiel, war Susi - von Susi Sonnenbrand - und warteten auf den türkischen Besuch. Der Grill brannte, zum Leidwesen unserer Nachbarin Hilde, schon wieder und die Männer tranken ihr erstes Bier.
Gegen 19.30 Uhr klingelte es und die ganze türkische Verwandtschaft stand vor der Tür: Papa und Mama Öztürk, zwei Cousins, eine Cousine, zwei Onkel und ein Freund der Familie. Hilfe! Der Garten war voll, was die Besucher wenig störte.
Ich, Susi, musste mich schwer zurück halten, um nicht ständig aufzustehen und den Gastgeber zu spielen. Papa Kemal, er hatte einen Döner-Laden und einen Luxus-Catering-Service, setzte sich nach dem Essen zu mir und Angelina und fragte uns, ob eine von uns Mädels, Kemals Freundin sei. Dabei zwinkerte er uns lustig zu.
Herr Öztürk war ein kleiner, dickbäuchiger Türke, mit Schnauzbart und aufgeweckten braunen Augen, die nie still standen. Seine buschigen Augenbrauen füllten seine halbe Stirn aus. Wir beneinten seine Frage einstimmig und sagten, dass wir nur gute Freunde von Kemal seien.
„Herr Öztürk“, sagte ich, „wir haben uns schon mal gesehen. Und zwar vor ein paar Wochen auf der Geburtstagsfeier meines Chefs, Herrn Schmitt, im dem alten Weingut in der Bahnhofstraße. Sie haben wunderbares Essen serviert.“
„Oh, ja. Ich kann erinnern mich. Ihr habt viel getanzt und gelacht. War schönes Feier.“
Wigald schaute zu mir herüber. Ich lächelte ihn an und dachte an Frankis peinlichen Auftritt beim Nachhause-Wanken und daran, dass er mich Frau Enten-Arsch genannt hatte.
Der Abend verlief soweit ganz gut – bis Hilde über den Zaun sah. Die Zitrone hatte schon ganz hektische rote Flecken im Gesicht, als sie mit dünner, scharfer Stimme zischte:
„Herr Öztürk, Frau König, denken sie nicht, der Garten ist etwas zu klein, um eine ganze Fußballmannschaft mit Migrationshintergrund zu bewirten?“
Sie blickte un s an. Herrn Öztürks Augen ruhten ebenfalls auf uns. Seine Augenbrauen formten sich fragend in der faltigen Stirn.
Kemal sprang auf und erklärte unserer Nachbarin, dass der Besuch nur einen Abend bleiben würde. Er entschuldigte sich für den Lärm und sagte, dass er die Störung sehr bedauern würde – er war ausgesprochen höflich und diplomatisch.
Die Zitrone zischte noch einige undeutlich en Worte und hatte uns auch schon den Rücken zugewandt, als sie sich noch einmal umdrehte.
„Frau König“, sagte sie und ich hielt die Luft an, während ich den festen Blick von Herrn Öztürk auf meinem Gesicht ruhen fühlte.
„Bei ihrer Waschmaschine müsste mal wieder das Flusensieb geleert werden, dort tropft nämlich stetig Wasser heraus. Nicht, dass die Waschmaschine noch kaputt geht und uns der ganze Keller voller Wasser läuft.“
Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und ich starrte Kemal an.
Der türkische Besuch hatte , bis auf Kemals Vater, offensichtlich nichts bemerkt, aber dieser bat Kemal und mich nun mit leiser Stimme, ihm nach Drinnen zu folgen.
Mit gesenktem Kopf gingen wir hinter Herrn Öztürk in die Küche.
„Was ist hier los, Kemal?“ Herr Öztürk sah seinem Sohn fest in die Augen, während seine buschigen Augenbrauen aufgeregt tanzten.
„Papa, ich kann
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