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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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Narbenmann gewesen war, und auch keiner schlug vor hineinzugehen.
    Ernie begruben sie zwanzig Schritte von dem ausgetrockneten Fluss entfernt unter der Eiche. Sie wickelten ihn in eine Decke und bedeckten ihn mit einer Schicht aus Steinen und Erde. Jake versuchte etwas zu sagen, aber er konnte nicht. Pike stand am Fuß des Grabes und sagte: »Herr, wir legen diesen Mann zur Ruhe, der auf dem Weg gefallen ist, auf den Du ihn geschickt hast und der zum Ruhm führt. Und bei seinen Prüfungen und Mühen, diesem Weg zu folgen, begab er sich sicherlich in eine bessere Welt als diese hier. Sein Tod war grausam, aber sein Leben war rechtschaffen, und wir werden uns an ihn als einen Deiner Krieger erinnern. Die Erinnerung an ihn soll uns auf dem Weg Kraft geben, und darum wird er ewig leben, während wir versuchen, Dein Werk zu verrichten. Amen.«
    »Amen«, sagte Roonie.
    Die anderen murmelten ihren Dank. Jake starrte die Steine an und rührte sich fast eine Stunde lang nicht, selbst wenn man ihn rief.
    Sie gingen weiter in das Hügelland und folgten der Richtung, die der Narbige eingeschlagen hatte. Sie sehnten sich nach einem Stück Fleisch, denn in den vergangenen Tagen hatten sie nichts außer einer Handvoll Bohnen und Hafermehl gegessen. Als sie auf einen Hasenbau stießen, nahm Roosevelt seinen Revolver und versuchte ein paar der Tiere zu erlegen. Er verfehlte mehrere Male und verjagte sie.
    Lottie sagte: »Lassen Sie es mich versuchen.«
    Er sah sie zweifelnd an.
    »Lassen Sie es mich versuchen. Ich habe schon mal geschossen.«
    »Ich auch.«
    »Roosevelt, lassen Sie es mich versuchen.«
    Er gab ihr den Revolver. Sie nahm ihn entgegen. Eine Weile saßen sie nur da und beobachteten ihre Umgebung, dann hob sie die Waffe und zielte sorgfältig. Die Männer konnten nicht sehen, worauf sie zielte. Ohne Vorwarnung schoss sie, was jeden außer ihr überraschte, dann stand sie auf und ging in die Büsche. Dort fanden sie ein wimmerndes Kaninchen mit einer Kugel in der Seite. Lottie näherte sich ihm und war sich unsicher, was sie nun tun sollte, bis Pike es nahm und ihm den Hals brach.
    »Das haben Sie gut gemacht«, sagte er.
    »Ich hätte es mit einem Schuss töten sollen.«
    »Nun ist es tot, so oder so.«
    Sie kochten es zusammen mit einem zweiten, das Lottie erwischte, und aßen die Kaninchen mit wilden Frühlingszwiebeln. Sie kampierten unter dem verwaschenen roten Himmel, und als sie wach wurden, sagte Pike: »Wir müssen eine Entscheidung treffen. Wir haben ihn verloren. Wir haben den Narbigen verloren. Aber wir kennen die Richtung, die er eingeschlagen hat, und wir wissen, dass er nicht weit gekommen sein kann. Wer kennt die Gegend?«
    »Ich ein bisschen«, sagte Roonie.
    »Und was würden Sie sagen?«
    »Worüber?«
    »Wo er hin ist, natürlich.«
    »Och, ich weiß nicht. Da kämen viele Orte infrage. Die nächste Stadt ist, glaube ich, vierzehn Meilen entfernt.«
    »Er wird es eilig haben«, sagte Connelly.
    »Warum?«, fragte Pike.
    »Er weiß jetzt, dass wir hinter ihm her sind. Er weiß, wie nahe wir ihm sind.«
    »Und?«
    »Er benutzt gern den Zug. Roonie, wo ist der nächste Güterbahnhof?«
    »Ferguson. Nördlich von hier. Dort kommen viele Viehtransporte durch.«
    »Dort wird er sein«, sagte Connelly. »Jede Wette.«
    Die anderen nickten. »Das macht Sinn«, meinte Hammond.
    »Sind wir uns einig?«, fragte Pike. »Wir bleiben zusammen, gehen nach Ferguson?«
    »Das ist unsere beste Chance«, sagte Monk.
    Jake runzelte die Stirn und fuhr sich durch die Haare. »Gefällt mir nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte Lottie.
    »Gefällt mir einfach nicht. Ich … ich …« Er schniefte und schaute über die Schulter in die Richtung, in der das Grab seines Bruders lag.
    »Wir müssen weiter«, sagte Pike.
    Jake schüttelte den Kopf.
    »Wir haben gegessen«, sagte Pike. »Wir werden uns in dieser Stadt umsehen und nehmen uns, was wir tragen können und was wir brauchen. Das wird vermutlich nicht viel, alles wird ausgeräumt sein. Bei Tagesanbruch versuchen wir aufzuholen.«
    »Klingt gut«, sagte Roosevelt.
    Connelly erwachte, als es am nächsten Tag dämmerte. Es war noch nicht einmal richtig Morgen. Irgendwo flatterten Vögel durch die kalte Luft und zwitscherten einander traurig zu. Er setzte sich auf und sah, dass Jakes Schlafplatz verlassen war. Er streckte den Arm aus und rüttelte an Hammond.
    Hammond rieb sich die Augen. »Was?«
    Connelly deutete mit dem Kopf auf Jakes leeren Platz. Hammond setzte sich auf.

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