Mrs. Alis unpassende Leidenschaft
seine Erfindungen vor den Amerikanern patentieren zu lassen.«
Als die Lampen ihr flackerndes gelbes Licht verströmten und im Ziegelkamin ein Kohlenfeuer brannte, begann der Raum, ein wenig von seinem Modergeruch zu verlieren.
»Wenn man die Augen zusammenkneift, ist es eigentlich ganz bezaubernd hier drin.« Er entkorkte eine Flasche Rotwein, die als Mitbringsel für seinen schottischen Gastgeber gedacht gewesen war.
»Man muss nur alles abwischen, bevor man es anfasst«, sagte sie und schob mit einem Messer klein gehackte Zwiebeln in eine Pfanne mit Butter. Der wackelige Herd wurde von einer verrosteten Gasflasche, die draußen unter dem Küchenfenster stand, mit Energie versorgt. »Das ist der Staub von vielen, vielen Jahren.«
»Colonel Preston ist schon seit mehreren Jahren sehr gebrechlich«, sagte der Major, den Blick auf die Fliegenruten an der Wand gerichtet. »Ich bezweifle, dass er noch einmal hierherkommen wird.« Er ging zum Kamin und prüfte mit dem Handrücken die Temperatur des Warmwasserbereiters. Dann stellte er sich mit dem Rücken zum Feuer, trank einen Schluck Wein aus einer Teetasse und sah zu, wie Mrs. Ali mit rhythmischen Handbewegungen Tomaten klein schnitt und dabei konzentriert den Kopf geneigt hielt.
»Wirklich jammerschade – er spricht über diese Hütte und das Grundstück so, wie Sie und ich sprechen würden über – na ja, über den für uns wichtigsten Ort der Welt.« Der Colonel tat ihm leid, aber dieses Gefühl nahm seine Aufmerksamkeit nicht lange in Anspruch, denn jetzt rutschten ihr die Haare aus den Nadeln, sie unterbrach die Arbeit und schob sich mit dem Unterarm eine Strähne aus der Stirn. Das Hühnerfleisch und die Gewürze zischten in der Pfanne, und als sie ein Backblech darauflegte, wurde ihm klar, dass es keinen anderen Ort gab, mit dem ihn irgendetwas verband. Die Welt war so sehr geschrumpft, dass sie bequem in dieses Zimmer passte.
»Und – haben Sie einen solchen Ort?«, fragte sie, während sie die Flamme unter der Pfanne kleiner stellte und sich lächelnd aufrichtete. »Also, ich weiß, dass ich eigentlich nirgendwo hingehöre.«
»Ich dachte immer, Edgecombe St. Mary wäre es«, antwortete er. »Wissen Sie, meine Frau liegt auf dem Friedhof, und ich habe selbst schon ein Grab dort.«
»Auch eine Möglichkeit, sich verwurzelt zu fühlen.« Sofort formte sie mit den Lippen ein entsetztes O, aber er lachte. »Oje, das habe ich jetzt aber ganz dumm formuliert«, sagte sie.
»Überhaupt nicht. Genau das hatte ich gemeint. Ich hielt es immer für wichtig zu entscheiden, wo man begraben sein will, und dann gewissermaßen von dieser Entscheidung her das Leben anzugehen.«
Sie aßen, tunkten die Sauce mit süßen Mandelbrötchen auf und tranken Wein. Mrs. Ali ließ sich eine Tasse gegen die feuchte Kälte einschenken und gab Wasser dazu wie eine Französin. »Wenn Sie in Sussex begraben sein wollen, würden Sie wahrscheinlich nicht nach, sagen wir, Japan ziehen, oder?«
»Die Antwort auf diese Frage verweigere ich mit der Begründung, dass ich jetzt gerade am allerliebsten mit Ihnen zusammen hier bin und meine Anwesenheit daher sowohl Edgecombe als auch Tokio vorenthalten muss.«
»Aber wir werden nicht hierbleiben, Major.« Sie klang traurig. »Wir werden wegmüssen und nie mehr wiederkommen, genau wie der Colonel.«
»Stimmt.« Er betrachtete die tanzenden Schatten der Flammen an den dicken Steinwänden und die Lichtkreise, die die Lampen und die einzige, auf einer angeschlagenen Untertasse vor sich hin tropfende Kerze an die niedrige Decke malten. Das Federbett aus dem Schlafzimmer hatten sie zum Auslüften über die Rückenlehne des Sofas gelegt, und der rote Flanellbezug verlieh dem Raum zusätzliche Wärme. »Sie müssen mir Zeit zum Nachdenken geben«, sagte er.
»Die Leiche meines Mannes wurde nach Pakistan überführt und dort begraben. Ich selbst will das nicht für mich, deshalb werde ich nicht neben ihm liegen. Aber in einem hübschen Friedhof in Sussex kann ich auch nicht bestattet werden.«
»An manchen Tagen, die seine Frau für schlechte Tage hält, die aber vielleicht gute Tage sind, ist mein Freund, der Colonel, vollkommen überzeugt davon, wieder hier zu sein«, sagte der Major.
»Er erträumt sich das Leben, das er nicht führen kann?«
»Genau. Wir dagegen, wir können alles machen, und trotzdem behaupten wir, unsere Träume seien nicht mit dem ganz normalen Leben vereinbar, und weigern uns, sie zu leben. Und jetzt
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