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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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dass der Pöbel ihr ehrerbietig begegnete. Es ärgerte sie, dass ihr Mann sich mit gewöhnlichen Bürgern abgab. Gewöhnliche Bürger waren jedoch Wähler, und Big Jim wollte gern wiedergewählt werden. Das Bürgermeisteramt war für ihn eine Art Spiel, eine Erholung von den Strapazen der Vermehrung seines beträchtlichen Reichtums. Da Gott sie und Big Jim mit Geld belohnte, war Mim dagegen der Ansicht, dass niedere Lebewesen die Sanburnes als überlegen anerkennen und allein aus diesem Grund wählen sollten.
    Vielleicht sprach es sogar für sie, dass sie kapiert hatte, dass in Crozet keine Gleichberechtigung herrschte … aber in welcher Gemeinde war das anders? Für Mim bedeuteten Geld und gesellschaftliche Stellung Macht. Das war alles, worauf es ankam. Jim wollte absurderweise, dass die Leute ihn gernhatten, Leute, die nicht im Gesellschaftsregister standen, Leute, die nicht mal wussten, was das war, Gott bewahre.
    Ein verkniffenes Lächeln zerknitterte ihr Gesicht, das eine Außenstehende wie Maude Bly Modena als Mitleid mit Kelly Craycrofts Familie missdeuten musste. Eingeweihte wussten, dass Mims größte Portion Mitgefühl für sie selbst reserviert war, für die Prüfung, mit einem zwar superreichen, aber vulgären Menschen verheiratet zu sein.
    Harry wusste nicht, was über sie gekommen war. Vielleicht war es das unterdrückte Leid im Hause Craycroft oder der Anblick von Mim, die grimmig ihre Pflicht erfüllte. Wären nicht alle besser dran, wenn sie Gott ihren Zorn zubrüllen und sich die Haare raufen würden? Diese Gefasstheit erschreckte sie. Jedenfalls starrte sie Little Marilyn direkt in die tiefblauen Augen und sagte: »Marilyn, weiß Stafford, dass du heiratest?«
    Little Marilyn stammelte fassungslos: »Nein.«
    »Wir sind nicht besonders befreundet, Marilyn. Aber wenn ich auch im Leben nie wieder etwas für dich tue, lass mich dies eine sagen: Lade deinen Bruder zu deiner Hochzeit ein. Du liebst ihn, und er liebt dich.« Harry stellte ihre Ingwerlimonade hin und ging.
    Little Marilyn, das Gesicht flammend rot angelaufen, sagte nichts. Dann begab sie sich schleunigst zu Mutter und Vater.
     
    Bob Berrymans Hand ruhte auf dem Türknauf von Maudes Laden. Sie hatte die Lichter ausgeknipst. Niemand konnte sie sehen, das dachten sie jedenfalls.
    »Ahnt sie etwas?«, flüsterte Maude.
    »Nein«, sagte Berryman, um sie zu beruhigen. »Keiner ahnt etwas.«
    Er schlüpfte leise zur Hintertür hinaus und hielt sich im Schatten. Seinen Lieferwagen hatte er einige Straßen entfernt geparkt.
    Pewter, die sich auf einem mitternächtlichen Spaziergang befand, beobachtete seinen Abgang. Sie merkte sich gut, was er tat, und auch, dass Maude ein paar Minuten wartete, bevor sie in ihre Wohnung über dem Laden hinaufging. Die Lichter gingen an, und Pewter warf einen schmachtenden Blick auf die Fledermäuse, die zwischen den hohen Bäumen und Maudes Fenster hin- und herflitzten.
     
    An diesem Abend versuchten Mrs Murphy und Tucker, Harry von ihrer gedrückten Stimmung abzulenken. Ein Lieblingstrick von ihnen war das Prärie-Indianerspiel. Mrs Murphy legte sich auf den Rücken, umklammerte Tucker und hing an ihr wie ein Indianer unter einem Pferd. Tucker brüllte: »Jijiji«, als ob sie sich fürchtete, dann versuchte sie, ihren Passagier abzuwerfen. Harry lachte immer, wenn sie das machten. Heute Abend lächelte sie nur.

    Hund und Katze folgten ihr ins Bett, und als sie sicher waren, dass sie fest schlief, stürmten sie zur Hintertür hinaus, in die ein Katzentürchen gesägt war und die auf einen Hundeauslauf hinausging. Mrs Murphy konnte den Riegel betätigen, und die beiden sprangen über die Wiesen, die nach frisch gemähtem Heu dufteten.
    Nicht ein Auto war auf der Straße.
    Gut einen halben Kilometer vor der Betonfabrik spähte Mrs Murphy mit glitzernden Augen ins Gebüsch. »Waschbär voraus.«
    »Glaubst du, er wird kämpfen?« Tucker blieb einen Moment stehen.
    »Wenn wir einen Umweg machen müssen, sind wir womöglich nicht bis morgen früh zurück.«
    Tucker rief laut: »Wir jagen dich nicht. Wir sind auf dem Weg zur Betonfabrik.«
    »Wer’s glaubt, wird selig«, fauchte der Waschbär.
    »Ehrlich, wir tun dir nichts.« Mrs Murphy klang überzeugender als Tucker.
    »Vielleicht nicht, vielleicht aber auch doch. Gebt mir einen Vorsprung. Dann glaub ich euch vielleicht.« Damit verschwand das listige Tier im Gebüsch.
    »Weiter«, sagte Mrs Murphy.
    »Hoffentlich hält er sein Versprechen. Ich hab heute Abend

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