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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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alles?«
    »Oh, das hier und dieser Ordner, sind das die Sachen, die Sie aus Maudes Pult geklaut haben? Darüber hat er sich wirklich ins Hemd gemacht.« Sie kicherte.
    »Ja.« Harry legte die Papiere aufs Bett. »Mrs Hogendobber und ich haben sie kopiert. Wir haben aber die Arbeit der Polizei nicht behindert.«
    »Unser Sheriff will alles wissen. Er ist ein guter Sheriff.« Sie fing wieder an zu lesen.
    »Welchen Brief haben Sie da?« Harrys Knie knackten, als sie sich aufrichtete, um sich aufs Bett zu setzen.
    »Vom 4. November 1851. An den Präsidenten und die Direktoren, Amt für öffentliche Bauvorhaben, vom Ingenieurbüro der Blue Ridge Railroad Company.«
    »Zu schade, dass er nicht mit ›Lieber Schatz‹ beginnen konnte – stellen Sie sich vor, wie viel Schreibpapier er dabei gespart hätte«, bemerkte Harry. »Ich glaube, in dem Brief geht es um die Behelfsbrücke bei Waynesboro, damit die Männer das Material über die Berge schleppen konnten.«
    »Ja, das ist der Brief. Kaum zu glauben. Der ursprüngliche Arbeitslohn bei Abschluss des Tunnelvertrags betrug fünfundsiebzig Cent am Tag, und er schnellte für einige Arbeiter auf siebenundachtzigeinhalb hoch, für andere sogar auf einen Dollar. Die Männer haben für siebenundachtzigeinhalb Cent ihr Leben riskiert!«
    »Eine andere Welt.« Harry reichte Officer Cooper ein anderes Blatt. Die Deckenlampe warf einen matten Schatten auf die blonden Haare der Polizistin. »Der hier ist interessant.« Sie fing an zu lesen.
    »8. November 1853. Er hat viel im November geschrieben, nicht?« Sie las weiter. »›… wurden wir plötzlich vom Ausbruch einer großen Wasserader überrascht, weswegen wir gezwungen waren, Kräfte von der Arbeit abzuziehen und zum Pumpen abzustellen, bis wir Maschinen für denselben Zweck beschaffen konnten, die von Pferden angetrieben wurden. Dieser Umstand hat sich im Laufe des Jahres mehrmals wiederholt, trafen wir doch immer wieder auf Wasseradern, und nun belaufen sich die Wassermassen, die wir in Schach halten müssen, auf nicht weniger als dreihundertfünfzig Liter pro Minute, mehr als zwanzigtausend Liter pro Stunde.‹« Sie pfiff. »Die hätten da drin ertrinken können.«
    »Tunnels graben ist eine gefährliche Arbeit, und damals gab es noch kein Dynamit, müssen Sie bedenken. Er baute eine Unterführung, um das Wasser abzupumpen, und das war die längste Unterführung, von der je berichtet wurde. Hier ist noch ein Brief.«
    Mrs Murphy murrte. »Ich hab keine Lust, unterm Bett zu schlafen. Werden sie’s nun endlich kapieren oder nicht?«
    »Keine Ahnung.« Tucker gähnte.
    »Hmm.« Cooper betrachtete blinzelnd das Blatt. »9. Dezember 1855. Lauter technisches Zeug über Gefälle und Kurven und das Verschalen der Ausschachtung.« Sie wählte eine dramatischere Stelle aus. »›… irgendwann im Februar 1854 blockierte ein immenser Bergrutsch den westlichen Eingang vollkommen, und da er, aus einer Höhe von etwa dreißig Meter kommend, ebenso schnell niederging, wie er weggeschaufelt werden konnte, verhinderte er bis spät in den Herbst desselben Jahres den Bau eines Bogens an diesem Ende des Tunnels.‹« Sie wandte sich an Harry. »Wie alt war Claudius Crozet damals?«
    »Er ist am 31. Dezember 1789 geboren, also muss das kurz vor seinem sechsundsechzigsten Geburtstag gewesen sein.«
    »Und da hat er diese körperlichen Strapazen noch durchgestanden? Er muss unglaublich zäh gewesen sein.«
    »War er auch. Er war wirklich ein Genie. Die Politik kostete ihn seine Stellung als Chefingenieur des Staates Virginia, doch weil zwölf Ingenieure zusammen nicht die Arbeit eines Crozet leisten konnten, musste Richmond 1831 klein beigeben und ihn zurückholen. Das war lange bevor er die Tunnels baute. Wissen Sie, was er sonst noch gemacht hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er hat die erste Tafel in West Point eingeführt. Er begann dort 1816 zu unterrichten. Können Sie sich einen Unterricht ohne Tafel vorstellen? Amerika muss primitiv gewesen sein. Das Bildungsniveau in West Point war so niedrig, dass er seinen Schülern Mathematik beibringen musste, bevor er sie in Maschinenbau unterrichten konnte. Ein Wunder, dass wir den Mexikanischen Krieg nicht verloren haben.«
    »Offenbar hat er den Bildungsstandard angehoben. Lee war Ingenieur, wissen Sie.«
    »Ich weiß. Das weiß jedes brave Südstaatenkind – und es weiß von Stonewall Jacksons Talschlacht. Und dass ›jedermann‹ mehrere sind, nicht einer, und dass Maisbrot – wie bin ich da

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