Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
er über die Frau erführe, desto näher würde er einer Lösung kommen, dachte er. Dann überlegte er hin und her und fragte sich, ob sie wohl unschuldig gewesen war. Jemand war in ihrer Hütte umgebracht worden, aber vielleicht hatte sie nichts davon gewusst. Nein. Unmöglich. Die Leiche musste nachts vergraben worden sein. Sie hatte es gewusst, das stand fest.
Der Regen umhüllte Monticello wie ein wirbelnder Silbervorhang. Kimball, der dankbar war, dass er die Zeit hatte, dazusitzen und zu sinnieren – das Männerwort für träumen –, wusste, dass er weitersuchen musste. Ihm war klar geworden, dass er den Rat einer oder mehrerer Freundinnen brauchte. Verglichen mit Männern, mordeten Frauen selten. Was mochte eine Sklavin dazu getrieben haben, einen Mann zu töten, noch dazu einen weißen?
23
Von dem Ernst ihres Unterfangens erfüllt, hatte Mim Lucinda Coles, Miranda Hogendobber, Port Haffner und Ellie Wood Baxter eingeladen, dazu Susan Tucker und Mary Minor Haristeen von der jüngeren Generation. Little Marilyn, sozusagen die Gesellschaftspriesterin, war ebenfalls da, um Mim zu helfen. Ansley Randolph wäre auch eingeladen worden, aber das schickte sich nicht, weil Wesley Randolph noch keine drei Tage unter der Erde lag.
Kimball Haynes hatte um Unterstützung gebeten, weil er finanziell in Verlegenheit war. War er auch politisch nicht so gerissen wie Oliver, so besaß er doch eine gewisse Schläue. Ohne sie bringt man es nicht weit in dieser Welt. Nach der Regennacht in Monticello hatte er es für die klügste Taktik gehalten, sich an Mim Sanburne zu wenden. Schließlich war auch sie berührt von dem, was sich in Monticello abspielte. Sie konnte Geld aus Steinen pressen. Sie lehnte keine noch so schwierige Aufgabe ab. Sie kannte alle Welt, und das war mehr wert, als alles zu wissen. Obendrein genoss Mim es, im Mittelpunkt zu stehen.
Mim war hellauf begeistert, als Kimball sich telefonisch mit ihr verabredete, weil er meinte, sie halte den Schlüssel zur Lösung des Problems in der Hand. Er betonte, sie habe einen tiefen Einblick in die weibliche Denkweise. Da war’s um sie geschehen. Wenn Mim schon einen tiefen Einblick in die weibliche Denkweise hatte, sollten auch ihre Freundinnen davon erfahren. Je eher, desto besser.
Obwohl Mim wütend auf Samson war, hegte sie keine feindseligen Gefühle gegen Lulu, abgesehen davon, dass sie es ihr verübelte, mitten im Beerdigungsgottesdienst die Beherrschung verloren zu haben. Andererseits fühlte Mim eine Art Seelenverwandtschaft mit Lucinda, da sie überzeugt war, dass Samson nichts Gutes im Schilde führe. Mim wäre allerdings durchaus imstande, Lucinda zu benutzen, um Samson zur Vernunft zu bringen, wenn sich die Gelegenheit böte. Sie würde abwarten und Tee trinken.
Kaviar, gehackte Eier und Zwiebeln, frischer Lachs, elf verschiedene Sorten Käse und Cracker, Karottenscheiben, mit Frischkäse gefüllte Zuckerschoten, knackiger Blumenkohl und Endiviensalat mit Speckstückchen dienten als Magenöffner, wie Mim sich ausdrückte. Alle waren schwer beeindruckt von diesem Mittagsmahl. Mim hatte ein göttliches Rezept für Hummerravioli aufgetan, die so köstlich waren, dass keine der Anwesenden ein Wort über ihre Diät verlor. Rucola und ein Stückchen Melone boten dem Gaumen den richtigen Kontrast. Wer ein megakalorienreiches Dessert wollte, konnte einen Himbeerbecher mit Vanillesahnesoße schlemmen, und für Schokoladenfans gab es die bewährte Schokoladentorte.
Mim hatte das Obst von New York City einfliegen lassen, wo sie bei einem superschicken Delikatessengeschäft ein Kundenkonto hatte. Am Ende schwebten alle im siebten Himmel. Für diejenigen, die nach dem Essen einen Wiederbelebungstrunk benötigten, stand eine ganze Reihe Schnäpse bereit.
Susan wählte einen trockenen Sherry. Sie erklärte, der raue Wind sei ihr in die Knochen gefahren. Irgendwer musste ja den Sturm auf die Kristallkaraffen auf den Silbertabletts eröffnen. Lucinda wäre eher gestorben, als dass sie als Erste dem Alkohol zugesprochen hätte, deshalb befand Susan, dass sie Lulu jetzt quasi das Leben retten musste. Miranda lehnte Alkohol ab, ebenso Harry und Ellie Wood, die siebzig und kerngesund war.
»Ich fühle mich immer wohl mit vollem Bauch.« Mrs Hogendobber ließ sich von dem Hausmädchen in schwarzem Kleid mit gestärkter weißer Schürze und Häubchen eine Tasse siedend heißen Kaffee servieren.
»Mim, du hast dich selbst übertroffen! Auf dein Wohl!« Lulu hob
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