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Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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schlagen«, erwiderte Harry. »Ich rufe gleich Art Bushey an und reibe ihm das unter die Nase.«
    Erneutes Gelächter. Mrs Murphy, die von einem Vormittagsnickerchen erwacht war, ging zur offenen Tür und setzte sich hin. Sie atmete aus, hob eine Pfote und leckte eine Seite nass, mit der sie sich übers Gesicht rieb. Sie mochte Football, versuchte gelegentlich, den winzigen Ball zu fangen, wenn er über den Fernsehschirm flitzte. Im Geiste hatte sie so manchen Schuss gehalten. Heute interessierte Football sie nicht die Bohne. Sie sträubte das Fell, glättete es und schlenderte dann den Weg zwischen Postamt und Lebensmittelladen entlang. Sie konnte hören, wie Harry und die Männer sich gegenseitig unter Gelächter aufzogen. Dann gesellte Miranda sich dazu, und es wurde noch mehr gelacht.
    Mrs Murphy hatte ihr ganzes Leben auf diesem Fleck Virginia-Boden verbracht. Sie sah die Nachrichten um sechs und manchmal um elf; meistens allerdings schlief sie um diese Zeit. Sie las Zeitung, indem sie sich direkt vor Harry setzte, wenn diese las. Soweit sie es beurteilen konnte, führten die Menschen in großen Städten ein erbärmliches Leben. Oder aber die Zeitungen huldigten dem puritanischen Prinzip der Betonung des Elends, damit sich die Leser mit ihrem Leben zufriedengaben. Warum auch immer, die Katze fand Menschennachrichten langweilig. Es ging nur um Morde, Autounfälle und Naturkatastrophen.
    Die Menschen hier mochten sich. Sie kannten sich schon ein ganzes Leben; gelegentlich verlieh ein Neuankömmling der Mischung Würze und sorgte für Gesprächsstoff. Und es war nicht so, als passierten in Crozet keine schlimmen Dinge. Da die Menschen nun mal sind, wie sie sind, gab es Eifersucht, Habgier und Begierde. Wer erwischt wurde, zahlte den Preis. Doch im Großen und Ganzen waren es gute Menschen. Zumindest sorgten sie für ihre Haustiere.
    Hinter Market Shifletts Laden hörte sie leises, gedämpftes Schluchzen. Sie trottete nach hinten. Jody Miller, den Kopf in die Hände gestützt, weinte sich die Augen aus. Pewter saß auf ihren Turnschuhen und legte dem Mädchen von Zeit zu Zeit tröstend die Pfote aufs Bein.
    »Ich hab mich schon gefragt, wo du bist.« Murphy gab Pewter einen Nasenkuss, starrte dann auf Jody.
    Als diese die Hände vom Gesicht nahm, fiel der Katze Jodys Auge auf, das sich schon blau färbte. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und blinzelte durch ihre Tränen. »Hallo, Mrs Murphy.«
    »Hallo, Jody. Was ist los?« Murphy rieb sich an ihrem Bein.
    Jody blickte die Gasse entlang und streichelte geistesabwesend die beiden Katzen.
    »Hat sie was zu dir gesagt?«
    »Nein«, antwortete Pewter.
    »Armes Kind. Sie hat ganz schön was abbekommen.« Mrs Murphy stellte sich auf die Hinterbeine und legte die Pfoten auf Jodys linkes Knie, um sich die Verletzungen der jungen Frau näher anzusehen. »Ist eben erst passiert.«

    »Vielleicht ist sie auf dem Weg zur Schule in eine Prügelei geraten.«
    »Sie hat am frühen Morgen Hockeytraining – Brooks auch.«
    »Stimmt ja.« Pewter legte den Kopf schief und bemühte sich, Jodys Aufmerksamkeit zu erregen. »Vielleicht hat ihr Vater sie geschlagen.«
    Kendrick Miller hatte ein aufbrausendes Temperament. Zwar sah niemand außerhalb der Familie ihn jemals seine Frau oder sein einziges Kind schlagen, trotzdem blickten die Leute ihn manchmal scheel an.
    Leise knirschende Schritte schreckten die Katzen auf. Jody, die immer noch weinte, hörte nichts. Sandy Brashiers, dessen Auto hinter dem Laden parkte, blieb abrupt stehen.
    »Jody!«, rief er und beugte sich besorgt hinunter.
    Sie wandte sich ab. Die Katzen sprangen aus dem Weg. »Mir fehlt nichts.«
    Er betrachtete ihr blaues Auge. »Du hast schon besser ausgesehen. Komm, ich bringe dich schnell zu Larry Johnson. Mit den Augen ist nicht zu scherzen, Kindchen.«
    »Nennen Sie mich nicht Kindchen.« Ihre Heftigkeit erstaunte sogar sie selbst.
    »Verzeihung.« Er wurde rot. »Komm jetzt.«
    »Nein.«
    »Jody, wenn du nicht willst, dass ich dich zu Dr. Johnson bringe, dann muss ich dich nach Hause bringen. Ich kann dich nicht einfach hier sitzen lassen.«
    Die Hintertür des Postamts schwang auf, und Harry trat hinaus; sie hatte Jodys Stimme gehört. Miranda war direkt hinter ihr.
    »Ach du meine Güte«, flüsterte Miranda.
    Harry kam herüber. »Jody, das muss doch wehtun.«
    »Es ist alles in Ordnung!« Sie stand auf.
    »Darüber lässt sich streiten.« Sandy verlor die Geduld.
    Miranda legte dem Mädchen

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