Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid
konnte.
»Hauptsache, er läuft«, bemerkte Brooks über den Wagen.
»Wie viele sind jetzt in der Schlange?« Roger wischte sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn. Jimbo ging bis zur Kreuzung, um die Fahrer anzuweisen, eine Zweierreihe zu bilden.
Er musste den Stau auf der wichtigen Nord-Süd-Achse nach Charlottesville auflösen.
»Nummer zweiundzwanzig ist gerade eingetrudelt«, antwortete Brooks.
Karen stieß einen Pfiff aus. »Wahnsinn.«
Roscoe kurbelte sein Fenster herunter und überflutete die Waschanlage mit Mozart. Noch drei Autos, dann war er an der Reihe.
»Ihr solltet euch alle mit Mozart vertraut machen«, rief er ihnen zu. »Der größte Komponist, den es je gab.«
Seine Frau rief aus ihrem Wagen: »Es ist Wochenende, Roscoe. Keine Vorträge.«
»Genau!« Karen lachte und winkte Naomi zu.
»Du hörst bestimmt Melissa Etheridge und Sophie B. Hawkins«, sagte Roscoe und bot ihr einen Erdbeerbonbon an. Sie lehnte ab.
»Jaha.« Karen wandte sich dem Wagen vor ihr zu. »Die sind super. Billy Ray Cyrus und Reba McEntire mag ich auch.«
Irene kurbelte ihr Fenster herunter. »Wo ist Jody?«
»Sie ist zum Laden gegangen, um uns was zum Lunch zu holen, und hoffentlich beeilt sie sich!« Roger sprach die halbe Wahrheit.
»Wie steht es mit Bach?«, trällerte Roscoe, immer noch beim Thema Musik.
»Die Beatles«, antwortete Karen. »Ich finde, das ist wie Bach-Rock.«
»Nein, Bill Haley and the Comets, das ist Bach-Rock«, sagte Roscoe, während er den Bonbon lutschte. »Jerry Lee Lewis.«
Die jungen Leute holten tief Luft und brüllten hüftenschwingend wie aus einem Mund: »Elvis!«
Als Roscoe sein linkes Rad in die Rille klemmte, sangen alle »Hound Dog«, worauf er lachen musste. Er bemerkte Jody, die aus dem Büro spähte. Das Gelächter war zu viel für sie; es hatte sie unter dem Schreibtisch hervorgelockt.
Er zeigte mit dem Finger auf sie. »You ain’t nothin’ but a hound dog.«
Sie lachte, doch das Lächeln verschwand, als ihre Mutter hinüberrief: »Ich denke, du bist im Laden?«
»Ich bin auf dem Weg. Wir sind im Rückstand«, sagte sie, da sie gehört hatte, was Roger zu ihrer Mutter gesagt hatte.
»Mr Fletcher, schließen Sie das Fenster«, wies Karen ihn an, als der Kombi in die Waschstraße ruckelte.
»Ah, richtig.« Er drückte auf den Knopf, und das Fenster schloss sich summend.
Als das Heck des Mercedes in einer Wasserwand verschwand, blitzte das gelbe Neonlicht auf, und Karen winkte Irene heran. »So ein Dummschwätzer«, murmelte sie in sich hinein.
Boom Boom rief aus ihrem Fenster: »Stress. Irene, das ist einfach zu viel Stress. Treffen wir uns doch nach der Autowäsche bei Ruby Tuesday’s.«
»Okay«, stimmte Irene zu. Ihr linkes Rad war jetzt in der Rille. »Ich will das volle Programm.« Irene reichte fünfzehn Dollar aus dem Fenster. Karen gab ihr das Wechselgeld.
Roger wartete an dem Knopf, der die Waschstraße in Gang setzte, bis Roscoe fertig war. Das Licht, das ihm signalisierte, den nächsten Wagen durchzuschicken, ging nicht an. Minuten verstrichen.
»Ich hab’s eilig.« Irene bemühte sich, freundlich zu klingen.
»So geht das schon den ganzen Tag, Mrs Miller.« Karen lächelte verkniffen.
Brooks blickte die Schlange entlang. »Vielleicht ist Mr Fletcher draußen, und das Licht ist nicht angegangen. Ich geh mal nachsehen.«
Brooks hastete außen an der Waschstraße entlang und gelangte ans Ende, wo der braune Kombi stand, mit der Schnauze nach vorne. Das Heck des Fahrzeugs war noch auf der Schiene. Die kleinen Metallklampen in der Rille schoben den Wagen weiter.
Brooks klopfte ans Fenster. Roscoe, der aufrecht saß, Blick nach vorn, reagierte nicht.
»Mr Fletcher, Sie müssen rausfahren.«
Keine Antwort. Sie klopfte fester. Immer noch keine Antwort.
»Mr Fletcher, bitte fahren Sie raus.« Sie wartete, dann machte sie die Tür auf. Als Erstes bemerkte sie, dass Mr Fletcher sich die Hose nass gemacht hatte, was sie entsetzte. Dann stellte sie fest, dass er tot war.
19
Es war nicht lustig, aber Rick Shaw hätte beinahe gelacht. Mozart plärrte aus den Lautsprechern, und das Heck des Wagens glitzerte nach der endlosen Wäsche wie Diamanten.
Naomi Fletcher hatte einen Schock erlitten und war von einem Beamten nach Hause gebracht worden.
Diana Robb, eine Sanitäterin vom Rettungsdienst, wartete geduldig, während Sheriff Shaw und Deputy Cooper den Wagen sorgfältig untersuchten.
Jimbo Anson stellte das Wasser ab.
Roger Davis leitete
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