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Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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sagte, sie hätte es vom Training, aber Miss Hallvard sagt, nein, und soweit sie wüsste, habe es auch nach dem Training keine Schlägerei gegeben. Gerät sie mit anderen Jugendlichen aus der Gegend aneinander, oder –?«
    »Oder schlage ich sie?« Kendricks Gesicht wurde dunkelrot. »Ich weiß, was die Leute hinter meinem Rücken sagen, Roscoe. Ich schlage meine Tochter nicht. Ich schlage auch meine Frau nicht. Herrgott, ich bin ja kaum zu Hause, wie soll ich da wütend auf sie werden? Und ja – ich bin aufbrausend.«
    Roscoe hielt sich zurück. »Bitte, missverstehen Sie mich nicht. Mir liegt das Wohl jeder Schülerin von St. Elizabeth am Herzen. Jody ist ein bezauberndes junges Mädchen. In letzter Zeit geht es mit ihr, nun ja, auf und ab. Und ihre Noten sind nicht so gut wie voriges Jahr.«
    »Darüber mach ich mir Sorgen, wenn das Zeugnis kommt.« Kendrick stützte sich auf sein Knie.
    »Das ist in einem Monat. Wir sollten versuchen, die Noten vorher mit vereinten Kräften zu verbessern.« Roscoe lächelte mit dem Mund, aber nicht mit den Augen.
    »Sie wollen damit sagen, dass ich kein guter Vater bin.« Kendrick machte ein finsteres Gesicht. »Sie haben mit meiner Gattin gesprochen, nehme ich an.« Das Wort »Gattin« triefte von Gehässigkeit.
    »Nein, habe ich nicht.« Roscoe riss langsam der Geduldsfaden.
    »Sie sind ein mieser Lügner.« Kendrick lachte rau.
    »Kendrick, es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit verschwende.« Er stieg von der Tribüne und kehrte einem wütenden Kendrick den Rücken, der herunterstampfte und in der entgegengesetzten Richtung davonging.
    Sandy Brashiers erwartete Roscoe am anderen Ende. »Der sieht nicht sehr glücklich aus.«
    »Er ist ein Esel.« Roscoe, gereizt und müde, glaubte eine versteckte Kritik in Sandys Stimme zu hören.
    »Ich habe auf Sie gewartet, weil ich meine, wir sollten eine Versammlung oder einen kleinen Workshop über den Umgang mit Niederlagen anberaumen. Jodys Verhalten war unerhört.«
    Roscoe zog die mächtigen Schultern hoch. »Ich finde nicht, dass wir das groß aufbauschen sollten.«
    »Sie und ich werden wohl nie einer Meinung sein, was?«
    »Ich werde das schon deichseln«, sagte Roscoe streng.
    Es folgte ein Schweigen, das von Sandy unterbrochen wurde. »Ich möchte Sie nicht verärgern. Ich will mich Ihnen nicht widersetzen, aber dies gibt uns die Chance, das Thema Sieg und Niederlage zu behandeln. Der Sport nimmt sowieso viel zu viel Raum ein.«
    »Er mag zu viel Raum einnehmen, aber er bringt Spenden von Ehemaligen ein.« Roscoe verlagerte das Gewicht.
    »Wir sind eine Lehranstalt, keine Sportakademie.«
    »Sandy, nicht jetzt. Ich bin bereits am Ende meiner Geduld«, warnte Roscoe.
    »Wenn nicht jetzt, wann dann?«
    »Dies ist weder die Zeit noch der Ort für eine philosophische Diskussion über das Erziehungsziel der weiterbildenden Schulen im Allgemeinen oder von St. Elizabeth im Besonderen.« Roscoe warf sich einen Erdbeerbonbon in den Mund und ging in Richtung der Mädchenumkleide davon. Vielleicht hatte April Neuigkeiten für ihn. Er sah, dass Naomi Maury zum Schulhof geleitet hatte, und er nahm an, dass sie ihn in ihrem Büro mit Kaffee, Tee oder etwas Alkoholischem bewirten würde. Sie hatte eine sichere Hand im Umgang mit Menschen.
    Die Katzen stürmten unter der Tribüne hervor und sausten zu Harry, die auf dem Parkplatz nach ihnen rief.

 
17
     
    Am späten Abend blitzte der zunehmende Mond zwischen pechschwarzen, regenschweren Wolken auf. Mrs Murphy, die nicht schlafen konnte, jagte auf der Weide nahe beim Stall. Ein plötzlicher Windstoß veranlasste sie, die Nase vom Boden zu heben. Sie schnupperte in der Luft. Ein starkes Unwetter war im Anzug.
    Simon rannte, flink für seine Verhältnisse, vom Bach herbei. Von oben stieß Plattgesicht herab, beschrieb einen Bogen und flog dann zu den fernen Feldern zu einem letzten Beutezug, bevor der Sturm losbrach.
    »Mir reicht’s für heute.« Simon hielt auf die offene Stalltür zu. »Außerdem sind Rotluchsspuren im Bachbett.«
    »Grund genug, Schluss zu machen.«
    »Kommst du rein?«
    »Gleich.« Murphy sah dem grauen Tier mit dem langen Rattenschwanz nach, als es in den Stall schlurfte.
    Ein leichter Wind rauschte in den Blättern. Sie sah die Getreidehalme in Harrys kleinem Garten an der Stallecke schwanken und zittern. Dies war der ideale Ort für ihren Kompost. Ein halb ausgewachsenes Rotfuchsweibchen tänzelte am anderen Ende des Gartens heraus, blickte über die Schulter, gewahrte

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