Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid
Unrecht war. Ich wusste nicht, wie ich es wiedergutmachen konnte. Es ist genug Zeit vergangen, dass du mir vertrauen kannst, und ich kann besser auf dich eingehen.«
»Dräng mich nicht.«
»Wenn ich dich nicht dränge, tust du nichts. Wenn ich jemand anders auf eine Party mitnehme oder mit ihr ins Kino gehe, redest du eine Woche oder länger kein Wort mit mir. Was ich auch mache, es ist immer verkehrt.«
»Er hat recht, Mom«, stimmte Mrs Murphy Fair zu.
»Jawohl«, fiel Tucker ein.
»Sie reden zu viel.« Pewter, erschöpft von ihrem Gesang und dem vielen Brotauflauf, den sie stibitzt hatte, wollte schlafen.
»Billige Rache, vermute ich.« Harry war aufrichtig in ihrem Urteil über sich selbst.
»Macht es dich glücklich?«
»Ehrlich gesagt, ja. Wer die Wonnen der Rache unterschätzt, hat keine Gefühle.« Sie lachte. »Aber es verhilft einem nicht zu dem, was man sich wünscht.«
»Und das wäre?«
»Das ist es ja eben. Ich weiß es wirklich nicht mehr.«
»Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt, und ich werde dich immer lieben.« Der Ausbruch von Leidenschaft ließ sein hübsches Gesicht aufleuchten.
Sie drückte seine Hand. »Ich liebe dich auch, aber -«
»Können wir nicht wieder zusammenkommen? Wenn du nicht bereit bist, dich zu binden, können wir uns ja einfach so treffen.«
»Das tun wir doch jetzt auch.«
»Nein, tun wir nicht. Dies ist reiner Zufall.«
»Du sprichst nicht von Treffen. Du sprichst von Schlafen.«
»Ja.«
»Ich werd’s mir überlegen.«
»Harry, das ist eine schwammige Antwort.«
»Ich habe nicht ›nein‹ gesagt, und ich habe nicht ›vielleicht‹ gesagt. Ich muss darüber nachdenken.«
»Aber du weißt, was ich empfinde. Du weißt, was ich wollte.«
»Das ist nicht das Gleiche wie ein direkter Antrag – eben hast du mir einen direkten Antrag gemacht, und ich muss darüber nachdenken.«
»Liebst du mich überhaupt?«
»Das ist ja das Komische bei der ganzen Sache, dass ich dich liebe. Ich liebe dich jetzt mehr als damals, als wir geheiratet haben, aber es ist anders. Ich weiß einfach nicht, ob ich dir vertrauen kann. Ich möchte es gern, ehrlich, denn abgesehen von Susan, Miranda und meinen anderen Freundinnen kenne ich dich besser als sonst irgendjemanden auf der Welt, und ich glaube, dass du mich kennst. Ich mag dich nicht immer. Ich bin sicher, dass auch ich dann und wann nicht liebenswert bin, aber es ist komisch, dass man jemanden lieben kann, ohne ihn zu mögen.« Sie fügte hastig hinzu: »Die meiste Zeit mag ich dich. Eigentlich nur dann nicht, wenn du anfängst, Befehle zu erteilen. Das hasse ich.«
»Ich arbeite daran. Die meisten Frauen wollen, dass man ihnen sagt, was sie tun sollen.«
»Manche schon, ich weiß. Die meisten nicht. Es ist eine große Schwindelmasche, die sie abziehen, damit die Männer sich schlau und mächtig vorkommen. Und hinter eurem Rücken lachen sie euch dann aus.«
»Du nicht.«
»Nee.«
»Deswegen liebe ich dich. Das ist einer von vielen Gründen. Du bietest mir immer die Stirn. Ich brauche das. Ich brauche dich. Du bist gut für mich, Harry.«
»Das freut mich zu hören«, erwiderte sie trocken, »aber ich bin nicht auf der Welt, um gut für dich zu sein. Ich bin auf der Welt, um gut für mich zu sein.«
»Wäre es nicht schön, wenn wir das füreinander tun könnten? Ist das nicht der Sinn einer Ehe?«
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ja. Die Ehe ist vermutlich verzwickter, aber ich bin zu erschöpft, um das rauszufinden … falls ich es überhaupt könnte. Und eine Ehe ist nicht wie die andere. Unsere Ehe war anders als die von Miranda und George, und ihre hat funktioniert. Ich glaube, du bist gut für mich – immerhin würde ich dieses Gespräch mit niemand anderem führen –, und dafür hast du meine Hochachtung. Du weißt, ich kann dieses Gefühlsgelaber nicht ausstehen.«
Er lachte. »Harry, wie sehr ich dich liebe!«
Sie stand auf und küsste ihn auf die Wange, womit sie Murphy ein zweites Mal aufstörte und verstimmte. »Lass mich nachdenken.«
Er überlegte. »Ich habe nicht gewusst, dass die Liebe so kompliziert sein kann oder dass ich so kompliziert sein könnte!« Er lachte. »Aber ich hab immer gewusst, dass du kompliziert bist.«
»Siehst du – und ich finde mich unkompliziert.«
Mrs Murphy setzte sich vor den Kamin und starrte in die Flammen. »Wisst ihr, was mir Kummer macht?«
Pewter gähnte. »Was?«
»Wenn Sean was mit Roscoes Ermordung zu tun hat, wenn er da irgendwie mit
Weitere Kostenlose Bücher