Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid
den BMW unter den Nagel gerissen, ist einfach verduftet. Er hat etwas begonnen und wusste nicht, wie er es beenden sollte.«
»Aber Rick Shaw lässt ihn im Krankenhaus bewachen.« Harry kam auf diese wichtige Tatsache zurück.
»Du hast recht – aber ihn mit Roscoes und Maurys Ermordung in Zusammenhang zu bringen scheint mir sehr weit hergeholt.«
Harry sprang vom Sofa. »Verzeihung, Murphy.«
»Ich hatte es so-o-o gemütlich«, stöhnte Murphy verärgert. »Pewter, geben wir’s ihnen. Lass uns ›Dixie‹ singen.«
Die beiden Katzen vereinten ihre Stimmen zu einer schwungvollen Interpretation jenes Songs, den manche südlich der Mason-Dixon-Grenze so liebten.
»Du bist Tierarzt. Bring du sie zum Schweigen«, bat Tucker.
Fair zuckte die Achseln und lachte über die beiden Sängerinnen.
»Hier.« Harry warf Fair eine Tüte Leckerbissen zu. »Ich weiß, dass das funktioniert.« So war es, und sie konnte Susan anrufen. »Hi, Suz.«
»Miranda ist hier. Warum hast du mir nichts gesagt!«
»Tu ich doch gerade.«
»Seit wann bist du zu Hause? Oh Harry, du hättest geröstet werden können.«
»Ich bin seit einer Stunde zu Hause. Fair ist hier.«
»Erzähl mir, was passiert ist.«
»Morgen, Susan, ich versprech’s. Jetzt muss ich erst mal mit Brooks sprechen. Schickst du sie morgen nach St. Elizabeth?«
»Nein. Obwohl sie es möchte.« Susan rief ihre Tochter an den Apparat.
Harry kam sofort zur Sache. »Brooks, kannst du dich erinnern, wem Roscoe Fletcher Bonbons angeboten hat, als er an der Waschanlage in der Schlange wartete?«
»Allen.«
»Versuch dich genau zu erinnern, Brooks.«
»Ah, okay … als ich ihn das erste Mal sah, stand er fast draußen auf der Route 29. Ich glaube nicht, dass er mit jemandem gesprochen hat, höchstens mit den Jungs von der Texaco-Tankstelle. Ich habe ihn erst wieder bemerkt, als er halb an der Einfahrt war. Hm -« Sie strengte sich an, um sich den Vorfall zu vergegenwärtigen. »Mrs Fletcher hat ihn angehupt. Er stieg aus und sprach mit ihr, glaube ich. Die Schlange ging so langsam vorwärts. Dann ist er wieder eingestiegen. Mrs Miller hat mit ihm gesprochen. Karen ist einen Moment zu ihm gegangen, er hatte sie gerufen. Als Jody ihn sah, hat sie sich im Büro versteckt. Du weißt ja, sie hatte einen Anraunzer gekriegt, weil sie nach dem Hockeyspiel die Beherrschung verloren hat. Ah – ist das schwierig.«
»Ich weiß, aber es ist äußerst wichtig.«
»Roger, als Mr Fletcher am Portal ankam – wir sagen Portal dazu.«
»Fällt dir sonst noch jemand ein?«
»Nein. Aber ich hab ja auch Stoßstangen geschrubbt. Da hätte leicht mal jemand zu ihm gehen können, ohne dass ich es mitkriege.«
»Das ist mir klar. Du hast dir alle Mühe gegeben.«
»Willst du Mom noch mal sprechen?«
»Sicher.«
»Was hast du vor?«, fragte Susan.
»Ich will rausfiltern, wem Roscoe an der Waschanlage Bonbons angeboten hat.«
Susan, die merkte, dass Harry gerade besessen war, sagte ihr, sie würden sich morgen sehen.
Darauf wählte Harry Karen Jensens Nummer. Sie stellte Karen dieselben Fragen und erhielt nahezu dieselben Antworten; Karen meinte jedoch, Jody habe das Gelände der Autowaschanlage verlassen, sei zurückgekommen, habe Roscoe gesehen und sich in Jimbos Büro verdrückt. Sie erinnerte sich, dass Naomi und Irene in der Schlange gewartet hatten, aber sie konnte sich nicht besinnen, ob sie aus ihren Autos ausgestiegen waren. Sie wollte wissen, wie es Sean ging.
»Das weiß ich nicht.«
Mit belegter Stimme sagte Karen: »Ich hab Sean wirklich gern – auch wenn er manchmal ein Vollidiot sein kann.«
»Kannst du dir einen Grund denken, weswegen er Mrs Craycrofts Wagen genommen hat?«
»Nein – na ja, ich meine, er ist schon ein Draufgänger. Aber er hätte ihn niemals gestohlen. Das war einfach nicht sein Ding.«
»Danke, Karen.« Harry legte den Hörer auf. Auch sie glaubte nicht, dass Sean ein Auto stehlen würde. Eine Spritztour, ja. Stehlen, nein.
Als Nächstes rief sie Jimbo an. Er erinnerte sich, selbst mit Roscoe gesprochen zu haben, dann sei er wieder in sein Büro gegangen, weil das Telefon klingelte. Harry fragte, ob Jody bei ihm im Büro gewesen sei. Er sagte, ja, sie sei reingekommen, kurz nachdem er mit Roscoe gesprochen habe, aber zum Zeitpunkt konnte er keine genauen Angaben machen.
Als Nächstes versuchte sie es bei Roger, der meinte, Roscoe habe einem Tankwart an der Texaco-Tankstelle Bonbons angeboten. Er, Roger, habe hochgeguckt, um die Autos in der
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