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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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gegangen, um ein paar Dinge zu verstauen. Dort war sie auf eine Kiste voller alter Kleider gestoßen, die wohl von einer früheren Mieterin zurückgelassen worden war. Odette hatte das Haus immer möbliert an Gastdozenten der Universität vermietet. Das waren eher ungekünstelte Leute, und die Anziehsachen in der Kiste entsprachen genau dem, was Clarice für die Vorstellung von Akademikern für Mode hielt – formlose Stücke im Hippielook aus Baumwolle und Hanf. Um ihre Unabhängigkeit zu feiern, steckte sie die alten Röcke und Blusen, die sie gefunden hatte, in die Waschmaschine und anschließend in den Trockner und fing an, sie zu tragen.
    Der Rock, den Clarice an diesem Morgen anhatte, war aus einem ausgebleichten, blau-weiß karierten Stoff mit grünen Strichmännchen, und Schnüre mit Pukamuscheln, die den ausgefransten Saum schmückten, streiften beim Gehen den Boden und verursachten ein raschelndes Geräusch.
    Beatrice zeigte auf ihre Tochter und sagte: »Grundgütiger, erst ihre Haare und jetzt auch noch ein Bauernrock. Richmond, wir kommen zu spät …«
    Es kostete Clarice jeden Funken Beherrschung, über den sie noch verfügte, um es sich zu verkneifen, den Rocksaum anzuheben und zu offenbaren, dass sie ein Paar Birkenstocksandalen trug. Die hatte sie ein paar Tage zuvor in einem Laden nahe der Uni gekauft, in dem junge Verkäuferinnen, die sich weder unter den Achseln rasierten noch Make-up trugen, bequeme Schuhe und selbstgemachten Käse verkauften. Sie ging an ihrer fassungslosen Mutter und ihrem Ehemann vorbei zur Tür, wo sie von Sherri Morris begrüßt wurde, einer zahnlückigen Neunjährigen, deren nachlässige Übungsmoral und die daraus resultierende schlampige Technik Clarice eine Stunde pro Woche das Grausen lehrte.
    Sherri sagte: »Guten Morgen, Mrs Baker. Toller Rock.«
    Clarice bedankte sich bei der Kleinen und machte sich eine gedankliche Notiz, ihr einen goldenen Stern ins Etüdenheft zu kleben, ganz gleich wie schlecht sie heute spielte. Sie sagte Sherri, sie solle sich schon einmal ans Klavier setzen und sich mit ein paar Tonleitern aufwärmen, während sie sich noch von ihren Gästen verabschiede.
    An der Haustür zischte Richmond: »Wir können diese Diskussion heute Abend auf dem Erweckungsfest weiterführen.«
    »Tut mir leid, ich habe heute bis spät abends Schüler. Ich werde zu müde sein, um heute noch mal an dem Fest teilzunehmen.«
    Richmond seufzte und sah Beatrice an, als wolle er sagen: Schau, mit was ich mich da rumärgern muss . Zu Clarice sagte er: »Gut, dann unterhalten wir uns morgen in der Kirche.«
    »Wenn du wirklich mit mir reden musst, dann seh ich dich nach der Kirche im All-You-Can-Eat . Ich komme morgen nicht in die Calvary. Ich habe vor, diese Woche einmal den Gottesdienst in der Kirche der Unitarier zu besuchen«, verkündete Clarice.
    Sie sagte das aus reinem Trotz. Obwohl sie mit Odette bereits darüber gesprochen hatte, vielleicht einmal die Holy-Family-Kirche auszuprobieren, hatte Clarice keinesfalls die Absicht an diesem Sonntag den Gottesdienst der Unitarier zu besuchen. Aber sie war wütend, dass die beiden sich gegen sie verbündet hatten, also wollte sie sie ärgern. Zudem ließ sie die Tatsache, dass sie einen Bauernrock mit Pukamuscheln angezogen hatte, aus irgendeinem Grunde an die Unitarier denken.
    Ihre Mutter stöhnte und stützte sich auf Richmond. Einen Moment lang fühlte Clarice sich schuldig. Sie wusste, dass es für ihre Mutter ungefähr gleich schlimm war, ob sie sich nun einer der Poligamistengemeinden anschloss, von denen es hieß, sie hausten in den Bergen draußen vor der Stadt, oder ob sie ihre Seele den Unitariern überließ.
    Doch obwohl sie es bloß aus Trotz gesagt hatte, fing Clarice an, sich langsam mit der Idee anzufreunden, einmal die Unitarier zu versuchen. Warum nicht? Sie war auf jeden Fall in der Stimmung für etwas anderes als die bittere Pille der Calvary Baptist, die sie all die Jahre geschluckt hatte.
    Als Beatrice, sich noch immer an Richmond klammernd, bereits über die Schwelle getreten war, sagte sie zu ihrer Tochter noch: »Ich werde für dich beten.« Clarice staunte darüber, wie es ihrer Mutter gelang, diesen Satz wie eine Drohung klingen zu lassen.
    Richmond formte mit dem Mund ein »Schau, was du angerichtet hast«, und stützte seine Schwiegermutter auf dem Weg zurück zum Chrysler.
    Clarice machte die Tür hinter den beiden zu und ging hinüber zu ihrer Schülerin, die weiterhin brutal das hilflose

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