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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Ausdruck auf Alexs Gesicht, als er meine Vitalparameter überprüfte, sagte mir, dass kein Anlass zum Feiern bestand.
    Eleanor Roosevelt, der angeschickerte Todesengel mit den vorstehenden Zähnen, stimmte da mit dem Doktor überein. Als ich Augenkontakt mit ihr aufnahm, schüttelte sie ernst den Kopf. Dann flüsterte sie: »Es wird noch heute passieren.«
    Aber sie brauchte mich gar nicht zu warnen, denn ich konnte das milchige Wasser sehen, das sich dickflüssiger und dunkler als zuvor am Rande meines Gesichtsfelds sammelte. Also kam ich zur Sache.
    Mit einer Stimme, die geschwächt war, weil ich sie so lange nicht benutzt hatte, stieß ich krächzend hervor: »James, du siehst furchtbar aus, und du riechst streng. Lebendig oder tot, ich werde nicht mit ansehen, dass du verlotterst. Und hör zu, Carmel Handy ist hier, und sie möchte, dass du weißt, dass sie gestern gestorben ist.«
    »Vorgestern«, korrigierte diese mich.
    »Entschuldigung, vorgestern. Sie liegt auf dem Küchenboden. Sie möchte, dass du mit deinen Freunden von der Polizei sprichst und dafür sorgst, dass keiner von ihnen das Gerücht streut, dass sie mit einer Bratpfanne in der Hand gestorben ist. Sie weigert sich diese Welt zu verlassen, wenn die Leute Witze über sie machen.«
    Natürlich wusste ich nur zu gut, dass Carmel Handy sich darüber hätte Gedanken machen sollen, ob die Leute Witze über sie reißen, bevor ihre Bratpfanne die Schläfe ihres Mannes traf. Aber sie schien zufrieden mit dem, was ich James gesagt hatte, und sagte: »Danke, meine Liebe.«
    Ich hatte erwartet, dass sie jetzt, da ich ihre Aufgabe erfüllt hatte, verschwinden würde. Ich nahm an, ein Geist, dem man einen Gefallen getan hatte, würde sich langsam auflösen oder zerplatzen wie eine Seifenblase, in die man mit einer Nadel pikst. So kannte man das zumindest aus Filmen. Aber Miss Carmel war kein Hollywood-Geist. Sie rührte sich nicht vom Fleck und wartete neugierig darauf, was als Nächstes passieren würde.
    Besorgte Blicke breiteten sich im Raum aus wie ein Virus. James wurde bange. Sein sorgenvoller Blick wanderte zwischen mir und Alex Soo hin und her. »Schatz, meinst du damit, Carmel Handy ist tot, und sie ist hier?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich wollte dich damit nicht beunruhigen, aber ich sehe jetzt schon seit einem Jahr tote Leute. Ich weiß, das ist wahrscheinlich nicht das, was du jetzt hören willst. Aber ich denke, uns war beiden klar, dass das früher oder später passieren würde.«
    Aus dem hinteren Bereich des Zimmers rief Mama: »Hey, Odette, sag Richmond, was ich dir vorhin gesagt habe … wie er sich um seine Bedürfnisse kümmern soll!«
    »Richmond, Mama sagt …« Ich hielt inne, um mir zu überlegen, was ich ihm sagen sollte. Ich hatte nicht vor, Richmond Baker gegenüber etwas wie »nimm einen Unterwäschekatalog mit ins Bad« auszusprechen. Also sagte ich: »Mama meint, du brauchst ein neues Hobby. Sie schlägt vor, du solltest mehr lesen.«
    »Und Clarice, Mama sagt, du sollst dich glücklich schätzen, Richmond für das zu haben, was er am besten kann, ohne dass du dich mit dem ganzen Mist herumschlagen musst, der damit einhergeht, mit ihm zusammen zu leben. Im Moment würde sie dir zwar am liebsten eine scheuern, aber ich denke, sie lässt sich davon abbringen. Zumindest wenn du versprichst zu vergessen, was deine Mutter sagt, und Richmond einfach für deine Zwecke benutzt. Oder wie Bill Withers es schon so schön ausgedrückt hat: Use him, until you use him up.«
    Clarice war sichtlich peinlich berührt, und es freute mich zu sehen, dass ich sie nach all den Jahren noch immer in Verlegenheit bringen konnte. Als sie sich so weit erholt hatte, dass sie wieder sprechen konnte, flüsterte sie: »Barbara Jean, ich glaube, sie hat einen Hirnschaden.«
    »Nenn’s ruhig einen Hirnschaden, wenn du meinst, Clarice, aber mach, was Mama sagt, oder wir werden dich beide heimsuchen.«
    Mit Barbara Jean redete ich behutsamer. »Lester ist hier, und er will, dass ich dir etwas sage. Er fühlt sich schuldig, weil er dich dazu gebracht hat, ihn zu heiraten, obwohl er wusste, dass du ihn nicht liebst. Er sagt, das sei nicht richtig gewesen, und er hätte anders handeln müssen, weil er doch so viel älter war als du. Er bittet dich um Verzeihung.«
    Barbara Jean wirkte kein bisschen überrascht oder bestürzt über das, was ich da gerade gesagt hatte. Ich wusste, dass sie sich Sorgen um mich machte, aber sie trug im Gesicht auch noch die Spuren der

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