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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Verzweiflung, die ich zwei Tage zuvor auf ihrem Gesicht gesehen hatte, als sie mir von Chick und seinem Bruder Desmond erzählt hatte. Ich nahm an, dass nach allem, was sie über die Jahre verfolgt hatte, eine Nachricht von ihrem verstorbenen Mann gar nichts Besonderes für sie war.
    Barbara Jean erwiderte: »Sag Lester, dass er gut zu mir … zu uns war. Er hat keinen Grund, sich schuldig zu fühlen. Ich bin froh, dass ich ihn geheiratet habe.«
    Lester stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er sah mich an, tippte zum Dank an seinen Hut und blieb dann wie Miss Carmel sitzen und schaute weiter zu.
    James sagte: »Du sagst also, dass du schon seit einem Jahr tote Leute siehst?«
    »Ungefähr«, antwortete ich.
    »Sag James Hallo von uns!«, riefen Big Earl, Miss Thelma und Papa wie aus einem Munde.
    Ich gab ihre Botschaft weiter. »Papa, Big Earl und Miss Thelma lassen dich grüßen.«
    James verzog den Mund und rieb sich die Narbe in seinem Gesicht, so wie er es oftmals tat, wenn er tief in Gedanken war. Sicher dachte er an Mama und ihre endlosen, öffentlichen Gespräche mit den Toten. Aber mein James ist eben so flexibel wie die sich biegenden Bäume entlang der Wall Road. Sein finsterer Blick schmolz dahin, und er nickte. »Ja dann.« Und in die Luft rief er: »Hallo, Paps Jackson. Hallo, Big Earl und Miss Thelma.«
    James erstaunte mich immer wieder.
    Ich spürte, dass ich wieder abdriftete, und zwang mich, tief durchzuatmen und mich darauf zu konzentrieren, noch ein bisschen länger in dieser Welt zu bleiben. Als ich wieder Luft hatte, redete ich weiter, diesmal mit noch heiserer Stimme als zuvor. »Jetzt hätte ich gern einen Moment nur mit meiner Familie. Reverend, Alex, Schwester, würde es Ihnen etwas ausmachen, uns kurz allein zu lassen?«
    Sie sahen nicht erfreut aus, aber sie taten, worum ich sie gebeten hatte. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatten, sagte ich zu den Geistern: »Auch der Rest von euch kann gehen.« Aber bloß Lester und Miss Carmel folgten meiner Aufforderung. Lester machte eine tiefe, höfliche Verbeugung und bot Miss Carmel den Arm an. Sie hakte sich bei ihm unter und ging mit ihm zur Tür. Als sie das Zimmer verließen, hörte ich noch, wie sie zu ihm sagte: »Lester, wussten Sie eigentlich, dass Ihre Frau auf meinem Kanapee zur Welt kam?«
    Als Nächstes redete ich mit Rudy und meinen Kindern: »Ihr müsst etwas für mich machen.« Nachdem sie nähergekommen waren, fuhr ich fort: »Ihr müsst James nach Hause bringen und dafür sorgen, dass er etwas isst und badet.«
    James schüttelte den Kopf. »Ich lass dich nicht allein.«
    »James«, sagte ich bestimmt, »ich verspreche dir, ich bin nicht tot, wenn du zurückkommst.« Ich konnte sehen, dass er darüber nachdachte und mir glauben wollte. Aber zur Sicherheit erteilte ich Rudy und meinen riesigen Söhnen noch den Befehl: »Tragt ihn hier raus, wenn es sein muss, aber schafft ihn nach Hause.«
    Eric, Jimmy und Rudy sahen erst sich und dann James verstohlen an und wussten nicht, was sie tun sollten. Da half ihnen James selbst aus der Patsche, wie ich es auch erwartet hatte, und sagte: »Na gut, ich geh nach Hause und bring mich auf Vordermann. Aber dann komm ich gleich wieder her.« Zu den Supremes sagte er noch: »Ruft mich an, wenn irgendetwas ist.« Dann küsste er mich auf die Stirn und zog mit Denise, Jimmy, Eric und Rudy ab.
    »Clarice, kannst du mir ein paar Sachen holen? Ich hätte gern den lila Morgenmantel, den du mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hast. Er ist in der Kommode im Schlafzimmer. Ich hätte James darum gebeten, aber weiß Gott, was der dann hier anschleppt. Und außerdem würde ich töten für eines von Little Earls Pfirsichtörtchen. Würdest du schnell im All-You-Can-Eat vorbeifahren und mir eins besorgen?«
    Begeistert, weil sie glaubte, ich hätte meinen gesunden Appetit wiedererlangt, sagte sie: »Klar mach ich das.« Und dann an Barbara Jean gerichtet: »Ich beeil mich.«
    Als Clarice weg war, sagte ich zu Barbara Jean: »Eine Sache muss ich dir noch sagen, Barbara Jean, und das kommt von keiner toten Person, sondern direkt von mir. Du musst zu Chick gehen. Und zwar nicht nur, um irgendwas ›wiedergutzumachen‹.« Ihr fiel die Kinnlade herunter, als ihr klar wurde, dass ich alles gehört hatte, was sie mir ein paar Tage zuvor, als ich noch in meiner Zwischenwelt herumdümpelte, gesagt hatte.
    Sie rang einen Moment die Hände, bis sie sich erholt hatte, und sagte dann: »Ich rede bald mit

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