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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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All-You-Can-Eat , nur um Big Earl einen Anlass zu geben, zu grinsen, sich aufs Knie zu hauen und zu sagen: »Das ist mein Mädchen!« An solchen Tagen verließ sie Earl’s Diner und fühlte sich zwanzig Jahre jünger als noch beim Hineingehen. Also würde sie sich für Big Earl in ein schwarzes Kleidchen zwängen, in dem sie bloß flach atmen könnte, und sie würde verdammt gut darin aussehen oder eben beim Versuch draufgehen.
    Barbara Jean wusste, sie sollte sich ins Bett legen, aber sie fühlte sich nicht müde, bloß noch ein bisschen benebelt vom Wodka. Sie konnte sich nicht daran erinnern, die Flasche aus der Hausbar geholt zu haben, aber sie stand dort auf dem Tisch neben der Bibel. Das entsprach ganz ihrem Muster. Wenn ihr Kopf zu voll wurde, gewöhnlich mit Gedanken über die alten Zeiten, ihre Mutter oder ihren Sohn, dann griff sie entweder nach der Bibel oder der Flasche und endete dann, bevor die Nacht zu Ende ging, mit beidem auf dem Schoß. Sie saß in einem ihrer burgunderfarbenen Sessel und trank Wodka aus einer der antiken Mokkatässchen, die Clarice für das Haus erstanden hatte. Dann nippte und las sie so lange, bis die Erinnerungen verschwanden.
    Barbara Jean trank immer Wodka, auch, weil Whiskey das Getränk ihrer Mutter gewesen war und sie sich geschworen hatte, es niemals anzurühren. Außerdem war man mit Wodka auf der sicheren Seite, weil die Leute ihn nicht an einem riechen konnten. Wenn man beim Wodka blieb und sich unter Kontrolle hatte, dann wurde kein Blödsinn über einen getratscht, ganz gleich wie oft man das Mokkatässchen füllte.
    Sie schraubte den Deckel wieder auf die Wodkaflasche und stellte sie zurück in die Hausbar. Dann brachte sie die Tasse und den Unterteller in die Küche und ließ sie auf der Theke stehen, so dass sich das Mädchen am nächsten Morgen darum kümmern konnte. Als sie in die Bibliothek zurückkehrte, um das Licht auszumachen, zog sie kurz in Erwägung, diese lästige Bibel noch einmal aufzuschlagen. Sie war gerade in der Stimmung dazu, und es würde nicht lange dauern. Nach ein paar Wodkas ging Barbara Jeans Form des Bibelstudiums so vonstatten, dass sie die Augen schloss, das Buch auf ihrem Schoß öffnete und den Zeigefinger auf die aufgeschlagene Seite sinken ließ. Dann las sie den Vers, der ihrer Fingerspitze am nächsten war. Sie machte das schon seit Jahren so und redete sich ein, dass sie eines Tages auf etwas stoßen würde, das irgendein Licht in ihrem Kopf anknipsen würde. Aber hauptsächlich verbrachte sie unzählige Nächte damit, zu erfahren, wer wen gezeugt hatte, und damit von den endlosen, scheinbar wahllosen Heimsuchungen zu lesen, auf die die Bibel spezialisiert ist.
    Sie dachte an den Tag, der ihr bevorstand, und beschloss, lieber ins Bett zu gehen. Doch anstatt Lester zu stören, der einen sehr leichten Schlaf hatte, würde sie sich in eines der Gästezimmer legen. Falls er sie am Morgen fragen würde, warum sie nicht ins Bett gekommen war, würde sie ihm sagen, sie hätte sich direkt in einem der Gästezimmer schlafen gelegt, nachdem sie lang aufgeblieben war, um das Outfit für Big Earls Beerdigung herauszusuchen. Wenn sie ausgeruht genug aussähe, würde er vielleicht nicht den Verdacht schöpfen, dass sie wieder einmal eine Nacht in der Bibliothek verbracht und getrunken und dabei Munition für ihren andauernden Kampf mit Gott gesammelt hatte.
    Barbara Jean zog die Schuhe aus, bevor sie die Bibliothek verließ, so dass ihre Schritte keinen Krach verursachen würden, wenn sie über das Fischgrätparkett in der Eingangshalle ging. Sie stieg die Treppe langsam und vorsichtig hinauf und musste an eine der Ermahnungen ihrer Mutter denken. Es war um die Fehltritte gegangen, die Barbara Jean daran hindern könnten, das bessere, respektablere Leben zu erlangen, um das Loretta selbst betrogen worden war. Loretta hatte immer gesagt, dass die Leute über eine Frau, die die Treppe hinunterfiel, tratschen würden, dass sie entweder eine Trinkerin sei oder von ihrem Mann geschlagen werde. Und man konnte es sich nicht leisten, dass einem das eine oder das andere nachgesagt wurde, wenn man sich mit Leuten anfreunden wollte, die etwas für einen tun konnten. Das war die Art und Weise, wie Loretta die Menschen eingeteilt hatte, in diejenigen, die etwas für einen tun konnten, und in diejenigen, die nicht dazu in der Lage waren. Und sie verbrachte einen Großteil ihres Lebens damit, Komplotte zu schmieden, um die Dinge, die sie wollte, den Leuten

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