Muckefuck
sagte: »Fass dir an’n Parteihut.«
Das war Paul Gerhard Kleist wieder nicht recht. »Ich mache Meldung«, schrie er und rannte aus dem Schlafsaal.
»Wir müssen ihn noch ein bisschen tupfen«, sagte Werner Pethmann. »Ist jemand Bettnässer?«
Niemand meldete sich. Othmar sagte: »Ich weiß es doch, der Klaus!«
Klaus wurde rot. Er war in Mathematik gut, sonst wusste eigentlich niemand etwas von ihm »Das – das stimmt nicht«, sagte er leise.
»Is wurscht, wir probieren es mal«, sagte Werner. »Du ziehst in das Bett über dem Lamafü.« Das war Paul Gerhard Kleist, der Lagermannschaftsführer. Klaus fügte sich, denn Werner konnte grob werden, das wussten wir alle.
In der Nacht wachten wir auf, weil sich im Halbdunkel ein Geisterballett zwischen den Betten bewegte. Rabumms Idee hatte vollen Erfolg gehabt. Klaus und der Lamafü tanzten umher und trockneten ihre Betttücher, Klaus sein Laken, Paul den Bezug von seinen Decken.
Werner liebte Erfindungen über alles. Der Lamafü hatte natürlich darauf bestanden, dass Klaus wieder ein unteres Bett bezog. Außerdem musste er unter Aufsicht von Paul G. Kleist jede Nacht ein paarmal geweckt werden.
Bald hatte Werner seinen Plan parat. Nachdem Klaus gegen Morgen zum letzten Mal geweckt worden war, schlich Werner hinaus, unter dem Arm einen langen Röhrenstiefel von Paul G. Kleist und eine Aluminiumwaschschüssel. An eine Seite der Herberge grenzte ein Bauernhof. Ein Bauernhof hat einen Misthaufen. Und um einen Misthaufen herum gibt es Jauche. Schöne dunkelbraune stinkende Jauche. Werner füllte Paul G. Kleists Röhrenstiefel mit dem braunen Saft. Die Waschschüssel versenkte er, dann trug er vorsichtig den Stiefel durch die Nacht zurück und stellte ihn wieder neben den anderen, vor Lamafüs Bett.
Der Morgen kam. »Es stinkt hier ja so«, sagte jeder, der aufwachte. »Es stinkt hier ja so«, sagte auch Paul G. Kleist, Lagermannschaftsführer, als er aus dem Bett stieg. Als er in die Stiefel fuhr, stank es noch mehr. Dem Prinzip des Archimedes folgend, verdrängte sein Fuß die Jauche. Sie spritzte heraus und ihm ins Gesicht.
Triefend und auf einem Bein stand der Lamafü vor uns, einen höllischen Duft verbreitend. »Wer war das?«, fragte er und schaute uns an.
»Icke«, sagte Werner Pethmann ruhig.
Von da an war der Lamafü ein liebenswürdiger Mensch. Er verzichtete auf Appelle, schrubbte den Schlafsaal, während wir bei den Bauern waren, und zog mit uns zumSchwimmen ans Meer, das uns ganz allein gehörte. Denn Kaschuben halten nichts vom Meer.
Nie war Rabumm arm an neuen und unterhaltenden Ideen. Sein nächster Anschlag galt Wulle Schnief, einem blonden Jüngling, der stilecht in Holzpantinen einherging.
»Weißte, wo Wulle Schnief immer abends steckt?«, fragte Rabumm.
»Keine Ahnung.«
»Wulle hat ne Braut. Der zischt hinter so ’ner Maus her. Ich habe sie gesehen, neulich, unten am Fluss. Die Maus ist ganz dick, rosig. Wie ne Muttersau. Wulle knutschte mit der. Sie treffen sich jeden Abend, du, die Maus rollt die Augen, wenn der mit seinen Pantinen anklappert. ’n Schnupfen wird er sich holen. Pass mal auf, heute Abend, der kommt ganz spät. Wenn’s Licht schon aus ist.«
»Ich dachte, Wulle arbeitet so lange?«
»Hier, Mensch.« Rabumm deutete sich an die Stirn. »Der spitzt seinen Bleistift, das schwöre ich dir. Aber ich hab’ schon eine Idee.«
»Warum denn? Hast du was dagegen, wenn Wulle mit der Maus rumknutscht?«
»Ach, wo. Nur so. Zum Spaß. Sammel mal alle Waschschüsseln ein.«
»Willst du wieder Jauche schöpfen?«
»Ganz was anderes!«
An diesem Abend, als der Lamafü das Licht ausgedreht hatte, stand Rabumm wieder auf, arbeitete geräuschlos in der Dunkelheit und konstruierte Rabumms Lärmmaschine. Neben der Tür baute Rabumm aus Waschschüsseln und Schemeln einen Turm, verband die wackelige Konstruktion mittels einer Schnur mit der Türklinke. Ich half ihm. »Was soll das?«, flüsterte ich. »Wirst schon sehen. Auftritt Wulle in zwanzig Minuten.«
Die Zeit stimmte, als wenn Minnamartha ihre Eieruhr gestellt hätte: Genau zwanzig Minuten später schlich sich Wulle in die Herberge. Die Lärmmaschine brach mit Getöse zusammen, alle wurden wach, der Lamafü machte Licht an, und Wulle bekam was zu hören. Rabumm lachte, dass ihm die Tränen kamen. Wulle war beleidigt. »Arschlöcher«, sagte er. »Bloß weil euch der Schwanz noch nicht steht.«
Rabumm brillierte auch als Widerkäuer. Er konnte lange nach dem Essen
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