München Manhattan #1
Notfall-Kontakt berechtigt, den kleinen Tom abzuholen und würde das natürlich sofort tun. Gott sei Dank gibt es gute Nachbarn!
Sophie fixiert den Krankenwagen, ihre Hände umkrallen das Lenkrad. „Das wird schon“, murmelt sie.
Im Krankwagen wimmert Anna und versucht sich aufzusetzen. Der Notarzt und Susanna beugen sich über sie und sprechen leise und beruhigend auf sie ein.
Eine Bodenwelle. Annas Kopf hebt sich leicht von der Trage und als er wieder zurücksinkt, sind ihre Augen zwar geöffnet, doch ihr Blick hat etwas Beängstigendes. Als sei sie nicht ganz bei sich. Auch der Sanitäter sieht es.
Er spricht ruhig durch die Gegensprechanlage ins Fahrerhaus. „Mach mal das Blaulicht an, Michi! Wir haben’s doch eiliger als ich dachte!“
***
SCHWABINGER KRANKENHAUS
MÜNCHEN. FREITAG 16.30 UHR
„Entschuldigen Sie bitte. Ich suche meine Schwägerin. Nein, ich meine, ihre Tochter, meine Nichte. Sie ist auf der Treppe gestürzt. Ich weiß nicht ob sie mit dem Krankenwagen oder …“ Kristin redet eindringlich auf die Empfangsdame im Krankenhaus ein.
„Kristin!“
Sie dreht sich um und sieht Sophie auf sich zukommen. Angespannt sieht sie aus. Sophie schließt sie in die Arme und drückt sie ganz fest an sich.
„Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte“, sagt Kristin. „Danke, dass du mich angerufen hast. Wie geht’s der Kleinen? Wo ist Susanna? Wo sind Tom und Robert? Was kann ich tun?“
„Komm‘ mit in die Cafeteria. Susanna ist noch in der Notaufnahme mit Anna. Ich habe keine Ahnung wie es ihr geht. Auf jeden Fall habe ich die Nachbarin angerufen und die holt Tom von der Spielgruppe ab. Und Robert? Keine Ahnung. Der geht nicht an sein Handy. Im Büro ist er nicht. Seine Sekretärin meint, er wäre heute noch gar nicht da gewesen. Er hätte eigentlich Termine gehabt. Sie erwartet auch dringend, dass er sich meldet.“
Sophie geht im Stechschritt in Richtung Cafeteria. Kristin packt sie am Arm, damit sie ihr Tempo verlangsamt und sagt: „Sophie, jetzt sag schon. Was ist denn überhaupt passiert?“
Aber Sophie behält ihr Tempo bei. Energisch betritt s ie die Cafeteria und sagt dabei: „Anna ist gestürzt. Ich hoffe es ist nur eine Gehirnerschütterung. Ich fand ihre Augen sahen irgendwie merkwürdig aus. So wie bei Freddy als er sich mit drei Jahren den Kopf an dem Heizkörper gestoßen hat. Warte mal. Ich komme gleich. Ich hole mir nur eine kleine Stärkung, ich brauche jetzt etwas Zucker.“
Kristin setzt sich an einen freien Tisch. Nach ein paar Minuten kommt Sophie mit einer Cola und zwei Twix an den Tisch. Kristin beißt herzhaft von der Schokolade ab, eigentlich völlig untypisch für sie.
„War Susanna bei dir oder wieso hast du mich angerufen?“, fragt Kristin.
Sophie zögert ein bisschen mit der Antwort und schaut unangenehm berührt auf den Boden.
„Annas Unfall. Ich glaube es ist meine Schuld. Susanna war stinksauer auf mich. Sie ist mit Anna an der Hand aus der Wohnung gerannt. Und dann … Sie hat allen Grund wütend auf mich zu sein … Aber es ist alles so verzwickt. Ich hätte euch beiden viel früher davon erzählen müssen. Ach, Kristin. Ich trau mich fast gar nicht dich anzusehen, so unangenehm ist mir die ganze Sache. Aber du musst mir einfach glauben …“
Kristin unterbricht schroff Sophies Gestammel: „Hör mal. Eigentlich wollte ich kein Wort mehr mit dir reden. Aber hier geht es jetzt um Anna und Susanna und nicht um uns. Aber vielleicht sag ich dir doch ein paar Takte dazu, wenn die sowieso noch in der Notaufnahme sind. Peter hat mich angerufen und mir erzählt, dass du mit dieser Frau befreundet bist. Und das fünf Minuten nachdem ich dir mein Herz ausgeschüttet hatte. Und du hast kein Sterbenswörtchen zu mir gesagt. Sophie, überleg‘ mal wie du dich da fühlen würdest. Ich habe dir vertraut. Du bist eine meiner besten Freundinnen. Oder soll ich lieber sagen: Warst? Wessen Freundin bist du denn jetzt eigentlich?“
„Natürlich bin ich deine Freundin!“, sagt Sophie. „Charlotte ist nicht meine Freundin. Ja, vielleicht war sie es einmal. Aber das mit Peter und ihr – das habe ich doch nicht gewollt. Ich habe versucht es ihr auszureden. Bitte glaub mir das …“
Kristin zuckt bei Charlottes Namen zusammen. Ihr schießen die Tränen in die Augen, und sie kann nicht anders, als sich an den Anblick ihres Mannes mit der Blondine im Arm zu erinnern.
Meine Güte, tut das weh.
„Oh, Kristin“, sagt Sophie. „Entschuldige
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