München Manhattan #1
habe im Moment einfach viel Stress mit meinem Cateringservice.“ Sophies Stimme klingt müde.
„Aha“, sagt Susanna. „Deswegen hast du auch keine Zeit deiner Freundin Kristin mitzuteilen, dass du die Geliebte ihres Mannes kennst? Ach, und nicht nur das. Diese Schlange ist ja auch noch eine gute Freundin von dir. Mach dir keine falschen Hoffnungen, diese Information ist bei Kristin nämlich schon angekommen.“
Susanna ist jetzt richtig in Fahrt.
Sophie setzt sich niedergeschlagen auf einen Küchenstuhl und sagt: „Charlotte ist keine gute Freundin von mir!“
„Nein?“, fragt Susanna. „Und warum deckst du sie dann?“ Jetzt ist sie laut geworden. Sophie schrumpft noch mehr in ihrem Stuhl zusammen.
„Sophie!“ Susanna würde ihre Freundin am liebsten durchschütteln. „Du sagst mir jetzt was hier läuft. Ich bin doch nicht blöd. Du hast Charlotte nie irgendwie erwähnt. Dann auf einmal kreuzt sie auf und schnappt sich meinen Bruder. Klar, wird er daran auch schuld sein. Aber jetzt mal im Ernst. Nach deinem besagten Abendessen mit Charlotte als ‚Gaststar‘ hat sie noch am gleichen Abend angefangen, ihn mit SMS zu bombardieren. Hatte sie die Nummer von dir? Ich habe Peter nämlich sofort gefragt, ob er ihr seine Handynummer gegeben hatte. Er sagte nein. Also was jetzt, Sophie – raus mit der Sprache!“
„Ja, ich habe ihr seine Nummer gegeben.“ Sophie kann Susanna nicht mehr in Augen sehen. Sie schämt sich so.
„Du hast an dem Abend ja wohl auch mitbekommen, dass sie mit ihm geflirtet hat“, sagt Susanna. „Warum um alles in der Welt gibst du ihr dann sofort seine Nummer? Ich möchte mal wissen wie du es finden würdest, wenn ich Gavin einer Frau, die ihn anmacht, seine Handynummer geben würde!“
„Ich konnte doch nicht wissen …“
Susanna unterbricht sie. „Du hast genau gesehen, wie sie ihn angemacht hat. Jetzt verkauf‘ mich nicht für blöd! Was hast du Charlotte alles über Peter erzählt?“
Susanna reißt gleich der Geduldsfaden. „Entweder sprichst du jetzt offen und ehrlich mit mir, oder du kannst mich mal. Was bist du eigentlich für eine Freundin. Ist dir deine schicke, aufgestylte New Yorker Freundin wichtiger? Ach, ja ich vergaß – deine Stalker-Freundin.“
Sophie starrt Susanna entsetzt an. „Woher weißt du das?“ Ihre Stimme versagt fast.
„Glaubst du ich lebe hinterm Mond, nur weil ich zur Zeit Hausfrau und Mutter bin?“, fragt Susanna. „Das Internet weiß alles und plaudert es auch aus.“
Sophies Hände zittern, sie versucht etwas zu sagen, bekommt aber kein Wort raus. Susanna schaut sie irritiert an. Sophie tut ihr fast schon leid, so durcheinander wirkt sie. Sie ist kurz davor ihre Freundin in den Arm zu nehmen, aber irgendetwas hält sie davon ab. Sophie kommt ihr vor wie eine Fremde. Ungeduldig und wütend greift Susanna nach ihrer Tasche und ist im Begriff die Küche zu verlassen.
„Warte!“ Sophie steht auf und macht einen Schritt auf Susanna zu. „Ich hänge in dieser elendigen Stalking Affäre mit drin. Ich habe unter Eid in New York für Charlotte falsch ausgesagt. Dafür hat sie mir sehr viel Geld gegeben.“
„Wie bitte? Du bist ihre Komplizin?“ Susanna ist entsetzt.
„Susanna, bitte … Ich kann darüber nicht sprechen.“
„Weißt du was Sophie? Ich glaube Kristin hat Recht. Du bist eine falsche Schlange.“
Wütend dreht sich Susanna zu ihrer Tochter um.
„Komm Anna. Wir gehen.“
***
MANHATTAN. FREITAG 9 UHR
Ich halte das hier nicht aus! Wo steckt der Kerl? Um 9 Uhr ist er doch sonst immer an seinem Schreibtisch.
So kann das nicht weiter gehen…
Seit Samstag geht er nicht mehr ans Telefon, antwortet nicht auf SMS oder E-Mails. Er denkt vielleicht es ist vorbei, aber ich habe da schließlich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Was wir haben ist doch mehr als nur eine Affäre oder warum ist er sonst nach der Sache im Zoo nachts bei mir geblieben? Behandelt man so eine Frau, die man eigentlich nicht mehr will?
Charlotte lehnt sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und denkt nach. In ihren Gedanken formuliert sie eine alternative Strategie.
Sie kramt in der Schublade ihres Schreibtischs, findet ein rosarotes Post- it und kritzelt einen einzigen Satz darauf. Wütend wirft sie den Zettel in ihre Handtasche.
***
OFFENE SCHNÜRSENKEL
MÜNCHEN. 5 MINUTEN SPÄTER
Susanna schlägt zornig Sophies Haustür hinter sich zu – soweit das mit solchen schweren Altbautüren überhaupt möglich ist. Sie ist
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