München Manhattan #1
der Wut hoch. Sie klammert sich an ihrem Rotweinglas fest und nimmt einen kräftigen Schluck.
„Kristin mein Schatz …“
Genau wie früher, als ob nichts geschehen wäre. Kristin setzt langsam ihr Glas ab und schaut ihn ruhig an. Was kommt denn jetzt? Eine Erklärung für dieses ganze Desaster?
„Wir müssen reden“, beendet Peter seinen Satz.
Guter Punkt. Dann schieß mal los!
„Irgendjemand versucht mich fertig zu machen. Mir meinen Job zu nehmen. Mich vor dem Kunden als Witzfigur darzustellen.“
Das ist doch unglaublich. Da sitzt er nun endlich vor ihr und redet wieder nur von sich. Von seinen Problemen. Übergeht sie mal wieder. Wie immer.
„Peter, wir haben uns jetzt fast zwei Wochen nicht gesehen. Und weißt du eigentlich noch warum? Falls es dir entfallen sein sollte, habe ich die Stadt verlassen, weil ich dich mit deinem Verhältnis in flagranti im Zoo erwischt habe! Ich habe immer volles Verständnis für dich und deine beruflichen Sorgen gehabt, aber ich kann jetzt nicht einfach weiter machen als sei nichts gewesen. Ich finde du schuldest mir ein paar Erklärungen bezüglich dieses … Flittchens.“ Kristin sieht ihn erwartungsvoll und kühl an.
„Schatz, glaube mir, das tut mir alles so leid. Das war gar nichts und einfach nur ein dummer Fehler“, sagt Peter zerknirscht.
„Ja, aber verstehe doch – du hast mir bis jetzt immer nur gesagt, dass es dir leid tut. Und das war’s. Aber warum hast du mich betrogen? Was hat sie was ich nicht habe?“ So. Jetzt ist sie raus. Die Frage, vor dessen Antwort sie sich am meisten fürchtet.
Peter blickt betreten in sein Weinglas. Er s chweigt. Dann plötzlich sagt er: „Schatz, diese Frau ist total unwichtig! Du bist die einzige Frau auf dieser Welt, die ich liebe.“
„Ach komm Peter! Ich bin kein Idiot. Nun raus mit der Sprache. Du kannst mich nicht ewig für blöd verkaufen. Warum? Sag es mir endlich.“ Kristin springt auf. „Ich brauche jetzt eine Zigarette.“
Peter sieht sie erstaunt an. „Kristin, seit wann rauchst du denn wieder? Du hast doch seit Jahren nicht mehr geraucht!“
„Entspann dich Peter, ich rauche nur deine Zigaretten. Du hast ja schließlich die ganze Wohnung hier zugequalmt .“
„Kristin, wovon redest du eigentlich?“
„Wovon ich rede? Von dem überfüllten Aschenbecher, der hier noch stand, als ich ankam und dem Mief, der in der ganzen Wohnung hing.“
„Was für ein überfüllter Aschenbecher?“
„Peter, wir sind doch nicht im Kindergarten. Du hast geraucht, gib es doch einfach zu.“
„Du weißt doch ganz genau, dass ich nicht rauche!“
„Genau. So wie du auch nicht auf dieses Post- it eingehen willst, das ich unter dem Sessel gefunden habe.“
„Was denn für ein Post- it ? Wovon redest du eigentlich?“
„Peter, jetzt reicht’s. Willst du mich für dumm verkaufen?“
„Kristin noch mal – wovon redest du bitte? Ich rauche nicht und weiß nichts von einem Zettel unter dem Sessel!!!“
Peter schaut Kristin an, als ob sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Spinnt sie jetzt total? Hat sie sich den vollen Aschenbecher und den Zettel nur eingebildet? Oder ist es gar nicht Peter gewesen, der den Zettel samt Kippen in der Wohnung hinterlassen hat?
***
MANHATTAN. ZUR GLEICHEN ZEIT
Wie lange sie hier schon steht? Sie weiß es nicht. Auf jeden Fall so lange, dass sie gesehen hat wie er nach Hause gekommen ist. Nach Hause zu seiner Familie. Heute Nachmittag war er wieder im Büro gewesen. Nicht, dass er mit ihr gesprochen hätte. Ein reserviertes Kopfnicken in ihre Richtung war alles gewesen. Sie hatte ihn um ein Gespräch gebeten, aber er hatte ihr nur ein gehetztes „jetzt nicht“ zugerufen.
„So nicht mein Lieber“, hatte sie sich gedacht und war hierher gefahren.
Und nun? Nun stehe ich hier in der Kälte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Da oben im dritten Stock brennt das Licht im Wohnzimmer. Ob da gerade die große Versöhnung stattfindet? Peter mit seiner Frau in innigster Umarmung.
Ihr Magen krampft sich zusammen.
Nein, nein, nein. Das darf nicht sein. Oder streiten sie gerade?
Der Gedanke ist doch schon viel angenehmer.
Vielleicht sprechen sie ja gerade von mir. Ich muss nur ein wenig Geduld haben …
***
HEIMLICHE MAILS
MANHATTAN. 1 MINUTE SPÄTER
Es vergehen ein paar Sekunden, in denen sich Peter und Kristin verwirrt anschauen.
„Peter, entweder du bist ein hinterhältiger Lügner oder es war jemand bei uns in der Wohnung.“
„Wer soll
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