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München Manhattan #1

München Manhattan #1

Titel: München Manhattan #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Vollmann
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nicht immer weggeräumt, oder?“
    „Señora Kristin, ich bitte sie. Ihr Mann räumt doch immer alles weg. Ich war am Dienstag und am Freitag hier. Wie jede Woche. Hier stand nichts rum, auch kein Weinglas. Ihr Mann würde doch noch nicht mal ein ungemachtes Bett hinterlassen.“
    Genau: Das ungemachte Bett. Dass Maria gerade das erwähnt! Aber nein, wie komme ich überhaupt auf die absurde Idee, dass Maria absichtlich so einen Saustall hinterlässt? Schließlich ist ihr Job, Ordnung und Sauberkeit zu schaffen und nicht das Gegenteil.
    Den hat sie bis jetzt auch zu ihrer absoluten Zufriedenheit erledigt. Und das ist bei Kristin gar nicht so einfach. Denn etwas pingelig ist sie schon. Das hat sie von ihrer Mutter.
    „Da haben sie Recht, Maria. Mein Mann würde nie ein ungemachtes Bett hinterlassen.“
    „Señora, sind sie mit irgendetwas nicht zufrieden gewesen?“ Maria sieht aus als ob sie gleich in Tränen ausbrechen würde.
    „Maria, ist alles in Ordnung? Fühlen sie sich nicht wohl?“
    „Doch, doch. Machen sie sich keine Sorgen, Señora.“ Und schon hat sie wieder den Lappen in der Hand und bearbeitet energisch das Kochfeld.
    Das wäre also geklärt. Maria hat damit nichts zu tun. Außerdem vertraut Kristin ihr. Was sie im Moment von ihrem Mann nicht sagen kann.
    In ihrem Schlafzimmer lässt sie sich auf ihr Bett fallen. In einer halben Stunde muss sie los zur Arbeit. Bleibt noch Zeit, der Rotwein-Aschenbecher-ungemachte-Betten-Geschichte auf den Grund zu gehen. Die Vorstellung, dass diese Charlotte hier in der Wohnung war, ist richtiggehend unheimlich.
    Noch unheimlicher ist allerdings die Tatsache, dass diese Frau hier irgendwie reingekommen sein muss. Oder spinnt sie jetzt und es gibt dafür doch eine plausible Erklärung? Wer kommt denn noch in Frage? Wer hat einen Schlüssel zu der Wohnung? Kristin fällt außer Peter, Maria und ihr selbst kein Mensch ein. Also wird sie jetzt Peter im Büro anrufen.
     
    Gestern Abend war das Thema ja völlig in Vergessenheit geraten. Nachdem die Sprache auf die für Kristin unerwartete Freundschaft zwischen Peter und Sophie gekommen war, hatte Kristin die halbe Nacht wachgelegen. Sie hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, was so alles in ihrem Leben hinter ihrem Rücken passiert war. Unglaublich. Es war ihr so vorgekommen, als ob sie Ewigkeiten in einer Seifenblase gelebt hätte. Und die war jetzt zerplatzt. Peng. Einfach so.
    Peter hatte tief und fest neben ihr geschlafen, und es war ein sehr befremdliches Gefühl gewesen, neben ihm zu liegen – nach allem was gewesen war. Und was würde noch kommen? Was hatte sich denn sonst noch hinter ihrem Rücken so alles aufgebaut?
     
    Sie ruft Peter im Büro an. „Peter, gestern Abend ist unser Gespräch von dieser Aschenbechergeschichte abgedriftet. Ich möchte, dass du rausbekommst, ob diese Frau bei uns in der Wohnung war und vor allem, wie sie hier reingekommen ist.“
    „Schatz, ja, ja. Ich kümmer ’ mich drum, aber ich habe jetzt echt keine Zeit zu reden“, sagt Peter abwesend.
    „Peter, hör mir gut zu, wenn du das nicht klärst, werde ich das tun. Und wenn ich bei dir im Büro aufkreuze und sie zur Rede stelle.“
    „Nein, äähh . Ich mach das schon. Versprochen.“
    „Gut. Ach ja, das habe ich gestern ganz vergessen zu sagen: Ich fliege morgen für die Galerie nach Dallas und werde erst Donnerstag zurück sein. Elisa geht nach der Schule zu ihrer Freundin Tiffany. Du musst sie dann dort gegen 19 Uhr abholen.“
    „Wie, das sagst du mir jetzt so zwischendurch? Mir steht die Arbeit bis zum Hals. Ich weiß nicht, ob ich morgen schon so früh aus dem Büro komme!“
    „Peter, ich fahre nicht in ein Wellnesshotel. Hier geht es um meinen Job. Ich muss diesen Deal machen, sonst bin ich vielleicht meinen Job los.“ Kristin ist laut geworden.
    „Und was ist, wenn ich spontan weg muss? Noch mal nach … Du weißt schon!“ Jetzt flüstert er. „Ich kann hier nicht offen reden.“
    „Dann musst du dir überlegen, wie du das mit Elisa machst. Du bist schließlich der Vater. Und du musstest dich in letzter Zeit überhaupt nicht nach ihr richten. Bist von einer Geschäftsreise zur nächsten – oder auch nicht – siehe dein letzter Pseudo-Philadelphia-Trip.“
    Abrupte Stille auf beiden Seiten.
    „Kristin, ich muss Schluss machen, da kommt gerade ein wichtiger Anruf auf der anderen Leitung.“
    Kristin steht auf und geht ins Bad. Prüfend betrachtet sie sich im Spiegel. Müde sieht sie aus. Als ob sie in den

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