München Manhattan #1
den bitte bei uns in der Wohnung gewesen sein?“, erwidert Peter gereizt.
„Ich dachte, das könntest du mir vielleicht sagen?“ Kristin ist kurz davor auszurasten.
„Keine Ahnung, vielleicht war es ja Maria.“
„Genau, Peter. Maria“, sagt Kristin. „Die hinterlässt einen vollen Aschenbecher und trinkt während der Arbeit Rotwein. Und lässt die Betten ungemacht. Wenn es Maria war, stand der Aschenbecher also seit Freitag da. Am Wochenende arbeitet sie ja nicht hier, wie du doch weißt.“
Kristin schüttelt den Kopf bei dem absurden Gedanken, dass Maria – ihre zuverlässige und oberpenible Haushaltshilfe – die Wohnung so hinterlassen würde. Rauchen und Trinken bei der Arbeit? Ihre Maria? So ein Blödsinn! Und auf einmal macht sich ein ganz anderer Gedanke in ihrem Kopf breit.
„Peter, sag mal wann warst du denn eigentlich das letzte Mal hier in der Wohnung?“
„Was ist denn das jetzt für eine Frage?“ Peter wird zunehmend gereizter.
„Eine durchaus naheliegende, würde ich mal sagen. Du weißt genau, dass Maria am Freitag hier sauber macht, und ich bin am Sonntag wiedergekommen und habe die Kippen vorgefunden. Wenn es wirklich Maria war, die diesen Saustall hinterlassen hat, wo warst du dann die ganze Zeit?“
„Ich bin am Freitag früh nach Detroit abgeflogen. Um zu retten, was noch zu retten ist.“
„Ich dachte du wärst da erst am Sonntag hingeflogen? Ich habe davon erst bei meiner Ankunft hier in New York am Flughafen durch deine SMS erfahren.“
„Ja, ich weiß. Ich hätte es dir gleich sagen sollen. Aber mein Termin in Detroit sollte in der Firma geheim bleiben. Deswegen habe ich dir nichts gesagt. Bitte entschuldige.“ Peter blickt auf den Boden.
„Was habe ich jetzt mit deiner Firma zu tun?“, fragt Kristin angespannt.
Peter schenkt sich noch ein Glas Wein ein. Gedankenverloren blickt er in das Glas. Er scheint ganz weit weg zu sein.
„Peter! Hallo! Hörst du mich? Was habe ich mit deiner Firma zu tun? Warum konntest du mir nicht sagen wo du hinfährst?“
Peter dreht das Weinglas in seiner Hand und schaut dem sich sanft bewegenden Wein zu. Und dann ist er auf einmal voll da und schaut ihr direkt in die Augen.
„Warum ich dir nichts sagen konnte? Kristin, ihr Mädels seid doch solche Klatschtanten.“
„Was? Wovon sprichst du?“
„Davon, dass ich nicht weiß, ob dieser ganze Ärger nicht irgendwie den Ursprung in unserer Firma hat. Ich habe da so einen Verdacht …“
„Peter, kannst du mir mal sagen wovon du überhaupt redest? Das hört sich so an, als ob ich bei dir in der Firma irgendetwas manipuliere.“
„Doch nicht du , Kristin.“ Jetzt hat Peter wieder diesen Ton, als ob er mit einem kleinen Kind reden würde. So redet er noch nicht einmal mit Elisa. Sie hat das so satt.
„Peter, du redest mit mir, als ob ich total bescheuert wäre.“
Peters Gesichtszüge werden auf einmal weich. Er schaut sie an und in seinem Blick ist so etwas wie Verzweiflung zu erkennen.
„Kristin bitte entschuldige, aber ich bin zurzeit wirklich gestresst.“
Nicht ablenken, mein Lieber.
„Noch mal Peter, was habe ich mit deiner Firma zu tun? Warum lügst du mich an?“
„Ich habe dich nicht angelogen, Kristin. Ich habe dir am Telefon gesagt, dass ich keine Zeit für einen Kurztrip in die Toskana habe, weil ich echt Stress im Job habe. Ich habe dir nur nichts von Detroit gesagt, weil ich nicht wollte, dass du es Sophie sagst.“
„Sophie? Was hat die denn damit zu tun?“
Doch während sie es ausspricht weiß sie es schon. Es geht um Charlotte: Sophies Freundin. Oder auch Nicht-Freundin. Kristins Hände fangen an zu zittern.
Jetzt wird es interessant. Das hältst du jetzt durch ohne zu heulen und ohne große Szene. Bleib ganz cool.
Sie versucht ein neutrales Gesicht aufzusetzen. Mal sehen, ob Peter ihren Schock bemerkt hat. Hoffentlich nicht. Denn jetzt will sie alles wissen. Egal was es sie emotional kosten wird.
Sie hat Glück. Peter blickt schon wieder seinem Rotwein nach, der in seinem Glas hin und her schwenkt. Ein angestrengtes Schweigen macht sich zwischen ihnen breit.
OK. Geh in die Vollen, Kristin. Du lässt dich jetzt nicht abspeisen durch Peters Ich-habe-jetzt-keine-Lust-mehr-zu-reden-Schweigen.
„Warum sollte es Sophie nicht wissen?“
„Weißt du Kristin, bei Sophie bin ich mir einfach nicht sicher. Sie hat meine Beziehung zu Charlotte ausdrücklich missbilligt, aber sie sind nun mal Freundinnen. Und ich wollte einfach nicht, dass mein
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