München Manhattan #1
ehrlich? Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.“
„Probier‘s doch einfach mal.“ Steve schaut ihr wieder ganz offen in die Augen. Dieser direkte Blick – sie kann dem nicht lange standhalten. Es gibt nicht viele Menschen, die einem so direkt in die Augen sehen. Das ist sie nicht gewöhnt.
Also schaut sie weg. Sie fixiert dafür das Sofa. Ein furchtbares Ding. Nicht wirklich plüschig, aber einfach nur unendlich spießig, war bestimmt teuer. Totale Geldverschwendung. Soll sie ihm sagen, dass sie es spießig findet? Nein. Sie hält jetzt mal lieber die Klappe. Auf einzelne Details braucht man hier sowieso nicht eingehen. Das ganze Zimmer braucht eine Grunderneuerung.
Kristin holt tief Luft. „Steve, ich komme mir ein bisschen vor wie bei den Ewings aus Dallas. OK, die Sendung spielte in den 80er Jahren, aber deine Einrichtung ist irgendwie Ewings 2009.“
„Was soll das denn heißen?“
„Na ja, es ist dieser teure amerikanische Plüsch mit viel Gold. Ich hatte mir etwas ganz anderes vorgestellt.“ Jetzt ist es raus.
„Was denn?“
„Na ja, eher Ranchstil , vielleicht ein bisschen Kolonialstil, aber nicht diese überladene Einrichtung.“
„Der Geschmack meiner Frau. Sie liebt Gold, wie du wahrscheinlich gemerkt hast.“
„Bitte entschuldige, ich dachte, du sagtest ihr wäret getrennt.“
„Ja, sind wir auch. Deswegen suche ich auch nach einer Veränderung. Mir ist das hier alles viel zu fein. Ich brauche etwas ganz anderes. Ich dachte an moderne Bilder.“
„Und eine nicht ganz so feine Wohnzimmerausstattung?“
„Da bin ich total offen. Gefallen tut es mir hier eigentlich nicht, aber Einrichtung ist nicht mein Ding. Ich interessiere mich für Kunst, wie du weißt“, sagt Steve.
„Stimmt, deswegen bin ich ja auch hier. Würde es dir etwas ausmachen, mir die restlichen Räume zu zeigen? Ich meine wegen der Bilder.“
Aber ehrlich gesagt kann Kristin es kaum erwarten, den Rest dieses Palazzo Prozzo zu sehen. Ob die auch goldene Wasserhähne haben? Sie haben. Alles vom Feinsten. Das Haus ist eigentlich komplett in weiß eingerichtet mit diesem spannenden Akzent Gold, welcher sich konsequent von Türklinke über Umrandung der Glastische bis hin zu den Wasserhähnen zieht.
„Du Steve, warum hat deine Frau die Möbel denn nicht mitgenommen?“
„Ach, die braucht sie nicht. Sie lebt jetzt in meiner Wohnung in New York. Die ist schon möbliert.“
„Also gut Steve. Deine Einrichtung ist abgesehen von dem Gold ja sehr weiß. Also steht uns von Seiten der Bilder ja alles offen.“
„ Stop mal, Kristin. Du hast gesagt, ich bräuchte keine Bilder sondern eine neue Einrichtung.“
„Tut mir leid, das war voreilig und dumm von mir Jeder hat seinen Geschmack.“
„Ich fand es gerade heraus. Wie würdest du denn dieses Haus einrichten?“
„Wenn ich könnte wie ich wollte? OK, ich sag es dir: Du hast wunderschöne Holzböden. Ich würde dunkles Holz und Cremetöne verwenden. Nicht so überladene Sofas sondern eher schlichte. So dass die Einrichtung zu deiner Ranch passt. Denn von außen ist sie wunderschön.“
„Was wäre, wenn ich dich engagiere, das gesamte Haus von Kopf bis Fuß neu zu gestalten? Einrichtung und Bilder, Vorhänge, alles was du willst?“
„Hast du zu viel Geld?“, fragt Kristin belustigt.
„Zu viel gibt es nicht, aber ich habe einen gewissen Spielraum, was das Budget anbelangt.“ Steve lacht und sieht ihr wieder ganz direkt in die Augen. „Also Kristin, überleg‘s dir. Aber lass uns erstmal etwas essen. Ich habe draußen auf der Terrasse ein Barbecue vorbereiten lassen. Wir kö nnen auf der Terrasse ein Glas Champagner trinken und dann drinnen essen. Die Abende sind auch bei uns in dieser Jahreszeit noch zu kalt um draußen zu sitzen.“
Sie gehen durch die großen Flügeltüren auf die Terrasse. Dort steht ein Koch, der bereits die Steaks auf dem Grill wendet. Ein Kellner steht schon mit einem Tablett und zwei Gläsern Champagner bereit. Es ist schon anders bei den reichen Leuten.
Und Steve geht selbstverständlich davon aus, dass sie mit ihm zu Abend essen wird. Faszinierend, diese Selbstsicherheit. Aber wahrscheinlich ist es für ihn ganz normal, dass seine Vorschläge nicht hinterfragt werden – geschäftlich erfolgreich und reich wie er ist.
Und dann diese Ausstrahlung. Die Frauen liegen ihm wahrscheinlich reihenweise zu Füßen. Das kann sie sogar nachvollziehen. Steve nimmt die Gläser vom Tablett und reicht Kristin ein Glas. Er hebt sein
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