München Manhattan #1
nicht? Und mit Elisa als Puffer kann es ja nicht so schlimm werden.
„OK Peter, lass uns alle nach Long Island fahren. Aber für ein Romantikwochenende bin ich noch nicht bereit. Dafür ist zu viel passiert.“
Peter scheint über ihre Abfuhr weder enttäuscht noch beleidigt zu sein. Im Gegenteil. Vielleicht hatte er befürchtet, dass sie überhaupt nicht mit ihm fahren würde. Er holt sein Blackberry aus der Hosentasche und sucht nach der Nummer des Hotels.
„Kristin, dann pack doch schon mal deine Sachen. Ach ja und natürlich die von Elisa. Dann können wir gleich los. Heute ist super Wetter. Dann haben wir noch etwas von dem Tag.“
„Du musst doch auch noch etwas einpacken. Soll ich das für dich machen?“, fragt Kristin.
Autsch. Da ist sie wieder, die alte Kristin. Die treusorgende Ehefrau.
„Nicht nötig, Schatz. Ich habe schon ein paar Sachen eingepackt.“
Wie bitte? Er war sich ja sehr sicher, dass sie mitfährt. Typisch Peter. Genau wie Steve. Der war ja auch wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie mit ihm Essen würde. War er auch davon ausgegangen, dass sie mit ihm ins Bett gehen würde? Macht sie es den Männern zu leicht?
Sollte das der Fall sein, gehört es auch zu den Dingen, die sie ab jetzt ändern wird. Steve ist toll, aber er braucht nicht zu glauben, dass sie eine von den Frauen ist, die ihm zu Füßen liegen. Kristin geht wieder in ihr Refugium Bad – natürlich mit ihrem neuen Dauerbegleiter iPhone . Kurz noch eine SMS schicken.
FAHRE MIT MANN UND
TOCHTER BIS MORGEN
IN DIE HAMPTONS.
WÜNSCHE DIR EIN SCHÖNES
WOCHENENDE. KUSS KRISTIN
Soll sie das jetzt wirklich abschicken? Warum eigentlich? Ist sie Steve jetzt Rechenschaft schuldig? Nein. Ist sie nicht. Er ist weder ihr Ehemann noch ihr fester Freund. Also was soll diese Nachricht dann? Will sie sehen wie er reagiert? Eigentlich weiß sie gar nicht was sie im Moment will.
Kristin löscht den Text und schaltet ihr Telefon ab.
***
IN DEN HAMPTONS
EAST HAMPTON. SAMSTAG 14 UHR
Herrlich ist es hier. Zwar bitterkalt, aber die Sonne schein t. Dick eingepackt in ihren Mon cler Daunenjacken laufen Kristin und Peter am Strand von East Hampton entlang. Elisa rennt den Strand auf und ab. Völlig ausgelassen sammelt sie Steine und sucht nach Muscheln.
Es ist schon ein herrlicher Fleck Erde. Oberhalb des Strandes in den Dünen stehen majestätisch die großen Villen. Die Häuser der Reichen und Schönen. Der wirklich reichen Menschen.
Peter redet und redet. Nicht über seinen Job. Nicht über Probleme, sondern über wie schön es hier ist, wie toll diese Häuser sind. Seitdem sie das erste Mal hier waren, ist es ihr Traum, irgendwann einmal an diesem Strand ein Haus zu besitzen. An diesem Traum haben sie immer schon gerne gesponnen – sich ihr Traumhaus vorgestellt. So auch heute. Peter zeigt auf ein besonders schönes Anwesen und fängt das Spiel erneut an.
„Das wär’s doch Kristin, das wäre unser Haus. Sieh doch wie wunderschön es ist.“
Kristin kann nicht anders. Sie ist auch wieder voll dabei.
„Ja genau, da steht ‚unser’ Haus. Diese phantastischen großen Fenster. Da hat man bestimmt einen traumhaften Blick aufs Meer. Morgens aufstehen und über die Holztreppe gleich runter an den Strand gehen.“
Auf einmal sind sie wieder in ihrer Lieblingsdiskussion. Wie sie das Haus einrichten würden. Hell natürlich, viel weiß. Ihre Lieblingsinspiration ist das Filmhaus von ‚Was das Herz begehrt‘ mit Diane Keaton und Jack Nicholson. Sie lachen und haben Spaß. Ihr wirkliches Leben ist auf einmal meilenweit entfernt. Sie fühlen sich so als ob sie schon die Besitzer dieses phantastischen Anwesens wären.
Fast hätte Kristin Peters Hand ergriffen, so wie sie es sonst bei ihren Strandspaziergängen immer getan hat. Aber irgendetwas hält sie ab. Es ist, als ob sich eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen aufgetan hätte. Sie steckt ihre Hände in die Taschen ihrer Jacke und läuft einfach neben ihm her. Er unternimmt auch keinen Versuch ihre Hand zu nehmen.
Wahrscheinlich merkt er an ihrer Haltung, dass er diese Harmonie jetzt nicht zerstören sollte. Ob ihm aufgefallen ist, dass genau dieses Detail den Spaziergang von den anderen unterscheidet? Oder ist er gar nicht so feinfühlig?
Peter wirkt zufrieden und sogar glücklich. Er macht nicht den Eindruck, als ob er sich gerade jetzt über irgendetwas Sorgen machen würde. Und dabei will es Kristin für diesen Moment auch belassen. Sie
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