München Manhattan #1
dabei gefühlt wie eine Verräterin.
Jetzt liegt sie in ihrem Bett neben Peter und denkt an Steve. Hat sie ein schlechtes Gewissen? Nein, immer noch nicht. Wer weiß, ob Peter nicht gerade von Charlotte träumt?
Wo ist nur ihre wunderbare Ehe hin? Kristin dreht sich so weit wie möglich von Peter weg. Am allerliebsten wäre sie jetzt in Dallas. In diesem geschmacklosen Gästezimmer, aber mit Steve …
Und nun? Wie soll das jetzt alles weitergehen? Sie wälzt sich in dem Bett hin und her.
Das hätte ich mal lieber lassen sollen. Denn jetzt ist auch Peter wach. Oder ist er es die ganze Zeit gewesen?
Sie spürt seine Hand auf ihrem Oberschenkel. Die Hand wandert höher … Stop ! Kristin stößt seine Hand mit einem Schwung zurück. Erst im Nachhinein wird ihr bewusst, dass sie wirklich laut Stop ! gerufen hat.
Peters Hand ist weg. Er hat sich in dem Bett so weit von ihr entfernt, wie es nur eben möglich ist. Fühlt sie sich jetzt schlecht? Nein, immerhin hat er sie betrogen. Deswegen ist an Sex mit ihm nicht zu denken. Und, dass sie ihn betrogen hat, weiß er zwar nicht, es macht Sex aber ganz und gar unmöglich. Kristin kuschelt sich in ihre Decke ein und denkt an Steve …
***
BACCARAT
MÜNCHEN. SAMSTAG 7 UHR
Susanna schleicht die Treppe hinunter. Sie möchte auf keinen Fall Robert in die Arme laufen. Die Konfrontation gestern Abend war schon schrecklich genug. Und jetzt – mit Roberts Wut wegen ihrer Shoppingtouren der letzten Wochen – wird es noch schwieriger sein, mit ihm zu reden.
Aber reden müssen sie und zwar bald. Daran führt kein Weg vorbei. Denn diese Stimmung ist einfach nur furchtbar.
In der Küche angekommen, macht sich Susanna einen Kaffee. Mit ihrer Tasse in der Hand geht sie dann wieder hoch in Richtung Arbeitszimmer, wo sie auf der ungemütlichen Couch die ganze Nacht fast kein Auge zugemacht hat. Eine richtige Horrornacht – in vielerlei Hinsicht!
Wie demütigend es gewesen war als Robert gestern Abend vor ihr stand und sie wegen ihres Shoppings angeschrien hatte. Obwohl er ja irgendwie Recht hatte. In letzter Zeit hatte sie wirklich etwas zu viel eingekauft. Aber, dass er gleich von ‚Ruin’ reden musste. Das war wirklich etwas übertrieben gewesen.
Robert verdient gut und immerhin schmeißt sie ja hier den ganzen Rest. Sie hat ja noch nicht mal eine Putz- oder Bügelfrau. Nicht gerade ein Luxusleben. Der Haushalt und die Kinder ist ja wirklich kein einfacher Job.
Und sie hat Robert ja auch nicht vorsätzlich belügen wollen. Aber manchmal, wenn sie einfach etwas mehr will als nur ein wohliges Vater-Mutter-Kinder-Haushalt-Gefühl, dann tut es ihr einfach gut, in die Stadt bummeln zu gehen. Natürlich weiß sie, dass das keine vernünftige Antwort auf ihre Sehnsucht ist.
Ihre Sehnsucht nach ein bisschen Leidenschaft. Aber Robert weicht ihr in letzter Zeit nur noch aus. Und er hat immer eine Ausrede, wenn sie die Initiative ergreift. „Ich bin einfach zu müde, mein Engel“ oder „Ich habe wirklich viel um die Ohren im Moment“ oder „Mir geht es heute nicht so gut“ oder „Ich muss noch den Bericht fertiglesen.“ Es kommt ihr so vor als ob sie sich regelrecht aufdrängen würde.
Susanna hält kurz am Kinderzimmer. Anna und Tom schlafen im Stockbett. Wie die Engel liegen sie da, ihre Atmung ist ruhig und gleichmäßig. Anna hat sich zu Tom in die untere Etage gelegt und hält ihn wie einen Teddy im Arm.
Die Kinder sind das Wichtigste. Ich werde nicht zulassen, dass es ihnen schlecht geht, nur weil Robert und ich uns nicht verstehen. Wir müssen das irgendwie hinkriegen. Ich muss einfach heute Abend noch mal mit ihm reden und ihm alles erklären.
Susanna geht zum Arbeitszimmer, das auf der anderen Seite des kleinen Flurs liegt. Als sie gerade die Klinke hinunterdrücken will, hört sie ein Rascheln. Sie drückt die Tür vorsichtig auf.
Robert sitzt am Schreibtisch. Beide erschrecken. Robert blickt vom Rechner hoch und sieht sie direkt an. In seinen Augen sieht Susanna die blanke Angst.
„Robert? Ich dachte du bist oben und schläfst noch! Entschuldige, ich wollte nicht …“
Susanna zögert im Türrahmen. Soll sie sich jetzt ihr Bettzeug von der Schlafcouch schnappen und sich hoch ins Bett legen oder sich doch lieber ins Wohnzimmer verziehen?
„Susanna.“ Robert flüstert. „Wie konnte das passieren? Hast du eigentlich in letzter Zeit mal aufs Konto geschaut? Wie konntest du so über die Stränge schlagen?“ Seine Stimme stockt.
„Hey, es ist
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