München Manhattan #1
eben auch Sophies Freundin, Charlotte. Sie war der Mittelpunkt der Gesellschaft. Obwohl sie nicht aus der Künstlerszene ist, konnte sie sich an den Gesprächen, die sich hauptsächlich um Musik drehten, bestens beteiligen. Meine Schwester war an diesem Abend eher fehl am Platz, und das hat man ihr auch angemerkt. Sie war ziemlich genervt von Charlotte, die sehr einnehmend war. Unter dem Tisch hat sie mich damals mehrmals getreten, als Charlotte mit mir gesprochen hat. Ich fand Susannas Verhalten ziemlich zickig. Aber ich dachte, sie ist eben eifersüchtig, dass sie nicht mitreden kann.“
Peter hat aufgehört zu reden. Es ist ihm offensichtlich unangenehm. Kristin fordert ihn mit einem Nicken auf, weiter zu sprechen.
„Ich bin dann mit Susanna und Robert nach Hause gefahren. Wir haben noch einen Absacker getrunken, und dann bekam ich eine SMS von Charlotte. Sie fragte mich, ob wir uns mal treffen könnten. Susanna hat das mitbekommen und sich ziemlich aufgeregt, was dieser Frau einfallen würde. Ich dachte ehrlich gesagt es geht um etwas Geschäftliches.“
„ Stop mal Peter“, sagt Kristin. „Diesen Teil der Geschichte habe ich schon von Susanna gehört. Sie hat mir erzählt, dass Charlotte mit dir bei dem Abendessen geflirtet hat. Da kannst du mir doch jetzt nicht erzählen, dass du davon ausgegangen bist, dass diese SMS rein geschäftlich war! Außerdem hatte die SMS doch einen ziemlich verbindlichen Ton, oder? Also entweder erzählt du mir jetzt die Wahrheit, oder du kannst es gleich bleiben lassen.“
Wenn ich jetzt nicht aufpasse, bekomme ich genau das was Susanna mir prophezeit hat: Er wird dafür sorgen, dass er so gut wie möglich dabei wegkommt.
„ Ähh , ja. Kann schon sein, dass sie ein wenig geflirtet hat. Aber das war so ihre Art an diesem Abend. Mit den anderen anwesenden Männern hat sie es ganz genauso gemacht. Es war jetzt wirklich nicht so, dass es offensichtlich und nur auf mich gerichtet war. Vielleicht hat Susanna das so empfunden – sie hatte ja schon alle Sender auf Hass in Richtung Charlotte gestellt.“
„Jetzt lass Susanna da mal raus. Weiter zur SMS. Was hast du darauf geantwortet?“, fragt Kristin.
„ Erstmal gar nichts. Am nächsten Tag bekam ich dann noch eine von ihr. Ob wir uns in München noch kurz auf einen Kaffee treffen könnten.“
„Und dann hast du dich mit ihr getroffen?“ Kristins Magen zieht sich zusammen.
„Nein, ich habe ihr geantwortet, dass ich keine Zeit habe und am gleichen Tag weiter nach Frankfurt muss.“
„Das war alles?“
„OK, ich habe ihr geantwortet, dass ich mich gefreut habe, sie kennen zu lernen. Darauf hat sie mir damals geantwortet, sie würde mich bereits kennen – durch Sophie, aus ihrer New Yorker Zeit.“
„Du kanntest sie schon?“, fragt Kristin verwirrt.
„Das sagte sie. Aber ich konnte mich daran nicht erinnern. Ich war mal vor Ewigkeiten bei Sophie zu Besuch in New York. Damals hatte ich gerade den Job in Frankfurt bekommen. Sophie war relativ neu in New York. Sie hatte gerade ihren späteren Mann kennengelernt. Das muss vor, lass mich mal überlegen … Ja genau – vor ungefähr 12 oder 13 Jahren gewesen sein. Wir sind mal abends zum Essen gegangen und da waren auch noch ein paar andere Freunde von Sophie und Thomas dabei. So hieß ihr Mann doch, oder nicht?“
Kristin muss selbst kurz überlegen. „Ja, doch. Thomas, das stimmt schon. Weißt du noch wie der aussah? Auf der Straße würde ich den jedenfalls nicht wiedererkennen“, sagt sie nach kurzem Zögern.
Peter und sie hatten nie näher mit ihm zu tun gehabt. Damals als sie beide nach New York kamen, lebten Sophie und ihr Mann zwar noch zusammen, aber sie trennten sich dann relativ bald. Elisa war noch ganz klein gewesen.
„Sophies Mann haben wir ja eigentlich nie wirklich kennengelernt. Eigentlich doch merkwürdig“, sagt Kristin.
„Ich fand den Kerl von Anfang an seltsam. Auch schon damals als ich nur zu Besuch da war. Als wir dann nach New York gezogen sind, war es doch immer nur Sophie, die bei uns vorbeikam. Dieser Thomas hatte immer irgendeinen wichtigen Abgabetermin für irgendeines seiner Bücher. Ich glaube, er wollte mit uns einfach nichts zu tun haben. Wahrscheinlich, weil wir nicht aus der Schriftstellerszene stammten.“
Peter steht die Abneigung über Sophies Ex-Mann ins Gesicht geschrieben.
„OK Peter, ist ja auch eigentlich egal. Das ist nicht unser Thema. Das ist Sophies Geschichte und über die schweigt sie sich ja aus. Zurück zu
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