München Manhattan #1
Elisas Stimme damals im Zoo gehört. Ich habe euch gesehen. Und da hat mich die nackte Panik ergriffen. Ich wusste, dass du mir das nicht einfach so verzeihen wirst. Ihr wart sofort weg und ich habe Charlotte angeschrien. Und dann bin ich gelaufen. Stundenlang durch die Stadt. Immer und immer wieder habe ich mir überlegt wie ich dir das erklären soll. Und auch ob du mir verzeihen kannst. Oder ob meine Ehe und meine Familie jetzt für immer verloren sind. Irgendwann habe ich dann allen Mut zusammengenommen und bin nach Hause gegangen. Und da warst dann du. So wütend. Aber du warst wenigstens da. Ich hatte schon Angst gehabt, du hättest sofort deine Sachen gepackt und wärest mit Elisa verschwunden.“
Peter fährt sich hektisch durch seine dichten, fast schwarzen Haare.
„War ich ja nun aber nicht. Dafür warst du ja eigentlich gleich wieder weg. Und das die ganze Nacht“, sagt Kristin.
„Ja, aber das wollte ich ja gar nicht.“
Aha. Genau. Er wäre ja viel lieber bei mir geblieben.
Sie muss fast schmunzeln. Aber nur fast. Mal sehen was jetzt für eine Erklärung kommt. Kristin schweigt einfach und schaut Peter abwartend an. Peter sieht jetzt aus wie ein Häufchen Elend. Stockend beginnt er wieder zu reden.
„Diese SMS. Das hast du ja auch mitgekriegt. Natürlich wusste ich von wem die war. Und die habe ich ja nicht beantwortet. Und das – das war ein Fehler. Denn dann kam ja schon die zweite. Die ich dann gelesen habe. Und darin stand in etwa: Stehe unten vor deinem Haus, wenn du nicht sofort runterkommst, komme ich hoch. Oder so ähnlich. Die Vorstellung von Charlotte bei uns oben in der Wohnung zusammen mit dir? Das musste ich verhindern! Also bin ich runtergegangen. Ich wollte sie wegschicken. Aber dann …“
„Aber dann, konntest du deine Geliebte doch nicht wegschicken?“ Kristin würde ihm am liebsten ihr unberührtes Rotweinglas in sein Gesicht schütten. Sie kann sich aber gerade noch zurückhalten. Was soll denn jetzt diese melodramatische Wendung?
Peter schüttelt den Kopf. „Sie stand unten vor der Tür. Völlig außer sich. Hat mich angeschrien. Sie hat immer wieder davon geredet, dass Männer Schweine sind und kein Mann dieser Erde es wagen kann, mit ihr zu machen was er will. Ich habe versucht sie zu beruhigen. Erfolglos. Ich wollte sie nur weghaben aus unserer Straße, aus unserem Eingang. Also habe ich ein Taxi angehalten. Sie da rein geschoben. Sie sollte nur weg, schnell nach Hause in ihre Wohnung. Das Taxi wollte losfahren und schon hatte sie die Tür wieder aufgerissen. Da habe ich Panik bekommen. Ich bin zu ihr in den Wagen gestiegen. Ich durfte nicht zulassen, dass sie wieder aussteigt. Im Taxi hat sie weiter geschrien. Wie eine Irre. Der Taxifahrer hat mir gesagt, wenn sie nicht aufhört müssen wir aussteigen. Also habe ich versucht, sie zu beruhigen. Habe ihr gesagt, alles wird wieder gut. Keine Ahnung was sie da rein interpretiert hatte. Aber sie hat aufgehört zu schreien.“
Peter nimmt noch einen Schluck Wein.
„Und dann kamen wir bei ihrem Haus an. Ich wollte sie nur hochbringen. Ich wollte sicher sein, dass sie in ihrer Wohnung ist. Ich habe sie also an der Wohnungstür abgesetzt und dann – dann ging das hysterische Schreien wieder los. Also bin ich mit ihr in die Wohnung gegangen. Ich wollte nur, dass sie sich beruhigt. Aber das hat sie nicht. Sie hat mir verkündet, dass sie jetzt Bob anrufen würde. Du weißt wer das ist?“
Kristin zeigt keine Regung. Sie ist nur noch sprachlos angesichts dieser Geschichte.
„Bob ist einer der Partner bei uns. Er war wohl früher mit ihren verstorbenen Eltern befreundet. Auf jeden Fall drohte sie mir damit, dass sie ihm sagen würde, dass ich sie vergewaltigt hätte. Im ersten Moment war ich einfach nur schockiert. Aber dann habe ich ihr gesagt: Mach doch! Es war mir auf einmal egal ob ich meinen Job verliere. Ich wollte einfach nur weg von dieser Irren.“
Peter schüttelt den Kopf. „Und dann ist sie völlig ausgerastet. Bob und die Firma waren auf einmal kein Thema mehr für sie. Sie hat mir gesagt, dass sie dir und Elisa etwas antun würde. Dass sie euch umbringen würde!“
Kristin stockt der Atem während Peter weiterredet.
„Eigentlich hätte ich daraufhin sofort die Polizei rufen müssen. Aber ich war nach dieser Drohung wie gelähmt. Ganz ehrlich, auf den Gedanken Polizei bin ich gar nicht gekommen. Ich hatte nur noch Angst um euch. Und deswegen blieb ich bei ihr. Denn wenn ich auf sie aufpasste, konnte sie
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