München Manhattan #1
Telefon:
BITTE VERZEIH MIR.
KÖNNEN WIR HEUTE ABEND
REDEN WENN DIE KINDER
IM BETT SIND? ES TUT MIR
ALLES SO LEID!
Senden.
SONNTAGABEND 21 UHR
Susanna hört Roberts Schlüssel in der Tür. Er ist nach Hause gekommen. Ein Glück.
Soll ich jetzt aufstehen und ihm entgegengehen? Soll ich hier im Wohnzimmer sitzen bleiben und cool sein?
Susanna steht auf und geht in Richtung Tür. Robert ist schon reingekommen und hängt seinen Mantel auf. Er sieht nicht hoch, sondern hebt den Ordner auf, den er auf die Treppe gelegt hat und quetscht sich an Susanna vorbei ins Wohnzimmer. Er macht keine Anstalten, sie zu berühren.
„Robert …?“
Er schweigt und setzt sich aufs Sofa. Er zieht sich eine Wolldecke über die Beine und starrt aus dem Fenster. Dann räuspert er sich.
„Setz dich, Susanna. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Geht es denn Kindern gut? Ja? Schön. Vielen Dank für deine SMS. Ich war den ganzen Tag im Büro. Ich bin den Ordner mit den Bankunterlagen durchgegangen. Ich denke, wir kriegen das hin. Ich habe ja am Montag sowieso einen Termin mit Herrn Krings von der Bank. Ich habe ein gutes Einkommen, da können wir unsere Schulden nach und nach abstottern.“
Roberts Stimme ist matt – als wäre er ein alter Mann und nicht Anfang vierzig.
„Oh, Robert! Ich bin so froh, dass du das sagst. Wir schaffen das schon. Und es tut mir wirklich so leid. Vielleicht arbeite ich auch wieder. Eine transatlantische Tour im Monat, da bin ich doch nur vier Tage weg.“
„Und die Kinder, Susanna? Wer passt auf die Kinder auf? Ach, meinetwegen. Wie du willst. Ich ertrage es auch nicht, dass du so unglücklich bist.“
Ihre Blicke treffen sich. Susanna möchte sich schon auf ihn zu bewegen. Sie ist so glücklich und erleichtert – vielleicht wird doch noch alles gut?
Aber Robert hat noch etwas auf dem Herzen und spricht nun mit etwas bestimmterer Stimme.
„Eins ist klar, mein Engel. Auch wenn du wieder arbeiten gehst und auch wenn wir das nächste Woche mit der Bank klären, dann sind wir immer noch mit 20.000 in der Kreide. Und du weißt was das heißt, Susanna? Kein Shoppen mehr!“
„Ja natürlich, das ist mir klar. Aber du musst mir auch versprechen, dass du nie wieder unser Geld einfach so an der Börse verzockst .“
„Das ist doch was total anderes, Susanna! Ich habe das für uns getan. Für unsere Familie. Nicht nur für mich. Ich bin nicht in die Stadt bummeln gegangen und habe dort die Wirtschaft angekurbelt!“
„Nein, mein Lieber. So einfach kommst du jetzt nicht davon. Warum hast du das denn getan? Warum hast du diese Investition nicht mit mir besprochen? Du hast alles was diese Familie besessen hat als Spielgeld eingesetzt. Und dabei ging es dir doch gar nicht um unsere Familie. Es ging um dein Ego.“
Robert springt empört vom Sofa auf und wirft die Decke wütend auf den Boden. „Mein Ego? Spinnst du? Ich versuche unser Haus und unser Vermögen zu retten und du …“
„Robert. Jetzt hör mir mal zu. Jetzt unterbrich mich nicht schon wieder! Ich will dich nicht verletzen, aber ich muss es dir einfach mal sagen. Sonst steht das immer zwischen uns. Du hast echt ein Problem. Irgendwie hast du wohl das Gefühl, du alleine reichst mir nicht und du musst mir und den Kindern mehr bieten als du kannst, dabei …“
Robert unterbricht sie schroff. „Wie scharfsinnig von dir. Warum habe ich wohl dieses Gefühl? Wer gibt mir das Gefühl denn? Du, Susanna! Ich schufte mir den Buckel krumm und tue alles um endlich Partner in der Kanzlei zu werden, und du hast nichts Besseres zu tun, als das Geld unter die Leute zu bringen …“
„Aber das versuche ich dir doch gerade zu erklären, Robert. Ich brauche diese ganzen Sachen gar nicht.“
„Und warum hast du das ganze Zeug dann gekauft? Ich habe diese Klamotten auch noch nie an dir gesehen!“
„Genau das wollte ich dir gestern erklären, aber du hörst mir ja nie zu.“
„Ach, geht es jetzt wieder darum, dass ich dich nicht leidenschaftlich genug küsse?“
„Was heißt hier leidenschaftlich genug ? Du gibst mir genau zwei Küsse jeden Tag. Einen morgens, wenn du das Haus verlässt, und einen abends, wenn du mir Gute Nacht sagst. Leidenschaftlich kann man das wirklich nicht nennen.“
Robert steht auf und schüttelt den Kopf. „Ich kann mir das hier nicht mehr anhören, Susanna. Mir platzt gleich der Kopf. Ich gehe hoch ins Bett. Ich möchte heute nicht mehr mit dir reden. Morgen früh treffe ich mich mit dem Banker
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