München Manhattan #1
euch nichts antun. Es war die schlimmste Nacht meines Lebens. Gegen morgen hatte sie sich beruhigt und war wieder ganz normal. Als ob nichts passiert wäre. Als ob es die letzte Nacht nie gegeben hätte.“
Peter atmet schwer und blickt zu Kristin, deren Mund mittlerweile vor Staunen über die grotesken Konsequenzen von Peters Fehltritt offen stehen geblieben ist.
„Du bist dann abgereist“, sagt Peter. „Und so verzweifelt ich darüber war, irgendwie war ich auch erleichtert. Ihr wart weg aus New York und nicht mehr in ihrer Nähe. Sie hat sich die nächsten zwei Tage krankschreiben lassen. Am Samstag hat sie mich dann um ein Treffen gebeten. Ich bin mit ihr Essen gegangen, obwohl ich sie eigentlich nie wieder sehen wollte. Aber zum einen arbeitet sie mit mir in einer Abteilung, und zum anderen wollte ich wissen, ob sie sich wirklich wieder beruhigt hat. Sie war auch ruhig. Aber meiner Ansicht nach etwas zu ruhig. Ich habe versucht ihr zu erklären, dass wir keine Zukunft haben. Ich glaube sie hat mir überhaupt nicht zugehört. Sie hat mir an dem Abend dreimal gesagt, dass es sich zeigen wird, was die Zukunft bringen wird. Seitdem gehe ich ihr, so gut es in einem Büro geht, aus dem Weg.“
Peter schaut Kristin an. Sie kennt ihn. Und sie sieht an seinem Gesichtsausdruck, dass das was er eben erzählt hat, die Wahrheit ist.
Jetzt nimmt Kristin einen Schluck von ihrem noch unberührten Rotwein. Wo sind sie da nur hineingeraten? Sie trinkt und sagt nichts.
„Kristin, bitte glaube mir. Das ist wirklich so passiert.“ Peter schaut sie verzweifelt an.
Was empfindet sie jetzt? Wut und Hass? Er hat zwar etwas absolut Unmögliches getan, aber in den Fängen einer Irren zu landen? Sind sie jetzt alle in Gefahr? Ein beklemmendes Gefühl steigt in ihr hoch.
„Peter, ich glaube dir. Das heißt nicht, dass ich dir verzeihe. Aber was sollen wir denn jetzt tun? Glaubst du, sie könnte Elisa etwas antun?“
„Ich denke, dass sie im Moment damit beschäftigt ist, meine Karriere zu ruinieren. Ich glaube nicht, dass ihr in Gefahr seid.“
„Aber sie war in unserer Wohnung! Oder glaubst du immer noch, dass ich mir diesen überfüllten Aschenbecher und dieses Post- it nur eingebildet habe?“, fragt Kristin.
„Aber sie hat mir versichert, dass sie nicht dort war“, entgegnet Peter.
„Und das glaubst du ihr einfach so? Vielleicht solltest du mal Sophie fragen. Vielleicht weiß sie ja etwas. Sie ist doch ihre Freundin und außerdem mailst du doch jeden Tag mit ihr.“
Und da wären sie wieder bei Sophie.
„Mit Sophie habe ich schon seit einigen Tagen nicht mehr gemailt. Ich weiß wirklich nicht was die mit dieser Verrückten verbindet. Ich bin vorsichtig geworden. Daher habe ich auf ihre Mails nicht mehr reagiert.“
„Na ja, Sophie verbindet mit Charlotte mehr als gut für sie ist“, sagt Kristin nachdenklich.
„Was meinst du denn jetzt damit?“, fragt Peter.
Soll sie ihm diese Erpressungsgeschichte erzählen? Sie hat Sophie geschworen, es keinem Menschen zu sagen. Die Einzige, die davon weiß, ist Susanna. Und die hat sich darüber so aufgeregt, dass das dann mit Anna passiert ist. Auf jeden Fall glaubt Sophie das.
Soll sie Peter das Geheimnis ihrer Freundin verraten? Ist Sophie denn eigentlich wirklich ihre Freundin? Sicher ist sie sich schon länger nicht mehr. Und weiß Peter nicht sowieso schon davon? Schließlich stehen er und Sophie doch in so engem Kontakt.
„Ich meine die Stalking Sache, in der Sophie mit drin hängt.“
Jetzt ist es raus.
„Was für eine Stalking Sache?“
„Die Sache aus der Sophie Charlotte rausgehauen hat. Charlotte hatte wohl so einem Typen nachgestellt und total belästigt. Der hatte sie dann angezeigt. Und Sophie hat vor Gericht unter Eid zu ihren Gunsten falsch ausgesagt. Die Sache wurde dann fallengelassen. Aber das weißt du doch sicher. Wo du so einen engen Kontakt zu Sophie pflegst.“
„Davon weiß ich gar nichts“, sagt Peter. „Ich weiß nur von einem Internet-Eintrag über einen fallengelassenen Stalking Fall. Den Link hat mir mal meine Schwester zukommen lassen. Sie hat …“
Kristin unterbricht Peter schroff.
„Ja Peter, ich weiß, dass du Susanna mal versehentlich eine Liebes-SMS hast zukommen lassen. Und ich weiß auch, dass sie dann Internet-Recherchen über Charlotte angestellt hat. Und da bist du nicht hellhörig geworden?“
„Nein, die Sache wurde doch fallengelassen. Aber nachdem was ich jetzt selber mit Charlotte durchgemacht habe,
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