München Manhattan #1
erleichtert.
Sie deutet auf das Telefon und sagt zu Jossie : „Schätzchen, wir machen später mit deinem Referat weiter, OK?“
„Ist gut, Mommy . Du musst ja sowieso erst die Fotos raussuchen. Ich geh dann mal, habe mich mit Tobias zum Fußballspielen verabredet.“
Und weg ist er.
Sophie nimmt das Gespräch an. Das hätte sie sich auch schenken können. Ein Kunde, der eine geplante Feier storniert. Schlechte Wirtschaftslage.
Sie sitzt in ihrer Küche und starrt ins Leere. Soll sie wirklich die Fotos aus der New Yorker Zeit rauskramen?
Sophie kann auf einmal nicht mehr still sitzen. Sie fühlt sich wie ein Tiger im Käfig. Sie muss sich erstmal beschäftigen. Auf andere Gedanken kommen. Den Gedanken an die Fotos ganz weit weg schieben. Da wird sie sich später mit befassen. Am besten sie lenkt sich mit Kochen ab. Gestern Morgen war ihr eine Idee für ein Muskat-Fenchel-Sorbet gekommen.
Ja, das Gericht probiere ich jetzt mal aus. Habe ich alle Zutaten im Haus? Gavin und die Kinder können dann mal wieder meine Testesser sein.
Sie steht auf und geht zum Kühlschrank. Jemand rennt den Flur entlang. Was hat Jossie denn jetzt wieder vergessen? Oder ist es Freddy?
„Ich habe phantastische Neuigkeiten!“ Gavin stürmt in die Küche und wirbelt Sophie durch die Luft.
„Was denn für phantastische Neuigkeiten?“
„Ich werde Samstag in vier Wochen in New York in einem Club auftreten. Ist das nicht toll?“ Gavin strahlt über das ganze Gesicht. Wie ein kleiner Junge, der vor dem Weihnachtsbaum steht.
Schon wieder New York. Wenigstens will er keine alten Fotos.
„Das ist ja super, Gavin“, antwortet Sophie. „Das freut mich total. Aber jetzt lass mich wieder runter.“
Er setzt sie ab. „Und weißt du was?“ Er redet aufgeregt weiter. „Ich habe mir gedacht, wie wär’s, wenn du mitkommst? Ein verlängertes Wochenende in New York. Nur wir beide. Mein Ticket und das Hotel bezahlt die Plattenfirma. Dann müssen wir nur noch dein Ticket zahlen und das werden wir ja wohl noch hinbekommen.“
„New York?“ Sophie weicht einen Schritt von Gavin zurück.
„Ja genau, die Stadt, in der du früher mal gewohnt hast. Du warst doch selbst schon seit Jahren nicht mehr da. Du kannst mir dein New York zeigen. Ach ja, und außerdem ist es eine sehr gute Gelegenheit, das mit Kristin wieder ins Reine zu bringen. Und mein Schatz, das musst du. Ich sehe doch wie du darunter leidest, dass zwischen euch etwas nicht stimmt.“
„Ja aber, der Catering Service …“
„Kein Problem! Ich habe schon in deinem Terminkalender nachgesehen. An dem Wochenende steht noch nichts drin.“
„Und wenn ich kurzfristig einen Auftrag bekomme?“
„Dann sagst du halt mal, dass du bereits ausgebucht bist.“
„Aber das kann ich mir doch gar nicht leisten.“
„Schatz, ich habe einen Plattenvertrag und einen Gig in einem New Yorker Club. Nicht irgendwo mein Schatz! Sondern in New York! Wir können es uns leisten, auch mal nein zu sagen.“ Gavin ist so euphorisch und Sophie kann nicht anders als sich mit ihm zu freuen. Aber ausgerechnet New York ?
„Gavin, ich will nicht nach New York“, sagt sie nach einer Weile.
„Warum denn nicht?“ Jetzt sieht er aus wie der kleine Junge, der das erhoffte Spielzeug doch nicht zu Weihnachten bekommen hat.
„Ich kann da nie wieder hin.“ Sophie muss sich von ihm abwenden. Sie kann ihm jetzt nicht in die Augen sehen. Gavin dreht sie zu sich. Er sieht sie direkt an.
„Geht es schon wieder um diese bekloppte Charlotte? Sophie, jetzt reicht es wirklich.“
„Es geht nicht nur um Charlotte“, sagt Sophie leise.
„Erzählst du mir jetzt was damals passiert ist?“, fragt Gavin zärtlich.
„Ich kann nicht. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich dir alles über mich erzählen werde, aber nicht was damals in New York passiert ist.“
Gavin nimmt Sophie in die Arme und drückt sie ganz fest an sich. „Schatz, was immer geschehen ist, du musst es mir irgendwann erzählen. Das musst du für uns tun.“
„Aber das hat doch alles gar nichts mit dir zu tun.“
„Dennoch lebe ich damit, dass du mir etwas verschweigst. Und das belastet mich.“
Nein. Darüber will sie nicht sprechen. Das hat sie ihm von Anfang an gesagt. Und dabei wird es bleiben. Sophie rennt aus der Küche. Gavin ist mit einem Satz bei ihr und hält sie am Arm fest.
„Sophie, du musst dich dem, was war, irgendwann einmal stellen. Was auch immer es war. Und dazu musst du wahrscheinlich sogar in diese Stadt
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