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München Manhattan #1

München Manhattan #1

Titel: München Manhattan #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Vollmann
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gestern geschickt habe? Bitte Robert. Du musst mir einfach sagen …“
    „Susanna, wo bist du überhaupt? Das ist keine New Yorker Vorwahl hier in meinem Display. Wo sind die Kinder? Susanna, ich warne dich. Ich habe es schon Kristin gesagt: Du kannst nicht einfach …“
    Susanna unterbricht Roberts immer lauterwerdenden Wortausbruch. „Ich bin in dem Haus von Sue und Jack am Meer. Die kennst du doch noch. Die Freunde von Peter und …“
    „Nein, die kenne ich nicht.“
    „Natürlich kennst du die. Ich habe dir doch schon oft …“
    „Am Meer, sagst du?“ Robert unterbricht sie. „Was soll das denn?“
    „Jetzt hör mir doch zu. Ich will mich nicht streiten. Bitte. Ich liebe dich. Wenn du mich auch liebst, dann lies bitte meine Mail.“ Robert schweigt.
    „Robert, bitte sag ja. Dann lege ich auf. Ich wollte wirklich nicht, dass es so weit kommt. Aber so wie die Dinge zwischen uns waren, konnte ich auch nicht einfach weiter machen. Es tut mir leid, wenn ich deine Gefühle verletzt habe. Robert? Bist du noch da?“
    „Susanna, du bist einfach abgehauen. Das ist so ein wahnsinniger Vertrauensbruch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine E-Mail daran etwas ändern kann. Aber ich werde sie lesen, OK? Und jetzt lass mich bitte in Ruhe!“
    Und die Verbindung ist getrennt. Er hat einfach aufgelegt. Wird er verstehen was sie geschrieben hat? Wird er ihr glauben? In der Mail hat sie versucht, ihm alles zu erklären. Warum sie raus musste. Aber auch wie sehr sie ihn liebt, und wie sehr sie sich nach seiner Nähe sehnt. Und auch wie sehr ihr die Liebesbeziehung zu ihm fehlt. Eine Beziehung, die sie so intensiv gelebt hatten, bevor die Kinder da waren.
    Susanna sinkt in den Sessel vor dem Kamin im Wohnzimmer. Das Gespräch mit Kristin geht ihr nicht mehr aus dem Kopf.
     
    ***

EINGESCHNEIT IN VERMONT
    MÜNCHEN. SONNTAG 21 UHR
     
    Sophie schleppt den Küchenstuhl ins Wohnzimmer ihrer Wohnung. Jetzt hat sie schon überall nach den Fotos für Jossies Referat gesucht. Sie können nur noch oben auf dem Manufaktum -Regal in der großen Schachtel mit ihren Hochzeitsschuhen liegen.
    Ihre Hochzeit vor 13 Jahren. Wie es Sophie graust, diese Kiste aufzumachen. Und gleichzeitig freut sie sich, endlich mal wieder Babyfotos von ihren Jungs zu sehen.
    Das kann es ja auch nicht sein. Nur weil ich den Anblick von Thomas nicht ertrage, habe ich immer noch nicht die Babyalben meiner Kinder fertiggeklebt.
    Sophie ärgert sich über sich selbst und zieht den Stuhl deshalb etwas zu schwungvoll um die Ecke ins Zimmer. Ein dumpfer Knall – jetzt hat sie aus dem Lack der raumhohen Wiener Flügeltür auch noch ein richtig großes Stück herausgebrochen. So ein Ärger.
    Jetzt habe ich noch nicht mal diese blöde Fotokiste gefunden und mir geht schon das Messer in der Tasche auf. Das kann nicht so weiter gehen. Jetzt, wo Jossie wissen möchte, wieso er seinen Vater nicht mal besuchen darf.
    Natürlich wusste Sophie immer, dass sich ihre Kinder eines Tages nach ihrem Vater erkundigen würden.
    Aber die Realität fühlt sich nun mal ganz anders an als alle theoretischen Szenarien, die sie sich bis jetzt zusammengesponnen hat. Dass es sich anfühlen würde, als wäre sie in den Magen geboxt worden, wenn Jossie den Kontakt zu seinem Vater einfordert, das hätte sie nicht erwartet.
    Und jetzt kommt alles zusammen. Was ist bloß los? Warum steht New York auf e inmal bei allen ganz oben auf der Liste? Gavin will, dass sie mitkommt, weil er sie dabei haben will, wenn er seinen Auftritt hat. Das ist ja eigentlich wunderschön. Und Jossie ? Warum kann er nicht ein Referat über Sydney oder Ouagadougou halten? Warum ausgerechnet New York? Und warum ausgerechnet jetzt?
    Sophie klettert auf den Stuhl, den sie endlich an die richtige Stelle gerückt hat, ohne noch mehr von dem altehrwürdigen Türrahmen zu beschädigen, und steigt hoch. Es reicht nicht. Sie muss noch ein paar Lexika auf den Stuhl legen, bevor sie mit ihren Fingern die Kiste zu greifen bekommt.
    Sie stellt die Kiste vor sich auf den Boden und wartet. Ihr Herz klopft bis zum Hals. Sie fühlt sich wie Pandora, die im antiken Griechenland vor einer ähnlichen Entscheidung stand. Nur, dass Pandora damals die freie Wahl hatte. Sophie hat sie nicht. Sie ist von den Umständen gezwungen, sich ihrer Vergangenheit – oder wenigstens den Erinnerungen an ihre Vergangenheit – zu stellen. Sie hebt den Deckel und blättert in den Fotos.
    Meine Güte, was hatte sie denn da an? Und Thomas. So jung

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