München Manhattan #1
fahren. Du musst die Geister der Vergangenheit vertreiben. Sie können nicht dein Leben bestimmen. Und außerdem bin ich doch bei dir. Ich liebe dich und du kannst mir vertrauen. Das weißt du doch. Ich bin auf deiner Seite, Sophie.“
Sophie schaut ihn zweifelnd an.
Ob er das auch noch sagen würde, wenn er wüsste …
***
ALLEIN IM COTTAGE
EINE STUNDE NÖRDLICH VON MANHATTAN. SAMSTAG 21 Uhr
Anna und Tom schlafen tief und fest. Nach einem ganzen Tag an der frischen Meeresluft sind sie vollkommen erschöpft. Eigentlich wollte Susanna vorhin noch mal in das kleine Mamaroneck Village gehen, um dort bei einem Diner mit den Kindern zu abend zu essen. Aber als sie vom Muscheln sammeln in Sues und Jacks Cottage zurückgekehrt waren, hatten die Kinder erst noch gebadet. Und schon in der Badewanne waren dem kleinen Tom fast die Augen zugefallen.
Susanna ist froh, dass die beiden wenigstens noch jeder einen Pancake gegessen haben. Danach war die Stimmung aber auch schon gekippt, und sie hatte die beiden ohne Umwege einfach ins Bett gelegt.
In zwei dicke Wolldecken gewickelt sitzt sie in dem Schaukelstuhl auf der Porch des idyllischen kleinen Ferienhauses. In ihrer rechten Hand hält sie eine Tasse indischen Chai -Tee. Ihr Blick folgt dem aufsteigenden Dampf des heißen Tees. Die eiskalte Meeresluft tut gut, und dank Sues Wintermantel und der Handschuhe und Mütze, die sie im Schrank gefunden hat, ist ihr auch nicht kalt.
Überhaupt ist dieses kleine Ferienhaus besser ausgestattet, als ihr Haus in München. Hier gibt es einfach alles. Zwei unheimlich geschmackvoll eingerichtete kleine Gästezimmer, mit amerikanischen Queensize -Betten – und das Elternschlafzimmer hat sogar ein Ensuite -Badezimmer mit Jacuzzi.
Tiffany’s Zimmer ist der Traum jedes kleinen Mädchens. Mit zwei Ladenfenstern, die sich nach oben aufschieben lassen, einem Himmelbett und einem kleinen weißen Schminktischchen, sieht es aus wie auf einem Hollywood Filmset.
Das Wohnzimmer und die Küche im Erdgeschoss sind einfach nur kuschelig. Überall Sessel, Decken und ein schöner hoher Kamin, verziert mit alten Fotos. Alles im gedeckten Grau-Weiß-Farbmuster des Cottages, mit seiner weißgetäfelten Holzfassade. Wirklich allerliebst. Und trotzdem hochmodern – so wie die Stereoanlage, das dezente Notebook auf dem antiken Sekretär mit WLAN und der in die Wand eingefasste Flachbildschirm. Sue und Jack geht es eindeutig sehr gut.
Es ist einfach nur göttlich ruhig in Mamaroneck / NY – das kleine Dorf nur eine Autostunde nördlich von Manhattan, auch ‚The friendly Village ’ genannt. Genau diese Stimmung genießt Susanna. Wie gut, dass sie Jack am Mittwoch getroffen hat. Und wie gut, dass ihr Bruder sie auch sofort hatte herfahren können. Er war bis zum Abend geblieben, hatte ihr den Ort gezeigt und war mit ihr amerikanisch einkaufen gegangen, d.h. sie muss eigentlich erst übernächste Woche wieder in einen Supermarkt.
Susanna nimmt einen Schluck ihres Tees. Jetzt fehlt zu ihrer Idylle eigentlich nur noch Robert. Gestern Abend hatte sie ihm eine lange E-Mail geschrieben.
Sie hat so sehr gehofft, dass er sich darauf melden würde. Aber als sie vorhin in ihre Mailbox geschaut hat – nichts.
So kann das nicht weitergehen. Ich muss ihn sprechen. Und ich muss endlich wissen, wie die Gespräche mit der Bank gelaufen sind.
Susanna steht auf und geht ins Haus. Sie wird ihn jetzt nochmal anrufen. In München ist es jetzt tief in der Nacht. Da wird er doch wohl zuhause sein! Wahrscheinlich schläft er schon. Obwohl … Robert geht oft sehr spät ins Bett.
Sie wählt und wartet, während sie sich aus den Wolldecken und Sue’s Mantel schält. Nervös geht sie im Wohnzimmer auf und ab. Und tatsächlich. Robert hebt ab. Er klingt als ob er schon geschlafen hätte.
„Ja?“
„Robert …“, flüstert Susanna.
„ Hmmm ?“
Vielleicht ist er noch nicht ganz wach? Hoffentlich redet er mit mir!
„Robert, mein Engel. Ich bin‘s. Susanna.“
„Susanna … Jetzt nicht. Ich schlafe schon. Kannst du nicht …“
Susanna unterbricht Robert. „Du musst mir zuhören. Du musst mich verstehen. Du musst …“
„Susanna. Du rufst mich mitten in der Nacht an, nachdem wir eine Woche nichts voneinander hören und jetzt muss ich irgendwas? Ich glaube ich höre nicht richtig. Ich will nicht mit dir reden. Und schon gleich gar nicht jetzt mitten in der Nacht.“
„Robert. Jetzt hör mir doch mal kurz zu. Hast du die Mail gelesen, die ich dir
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